Rheinische Post Hilden

Hartes Ringen um Kosten für Kirchentag

Der Evangelisc­he Kirchentag soll 2027 nach Düsseldorf kommen. Doch die Finanzieru­ng ist umstritten. Die FDP will den städtische­n Zuschuss in Höhe von 4,3 Millionen halbieren. Religionsk­ritiker gehen noch einen Schritt weiter.

- VON JÖRG JANSSEN

DÜSSELDORF Um die geplanten städtische­n Zuschüsse für den Evangelisc­hen Kirchentag, der 2027 in Düsseldorf stattfinde­n soll, gibt es unmittelba­r vor der entscheide­nden Ratssitzun­g eine Kontrovers­e. In der Vorlage, über die am Donnerstag abgestimmt wird, schlägt die Verwaltung vor, das Großereign­is mit Zuwendunge­n in Höhe von 4,3 Millionen Euro zu unterstütz­en. Zusätzlich will die Stadt auf Erträge und Sachleistu­ngen in Höhe von geschätzt 1,5 Millionen Euro verzichten sowie Leistungen übernehmen, „die während des Kirchentag­es anfallen und derzeit noch nicht ermittelt werden können“.

Der FDP gehen diese Zusicherun­gen zu weit. Sie hat einen Änderungsa­ntrag formuliert und möchte die direkten Zuwendunge­n aus dem Stadtsäcke­l auf zwei Millionen Euro begrenzen. „Wir haben inzwischen in Düsseldorf eine angespannt­e Haushaltsl­age, in der es nicht so laufen kann, dass wir die Forderunge­n der Kirche beim Thema Finanzieru­ng einfach übernehmen“, sagt Fraktionsc­hef Manfred Neuenhaus. Kirchen hätten einen hohen gesellscha­ftlichen Stellenwer­t, den die Liberalen achteten. „Aber sie ist durchaus in der Lage, einen höheren Eigenantei­l zu übernehmen“, meint der Ratsherr.

So weit wie der religionsk­ritische Düsseldorf­er Aufklärung­sdienst (DA), der am Dienstag vor dem Rathaus gegen jedwede staatliche Mitfinanzi­erung des Kirchentag­es protestier­te, will Neuenhaus aber nicht gehen. Düsseldorf profitiere von dem Treffen ideell und finanziell. „Natürlich ist ein solches Event förderwürd­ig, aber über die Höhe muss man reden“, sagt er.

Ricarda Hinz vom DA-Vorstand sieht das anders. Vor einer Figur, die Moses darstellen soll, und einem neu kreierten elften Gebot „Du sollst deine Kirchentag­e selbst bezahlen“, fordert sie an diesem Vormittag die klare Trennung und Entflechtu­ng von Staat und Kirche. Gegen das Event in der Landeshaup­tstadt sei nichts einzuwende­n. „Aber das Christentu­m ist nur noch eine von ganz vielen Weltanscha­uungen und die Kirchen schrumpfen. Eine Mitfinanzi­erung durch kirchenfer­ne Steuerzahl­er ist unangemess­en“, meint sie. Neben ihr steht Gottfried Panhaus (Volt), der zur SPD-Fraktion gehört. Die hatte zuletzt im Finanzauss­chuss

Beratungsb­edarf angemeldet und die Vorlage in den Rat passieren lassen. Der Ratsherr ist wie Hinz strikt dagegen, dass die Stadt, das Land und der Bund Kosten übernehmen, nimmt aber nicht für sich in Anspruch, für die gesamte Fraktion zu sprechen. „Für den Rat machen wir keine Vorgaben, jeder kann stimmen, wie er will.“

Anders sieht das bei den Christdemo­kraten aus. „Wir werden geschlosse­n für die ursprüngli­che Vorlage stimmen und halten 4,3 Millionen Euro für angemessen“, sagt Fraktionsc­hef Rolf Tups. Die von der FDP ins Spiel gebrachte Summe sorgt bei den CDU-Politikern

für Verwirrung. „Wie setzt sich diese Zahl zusammen, warum sind zwei Millionen in Ordnung, aber vier Millionen nicht?“, fragt Fraktionsv­ize Andreas Hartnigk. Und Tups mahnt vor den negativen Folgen einer möglichen Korrektur nach unten: „Wir sind doch nicht auf dem Basar. Es wäre gar kein gutes Signal, dass die Landeshaup­tstadt in einem solchen Fall senden würde.“

Erklärungs­bedarf haben die Grünen, die gemeinsam mit der CDU für eine Mehrheit sorgen können. „Bis zum Donnerstag wollen wir genauer wissen, wie sich 4,3 Millionen Euro genau zusammense­tzen“, sagt Fraktionsc­hef Norbert

Czerwinski. Eine Beteiligun­g der Stadt hält er für gut vertretbar. „Kirchentag­e sind keine Missionsve­ranstaltun­g, sondern ein lebendiger Ort für einen interrelig­iösen und gesamtgese­llschaftli­chen Dialog“, sagt der Ratsherr. Zwar gebe es auch bei den Grünen einzelne, die offen seien für Argumente, wie sie der DA vortrage. „Aber mein Eindruck ist, dass die große Mehrheit der Fraktion den Kirchentag gerne nach Düsseldorf holen will.“Ob sich am Ende auch im Rat eine klare Mehrheit für die bislang vorgeschla­genen 4,3 Millionen Euro finden wird, hält Czerwinski für offen. „Das wäre ein Blick in die Glaskugel.“

Superinten­dent Heinrich Fucks ist zwar überrascht über die Diskussion („ich hatte mit einem positiven Votum im Finanzauss­chuss gerechnet“), hält die Debatte aber für notwendig und gut. „Wir beanspruch­en keine Sonderroll­e“, sagt er. Allerdings dürfe die Kirche im Vergleich mit anderen ebenfalls unterstütz­ten Bildungs- und Kulturakte­uren auch nicht benachteil­igt werden. Eine Komplett-Streichung von staatliche­n Zuschüssen, wie vom DA gefordert, hält er deshalb für nicht vertretbar.

 ?? RP-FOTO: ANNE ORTHEN ?? David Farago (Schöpfer Moses-Figur), Ricarda Hinz (Aufklärung­sdienst) und Ratsherr Gottfried Panhaus (Volt, v.l.) fordern vor dem Rathaus einen Verzicht auf die Millionen-Zuschüsse für den Evangelisc­hen Kirchentag.
RP-FOTO: ANNE ORTHEN David Farago (Schöpfer Moses-Figur), Ricarda Hinz (Aufklärung­sdienst) und Ratsherr Gottfried Panhaus (Volt, v.l.) fordern vor dem Rathaus einen Verzicht auf die Millionen-Zuschüsse für den Evangelisc­hen Kirchentag.

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