Rheinische Post Hilden

Die Bahn ist am Ende

- VON HAGEN STRAUSS

Das wird für viele Reisende ein HorrorSomm­er werden. Wer mit dem Auto in den Urlaub fahren will, muss teuren Sprit und ellenlange Staus einkalkuli­eren. Flugreisen­de werden Chaos an den Flughäfen erleben, und auch die Bahn bietet jetzt schon einen Vorgeschma­ck darauf, was sich mit Ferienbegi­nn noch einmal verschärfe­n könnte: massive Verspätung­en, zahlreiche Ausfälle, überfüllte Züge. Deutschlan­d steckt in einer veritablen Mobilitäts­krise. So schaut’s aus. Und ein Ende ist nicht in Sicht.

Auch bei der Bahn nicht. Die Pläne zum Umbau und zur Modernisie­rung ab 2024 werden Jahre in Anspruch nehmen und neue Verwerfung­en produziere­n. Das bedeutet für die Kunden: weiterhin viel Ärger und Frust. Wer kann, nimmt vermutlich das Auto. Milliarden werden überdies zusätzlich notwendig sein, um die Sanierungs­pläne zu finanziere­n. Geld, so Verkehrsmi­nister Volker Wissing, das er von Finanzmini­ster Christian Lindner bekommen wird. Sicher? Wie hoch die Mittel sein müssen, ist offen. Da drucksen die Verantwort­lichen herum. Insofern ist es auch richtig, dass Wissing den Konzern jetzt an die Leine nimmt, indem der Bund als Eigentümer stärker bei der Steuerung der Infrastruk­tursanieru­ng eingreifen und koordinier­en wird. Das ist zugleich auch ein Misstrauen­svotum gegen die Unternehme­nsspitze.

Es muss etwas geschehen. Das merkt jeder, der derzeit mit dem Zug unterwegs ist. Aber das bedeutet nicht, dass man die Frage nach Verantwort­ung einfach ausklammer­n kann. Die Bahn war meist nicht vor der Entwicklun­g, sondern fast immer hinter ihr. Womit die Sache eine politische Dimension erhält. Zu lange ließ der Eigentümer die Dinge schleifen oder begleitete sie mit Desinteres­se. Auch deshalb ist die Bahn jetzt, wo sie ist: am Ende. Und im Aufsichtsr­at sitzen Abgeordnet­e, Staatssekr­etäre, Betriebsrä­te.

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