IHK schlägt Park am Rheinufer vor
Düsseldorf war als touristisches Ziel über Jahrzehnte von Geschäftsreisenden geprägt. Corona hat alles verändert, jetzt drängt die IHK auf einen Strategiewechsel und neue Ideen – wie eine Begrünung des Unteren Rheinwerfts.
DÜSSELDORF Düsseldorf hat mehr Hotels und weniger Touristen als vor der Pandemie. Das kann auf Dauer nicht gut gehen und deswegen fordern Tourismusexperten der Düsseldorfer Industrie- und Handelskammer (IHK) einen Strategiewechsel: Die Stadt und vor allem ihre Tochtergesellschaft Düsseldorf Tourismus (DT) sollen mehr auf den Freizeit- als auf den Geschäftstourismus setzen; um die Menschen anzuziehen, sollen neue Angebote geschaffen und das Marketing verbessert werden. Gleichzeitig sollen die bisherigen Frequenzbringer, die Messe Düsseldorf und Düsseldorf Congress, gestärkt sowie ein „Tourismus-Tüv“eingeführt werden, der Probleme aus dem Weg räumt.
Die Tourismusbranche im IHKBezirk, zu dem auch der Kreis Mettmann gehört, hat in den beiden Corona-Jahren massiv gelitten. Zur Jahresmitte 2021 wurden dort gut 18.500 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte gezählt – fast 18 Prozent weniger als Mitte 2019. Geringfügig beschäftigt waren weitere 12.000 Personen, rund 21 Prozent weniger als zwei Jahre zuvor.
Noch dramatischere Einbrüche gab es bei den Übernachtungen: 2019 waren es mehr als sechs Millionen, 2020 und 2021 jeweils nur rund 2,3 Millionen. Bei den Gästen aus dem Ausland lag der Rückgang 2020 bei 72,3 Prozent, voriges Jahr kamen weitere 5,8 Prozent weniger. „Um das Niveau wie vor der Pandemie zu erreichen, bräuchten wir nicht sechs, sondern wegen der neuen Kapazitäten sieben Millionen Übernachtungen“, sagt HansGünther Oepen, Inhaber des Hotels Stage 47 und Vorsitzender des IHKAusschusses für Tourismus, Kongressund Ausstellungswesen.
Für IHK-Hauptgeschäftsführer
Gregor Berghausen hatte die Branche auch vor Corona noch Potenzial, „jetzt ist es riesig für den Restart“. Christina Begale, einst DMT-Chefin und heute Vizepräsidentin der Kammer, nennt als Chance die Formel „trendig und authentisch“, womit gemeint ist, dass Düsseldorf neue erfolgversprechende Ideen offensiv aufnehmen, ihre Stärken ausbauen sowie die Vermarktung forcieren sollte. Für Marion Hörsken, Geschäftsführerin Branchenbetreuung der IHK, stellt sich die Frage, „was wir um Großevents herumbauen“, ebenso hebt sie Zwischennutzungen hervor, wie sie etwa beim Ando-Tower geplant sind. So etwas mache die Stadt lebendig.
Die Mitglieder des TourismusAusschusses haben einen bunten Strauß zusammengetragen, bei dem allerdings nicht jede Blume frisch erblüht ist. Quasi als mehrjährige Pflanze darf der Vorschlag gelten, eine Dauerspielstätte für ein Musical oder vergleichbare künstlerische Aufführungen zu etablieren. Einzelne Musicals wurden zunächst über Monate im Capitol an der Erkrather Straße gespielt, aber diese Aufführungspraxis rechnete sich dauerhaft nicht, wohl auch, weil Düsseldorf als Städteziel nicht so attraktiv ist wie die Musicalstadt Hamburg.
Daran aber lässt sich arbeiten. Die Anziehungskraft des Medienhafens als Architektur-Museum hat nachgelassen, die IHK schlägt ein Lichtkonzept vor sowie Pontons mit Gastronomie und Geschäften, auch ein Schwimmbassin könnte integriert werden. Im japanischen Viertel, gerade erst mit Straßenschildern auf Japanisch und Stadtmöbeln im fernöstlichen Stil origineller ausgestattet, könnten Zierkirschen das Bild komplettieren. Für die Kö, auf der bald viel gebaut wird, denkt Begale an eine Roadshow oder ähnliches, um auf das Neue Lust zu machen. Auch eine Illumination des Kö-Grabens oder eine Lasershow am Rhein steht auf der Vorschlagsliste. Der blau-grüne Ring könnte am Rheinufer zum Markenzeichen werden, Oepen spricht von einer „Rheinlagune“
auf dem heute asphaltierten Unteren Rheinwerft und schwärmt von einer begehbaren Parklandschaft, bei der er an die High Line in New York denkt.
Die Strahlkraft regional wichtiger Events (Nacht der Museen, Jazz Rally, etc.) soll erhöht werden, für die Branche strategisch wohl noch wichtiger wären Großkonzerte oder Festivals für rund 70.000 Besucher auf den Messe-Parkplätzen. Sie wären in NRW einmalig, das Konzept wird von der IHK unterstützt. Zudem solle Düsseldorf bei sportlichen Großevents eine Führungsrolle in NRW und Deutschland anstreben, im Kreis Mettmann könnten große Golfturniere stattfinden.
E-JENS HNAU