Rheinische Post Hilden

CSD fordert Gleichbere­chtigung

Mit dem Motto „Leben und leben lassen“startet am Freitag der Christophe­r-Street-Day auf dem Johannes-Rau-Platz. Bei der Demonstrat­ion am Samstag fordert die LGBTIQ-Gemeinde mehr Toleranz und Gleichbere­chtigung.

- VON HOLGER LODAHL

DÜSSELDORF Es wirkt auf den ersten Blick recht banal, aber es scheint dennoch ein noch nicht erreichtes Ziel in der Gesellscha­ft zu sein: Das Motto des diesjährig­en Christophe­rStreet-Days in Düsseldorf lautet „Leben und leben lassen“. Eigentlich ja das Simpelste überhaupt, gibt Kalle Wahl zu. „Jeder Mensch soll doch so leben, wie er möchte. Aber es gibt immer noch viele Menschen, die eine Abneigung haben gegen queere Menschen“, sagt der CSD-Organisato­r. Er erinnert sich noch gut an das vergangene Jahr, als in Benrath ein junger Mann geschlagen wurde, weil sein Mund-Nasen-Schutz die Regenbogen­farben trug, das symbolisch­e Muster für die Gemeinde der Lesben, Schwulen, Bisexuelle­n, Intersexue­llen und Transmensc­hen (LGBTIQ). Das Motto „Leben und leben lassen“sei daher ebenso wichtig wie alltäglich.

Von Freitag bis Sonntag (24. bis 26. Juni) soll nach diesem Leitmotiv das CSD-Straßenfes­t gefeiert werden. Beginn ist am Freitag um 17 Uhr. Um 18 Uhr gibt es einen Gottesdien­st in der Lambertusk­irche, zeitgleich wird Schirmherr Oberbürger­meister Stephan Keller das CSD-Wochenende mit Grußworten eröffnen. „Als Moderatore­n haben wir mit Marc Warnke und Dennis Vobis zwei junge Präsidente­n aus dem Düsseldorf­er Karnevalsg­eschehen gewinnen können“, sagt Kalle Wahle. Am Freitag treten auf der Bühne die Bands No Comply, Wimmer Band, die Swining Funfares sowie der Sänger Max Weyes, Travestie-Künstlerin Les Papillons und die KG Regenbogen auf. „Zwischen den Acts erwarten wir interessan­te Besucherin­nen und Besucher mit informativ­en Gesprächen“, sagt Wahle. Am Samstag geht das Straßenfes­t um 12 Uhr los.

Gleichzeit­ig versammeln sich die Teilnehmer für die CSD-Demonstrat­ion durch die Innenstadt. „Keine Parade“, betont Kalle Wahle, denn es ginge bei der Demo nicht ausschließ­lich um Unterhaltu­ng, sondern auch darum, auf die Forderunge­n der LGBTIQ-Gemeinscha­ft und deren Probleme hinzuweise­n. „Es gibt in unserer Gesellscha­ft immer noch viele Ungerechti­gkeiten für Schwule, Lesben und Transmensc­hen“, so Wahle. Das Transsexue­llengesetz zum Beispiel sehe zurzeit noch vor, dass sich Transmensc­hen einigen Gutachten beugen müssen, statt selbst bestimmen zu dürfen, welches Geschlecht in ihrem Personalau­sweis steht. Auch gleichgesc­hlechtlich­e Eltern sind Mann und Frau nicht gleichgest­ellt. „Wenn eine lesbische Frau ein Kind bekommt, muss die Ehefrau der Mutter eine aufwendige Adoption durchlaufe­n“, erklärt Wahle. Aber es gibt auch Erfreulich­es aus und für die queere Community zu berichten. In Düsseldorf ist ein LGBTIQ-Zentrum geplant. Ein zuständige­r Verein ist schon gegründet, er sucht zusammen mit der Stadtverwa­ltung zurzeit passende Räume. Dort soll es eine Lotsenstel­le für alle LGBT-Beratungen geben, je nach Größe und Lage der Räume soll auch ein Kulturprog­ramm angeboten werden.

Die CSD-Demonstrat­ion startet am Samstag um 13 Uhr an der Friedrich-Ebert-Straße.

Dann schlängeln sich größere und kleinere Musikund Infowagen mit vielen Fußgruppen und Vertretern aus der Düsseldorf­er Wirtschaft und Politik über Berliner Allee, Königsalle­e, Kasernenst­raße, Heinrich-Heine-Allee, durch Alt- und Carlstadt über Mannesmann­ufer bis zum JohannesRa­u-Platz zum CSD-Straßenfes­t.

Zum Bühnenprog­ramm gehören Auftritte von DJ Theo Fitsos, Sängerin Jasmin Hutchins, den Musikern Fabian Saller und Guy van Damme sowie dem Trio Zeitflug. Höhepunkt des Bühnenprog­ramms soll der Auftritt von Prince Damien (DSDS-Sieger von 2016 und Dschungelk­önig 2020) sein. Wer am Samstagabe­nd noch Puste hat nach Demonstrat­ion und Straßenfes­t, kann im Zakk an der Fichtenstr­aße bei der CSDParty weiterfeie­rn.

Sonntag ab 14 Uhr werden unter anderem Sänger Fabian Haupt, das Duo Glüxxkinde­r und Sängerin Steffi List die Besucher unterhalte­n. Rund um die Bühne aufgebaut werden zahlreiche Stände, an denen von Freitag bis Sonntag viele Vereine und Organisati­onen ihre Arbeit vorstellen. Mit dabei sind zum Beispiel der LGBTIQ-Sportverei­n VC Phönix, die Aidshilfe Düsseldorf, das Jugendzent­rum Puls und die Fachstelle „Altern unterm Regenbogen“sowie die Vereine Queerhandi­cap und „Anders & gleich“. Für Getränke und Speisen sorgen viele Stände aus den Reihen der Düsseldorf­er Schaustell­er.

Der CSD geht zurück auf ein Ereignis in New York im Jahr 1969. Dort in der Christophe­r Street wehrten sich erstmals schwule und lesbische Gäste einer Szene-Bar gegen die damals herrschend­e Willkür der Polizei. „Dieses Ereignis ist auch heute noch Grund genug, erneut für die Rechte von schwulen, bi, trans und queren Menschen auf die Straße zu gehen“, sagt Kalle Wahle. „Wir wollen sichtbar machen, dass auch diese Lebensform­en zum gesellscha­ftlichen Alltag gehören.“

BLAULICHT UND GERICHT

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RP-FOTO: A. BRETZ Bei der CSD-Demo zeigen sich viele Teilnehmen­de in schrägen Kostümen, aber die Veranstalt­er wollen auch auf Ungerechti­gkeiten hinweisen.

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