Sparkasse kündigt 2800 Sparverträge
Die Sparkasse HRV will frühzeitig Sparverträge loswerden, darunter auch bei Kunden in Hilden. Die Verbraucherzentrale rät Betroffenen zum Widerspruch.
HILDEN Das Ehepaar Schulz (Name durch die Redaktion geändert) ist enttäuscht. Im Mai wurde ihm durch die Sparkasse Hilden-Ratingen-Velbert (HRV) ihr Prämiensparvertrag gekündigt. Den hatte das Ehepaar vor rund 20 Jahren abgeschlossen, eigentlich wäre die Laufzeit erst in sieben Jahren zu Ende. „Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben sich seit Ihrem Vertragsschluss grundlegend geändert. Die aktuelle Zinslage an den Kapitalmärkten, die Zinspolitik der EZB sowie deren Auswirkungen auf den Geschäftsbetrieb der Geldinstitute haben sich zu einem weitgehenden Wegfall von Guthabenzinsen für Spareinlagen geführt. Mit einer Änderung der Zinssituation ist absehbar nicht zu rechnen“, heißt es in dem Schreiben der Sparkasse HRV an das Ehepaar.
Bei den Prämiensparverträgen handelt es sich um eine besondere Geldanlage, bei der sowohl Zinsen als auch eine jährliche Geldprämie gezahlt werden. Wie hoch die Prämie ausfällt, hängt letztlich von der Sparrate und der Vertragsdauer ab. Der Kunde kann diesen Vertrag jederzeit kündigen, um über sein Kapital zu verfügen. Das Produkt „Prämiensparen“wird aber nur noch von wenigen Sparkassen angeboten, wie die Sparkasse auf ihrer Homepage mitteilt. Dies begründet das Geldinstitut mit dem Niedrigzinsumfeld.
Rund 2800 solcher Prämiensparverträge hat die Sparkasse HRV im März und April gekündigt, wie die Sparkasse bestätigt. Das Ehepaar Schulz aus Hilden ist somit kein Einzelfall. Die Sparkasse HRV stützt sich dabei auf ein Urteil des
Bundesgerichtshofs, das Kreditinstituten ein Kündigungsrecht zustehe, wenn die höchste Prämienstufe erreicht wurde (meist nach 15 Jahren) und die Verträge unbefristet geschlossen wurden. „Während andere Banken bereits vor geraumer Zeit die Sparverträge gekündigt haben, haben wir lange gezögert, diesen Schritt zu gehen. Diese Zinsentwicklung war vor vielen Jahren auch für Experten nicht abzusehen“, teilt ein Sprecher der Sparkasse HRV mit. Außerdem sinke mit Erreichung der höchsten Prämienstufe die Rendite des Vertrages mit jeder weiteren Einzahlung. „Daher haben wir unseren Kundinnen und Kunden ein auf sie zugeschnittenes Beratungsangebot unterbreitet, das bei vielen gut ankommt“, führt der
Sprecher weiter aus.
Auch die Verbraucherzentrale hat registriert, dass Anfang des Jahres zahlreichen Kunden die Sparverträge gekündigt worden sind. Im Raum Hilden, Solingen, Langenfeld und Leverkusen haben sich demnach mehr als 100 Menschen an die Verbraucherzentrale gewandt. „Jeder Vertrag ist anders und sollte rechtlich geprüft werden“, sagt Andreas Nawe, Leiter der Beratungsstelle Langenfeld, die auch für Hilden zuständig ist. Daher rät er den Betroffenen,
der Kündigung schriftlich zu widersprechen. Im Einzelfall sollte dann entschieden werden, wie weiterverfahren wird. „Achten Sie dabei auch die Verjährung: Die Frist endet drei Jahre nach Erhalt der Kündigung.“
Zahlreiche Prämiensparer sind nach Erhalt der Kündigung enttäuscht. „Wir haben daraus die Konsequenz gezogen und nach nahezu 40 Jahren die Zusammenarbeit mit der Sparkasse beendet. Eine Vertrauensgrundlage ist nicht mehr gegeben“, berichtet das Ehepaar Schulz: Wenn der Sohn des Rentner-Ehepaares nicht bauen würde, und sie ihn nun unterstützen wollen, hätte es vermutlich rechtliche Schritte gegen die Kündigung eingeleitet.