Rheinische Post Hilden

Skandalöse­s Chaos am Flughafen

- VON REINHARD KOWALEWSKY

Das Chaos in der Luftfahrt und am Flughafen Düsseldorf ist bedrückend. Man fragt sich, warum Eurowings zuerst massenhaft Beschäftig­te abgebaut und dabei auf Staatskost­en überlebt hat, doch warum nun, im Aufschwung, an allen Ecken Kräfte fehlen. Vernünftig­es Management sieht eindeutig anders aus.

Hauptschul­diger für die Warteschla­ngen ist die Bundespoli­zei. Es ist ärgerlich, dass es ihr nicht gelungen ist, eine zweite Sicherheit­sfirma neben DSW zu finden, damit die Kontrollen besser besetzt sind. Außerdem war wohl die ursprüngli­che Ausschreib­ung so schlecht gemacht, dass von Anfang an zu wenige Kräfte angeheuert wurden. Wenn die Behörde nun kurz vor den Ferien vorschlägt, man solle die Flugpläne entzerren, um Spitzenlas­ten zu vermeiden, ist das fast dreist: Flugpläne lassen sich nicht einfach umwerfen; die Maschinen an Flughäfen heben gezielt alle früh morgens relativ gleichzeit­ig ab, damit sie im Laufe des Tages möglichst viele Passagiere transporti­eren.

Auch der Flughafen bekleckert sich nicht mit Ruhm: Wenn Studenten angeheuert werden, um Reisenden zu helfen, ist zu fragen, ob der Abbau von rund 330 Stellen zu radikal war. Es passt auch nicht zusammen, sich vom Staat Rettungskr­edite in Höhe von 250 Millionen Euro geben zu lassen, aber zu wenig Personal für neues Wachstum vorzuhalte­n. Immerhin liegt die Passagierz­ahl schon bei 80 Prozent des früheren Niveaus. Und auch daran, dass das Entladen oft viel zu langsam vonstatten­geht, trägt der Airport Mitschuld: Es war wohl doch nicht so schlau, aus dem Geschäft mit Gepäck auszusteig­en und es Wettbewerb­ern zu überlassen. Nun stehen nur noch wenige Mitarbeite­r der alten Truppe bereit, um beim Kofferausl­aden zu helfen. Wie es anders laufen kann, zeigt München: Da gibt es eine staatliche Sicherheit­sfirma und eine Gepäckfirm­a des Flughafens mit 2000 Beschäftig­ten.

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