Sie wollen die NRW-Grünen führen
Zwei Fraktionsvorsitzende streben den Vorsitz des Landesverbands an.
DÜSSELDORF Am vergangenen Mittwoch veröffentlichte die Co-Vorsitzende der NRW-Grünen, Mona Neubaur, eine persönliche Erklärung. Darin verkündete die 44-Jährige, sie werde beim Parteitag in Bielefeld an diesem Wochenende nicht erneut als Parteivorsitzende antreten. Ihr Co-Vorsitzender Felix Banaszak twitterte am selben Tag: „Soll man gehen, wenn‘s am schönsten ist? Vielleicht. In jedem Fall endet für mich nun eine Etappe.“Auch er tritt am Wochenende als Landesvorsitzender ab.
Bislang haben zwei Nachwuchspolitiker ihren Hut in den Ring geworfen. Eine Kampfkandidatur zeichnete sich nicht ab. Doch wer sind die Neuen, die sich anschicken, die Geschicke der NRW-Grünen in den kommenden Jahren als Parteivorsitzende zu bestimmen?
Die 35-jährige Yazgülü Zeybek stammt aus Solingen, wuchs aber hauptsächlich in Istanbul auf, wo sie die deutsche Schule besuchte. Zeybeks Eltern kamen 1985 als politische Geflüchtete aus der Türkei nach Deutschland. Sie studierte in London Management und Internationale Politik und machte später ihren Master in Europäischer Politischer Ökonomie an der London School of Economics. Derzeit führt sie ihre Promotion an der Bergischen Universität Wuppertal in Politikwissenschaft fort, promoviert dort zum Thema „Zivilgesellschaft in der Türkei“und ist dort seit fünf Jahren wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Demokratieund Partizipationsforschung.
Berufliche Erfahrungen sammelte sie zuvor bereits bei der Heinrich-Böll-Stiftung in Brüssel – zu Hochzeiten der Eurokrise, später im Bauunternehmen ihrer Familie im Projektmanagement. In Brüssel war es auch, wo Zeybek 2010 den Grünen beitrat. Dem Vorstand des Kreisverbands Wuppertal gehörte sie von 2013 bis 2015 an, Ratsmitglied ist sie seit 2017, Fraktionsvorsitzende seit der Kommunalwahl 2020.
Mit ihr ins Rennen startet der frisch über Listenplatz 24 in den Landtag eingezogene Tim Achtermeyer.
Der 28-Jährige stammt gebürtig aus Mönchengladbach, wuchs allerdings in Essen und Bonn auf. Wie Zeybek ist auch Achtermeyer Politkwissenschaftler. Eine weitere Gemeinsamkeit mit seiner potenziellen Co-Vorsitzenden: Auch Achtermeyer führt die Grünen-Ratsfraktion. Beruflich war er vor seiner Wahl in den Düsseldorfer Landtag im IT-Marketing bei einem Softwareunternehmen, zuvor arbeitete er als Lehrbeauftragter der Universität Bonn für politische Architektur und war zeitweilig Sprecher der Grünen Jugend NRW. Mitglied ist er seit 2011, seine politischen Schwerpunkte sieht er in den Bereichen Kultur und Kommunales.
Achtermeyer hatte beim Parteirat nach den Sondierungen das Ergebnis der Runde gelobt und gesagt, dass die CDU das Papier unterschrieben habe, nötige ihm ein Stück weit Respekt ab. Aber man wolle auch nach der Oppositionszeit in Bewegung bleiben, kündigte er an. Und fügte warnend hinzu: Die CDU in NRW sei eben nicht nur die Wüst-CDU.