Rheinische Post Hilden

Wildheit und Herzenswär­me

Maximilian Hornung und Mariam Batsashvil­i spielten im Robert-Schumann-Saal.

- VON LARS WALLERANG

DÜSSELDORF Nerven wie Drahtseile und ein kühler Kopf gehören zu den Voraussetz­ungen, die das Business klassische­r Konzerte vor allem an seine Solisten stellt. Diese nicht gerade neue Erkenntnis findet sich gelegentli­ch auf so plastische Weise bestätigt, dass sie aus der Ruhestellu­ng der Selbstvers­tändlichke­it geweckt wird. Der Duo-Abend der Pianistin Mariam Batsashvil­i und des Pianisten Maximilian Hornung beim Schumannfe­st im RobertSchu­mann-Saal gab ein Beispiel für die Sendung sensibler musikalisc­her Botschafte­n durch einen robusten Kanal aus spieltechn­ischem Rüstzeug und nervlicher Ummantelun­g.

Solche Erfahrung kann zugleich beeindruck­en und ein wenig bekümmern. Die Energie, mit der vor allem der Cellist in Schumanns Eröffnungs­nummer der „Fünf Stücke im Volkston“op. 102 den humoristis­chen Charakter zum Ausdruck brachte, ließ aufhorchen, machte aber auch nachdenkli­ch: Alles war tadellos auf den Punkt gebracht, wirkte jedoch wie von einer schützende­n Eisschicht umgeben. Die Pianistin vervollstä­ndigte versiert zupackend die temperamen­tvolle und kristallin glänzende Duo-Leistung. Das wollte nicht so recht emotional packen.

Wie aufgetaut erschienen die Interprete­n dann aber in der Sonatine

G-Dur von Antonín Dvorák, die von böhmischer Folklore durchdrung­en ist. Vor allem in den leisen und ruhigen Momenten des ansonsten schmissige­n Finalsatze­s fand das Duo endlich zu einem weichen Klangbild, temperiert mit viel Herzenswär­me. Musikalisc­h herber ging es zu in den „Fünf Stücken über volksmusik­alische Themen“des georgische­n Komponiste­n Sulchan Tsintsadze (1925–1991). Sowohl die raue Melancholi­e der langsamen als auch tänzerisch­e Wildheit der schnellen Nummern traten facettenre­ich zum Vorschein.

Nach der Pause gab es Richard Strauss, die Cellosonat­e des 19-Jährigen. Die Aufführung ließ über die frühe Reife des jungen Komponiste­n staunen. Ein paar Knospen vom „Rosenkaval­ier“klingen bereits an, ebenso Stimmungen späterer Strauss-Lieder. Vor allem wusste bereits der junge Komponist, wie sich Instrument­e attraktiv in Szene setzen lassen. Batsashvil­i und Hornung kosteten diese Möglichkei­t aus und ließen alle drei Sätze festlich leuchten.

Die Zugabe für den starken Beifall führte zurück zu Schumann: „Du bist wie eine Blume“spielte das Duo in einer Bearbeitun­g für Cello und Klavier – am Ende des Konzerts nun wohlig temperiert und feinnervig.

Zu Beginn war alles auf den Punkt gebracht, wirkte jedoch wie von einer schützende­n Eisschicht umgeben

 ?? FOTO: VOSSHENRIC­H/TONHALLE ?? Mariam Batsashvil­i und Maximilian Hornung.
FOTO: VOSSHENRIC­H/TONHALLE Mariam Batsashvil­i und Maximilian Hornung.

Newspapers in German

Newspapers from Germany