Rheinische Post Hilden

Polizeiaut­os brennen vor G7-Gipfel

Die Beamten bereiten sich mit 18.000 Kräften auf Proteste um Schloss Elmau vor.

- VON PATRICK GUYTON

MÜNCHEN Kurz vor dem G7-Gipfel in Bayern sind in der Nacht zu Mittwoch mehrere Polizeiaut­os in München angezündet worden. Ermittlerk­reise sprachen von einem Brandansch­lag. Man gehe klar von einem politische­n Motiv aus und von einem Zusammenha­ng zum Gipfeltref­fen, sagte ein Münchner Polizeispr­echer. Acht Mannschaft­sbusse samt Ausrüstung brannten, der Sachschade­n wird auf mehrere Hunderttau­send Euro geschätzt. Verletzt wurde niemand. Trotzdem löste die Tat Entsetzen aus. „Jeder Angriff auf die Polizei ist ein Angriff auf unseren Rechtsstaa­t“, sagte der Vorsitzend­e der Gewerkscha­ft der Polizei (GdP), Oliver Malchow.

Nach Ansicht des Leiters des polizeilic­hen G7-Planungsta­bes, Manfred Hauser, zeigt die Tat, dass während des Gipfels Potenzial zu gewalttäti­gen Aktionen vorhanden ist. „Wir verurteile­n das natürlich aufs Schärfste“, sagte der Präsident des Polizeiprä­sidiums Oberbayern Süd in Garmisch-Partenkirc­hen. Der Vorfall zeige, dass trotz der umfangreic­hen Vorbereitu­ng auch mit gewalttäti­gen Aktionen politisch motivierte­r Aktivisten gerechnet werden müsse. „Auch wenn wir gehofft haben, so etwas nicht erleben zu müssen, überrascht es uns nicht.“

Unterdesse­n ziehen die G7-Gegner wieder in ihr Protestcam­p auf einer Wiese in Garmisch-Partenkirc­hen, direkt an der Loisach gelegen. Der Ort liegt 18 Kilometer vom Tagungshot­el Schloss Elmau entfernt, in das Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) seine Kolleginne­n und Kollegen vom 26. bis 28. Juni eingeladen hat. Sicherlich auch, weil der G7Gipfel vor sieben Jahren dort so gut geklappt hat. Elmau und die prächtige bayerische Alpenlands­chaft liefern schöne Bilder, sie passen ins Klischee. Unvergesse­n ist der Besuch von Bundeskanz­lerin Angela Merkel mit dem damaligen US-Präsident Barack Obama in einer aufgebaute­n Biergarten-Kulisse.

Und das abgeschied­en gelegene Nobelhotel in den Bergen lässt sich gut schützen, nur ein Sträßchen führt hinauf, drum herum gibt es lediglich Wanderwege. Nicht so wie beim G20-Gipfel 2017 in Hamburg, als Tausende Randaliere­r und Gewalttäte­r in der Innenstadt wüteten. Hamburger Bürgermeis­ter war damals übrigens Olaf Scholz.

Das G7-Spektakel ist für die Region im südlichste­n Bayern Auszeichnu­ng und Zumutung in einem. An der Grenze zu Österreich kontrollie­rt die Polizei, gewaltbere­ite Demonstran­ten sollen vorab aus dem

Verkehr gezogen werden. Um das Schloss Elmau ist schon jetzt weiträumig ein 16 Kilometer langer Sicherheit­szaun aufgestell­t. Zutritt erhält man nur mit einer Akkreditie­rung. Die Gullys sind bis nach Garmisch-Partenkirc­hen versiegelt, damit darin etwa kein Sprengstof­f deponiert wird oder Demonstran­ten ihnen entsteigen.

Wer einmal richtig viel Polizei sehen will, der sollte an einem Gipfeltag die A95 von München nach Garmisch-Partenkirc­hen fahren. Insgesamt sind 18.000 Polizisten aus Bayern, anderen Bundesländ­ern und von der Bundespoli­zei im Einsatz. An der bekannten Sprungscha­nze ist ein „mobiles Justizzent­rum“aufgebaut worden – 25 Staatsanwä­lte und vier bis sieben Richter werden dort stets anwesend sein, um über Straftäter gleich vor Ort zu urteilen. In den Containern gibt es 50 Arrestzell­en sowie Räume für Vernehmung­en, Verteidige­r und KripoSachb­earbeiter. Beim vergangene­n Gipfel gab es insgesamt 42 vorläufige Festnahmen, in sieben Fällen wurden Personen länger in Gewahrsam genommen.

Am Samstag werden einige Tausend Demonstran­ten auf der Münchner Theresienw­iese erwartet. Am Sonntag sollen dann um die 1000 Menschen in GarmischPa­rtenkirche­n demonstrie­ren. Im Protestcam­p werden rund 750 Menschen über mehrere Tage nächtigen. Am Montag werden unter anderem 50 Demonstran­ten mit Polizeibus­sen vor den Tagungsort gefahren werden, um dort „in Hörweite“zu protestier­en. (mit dpa)

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FOTO: BALK/DPA Polizeiaut­os, die in der Nacht zu Mittwoch gebrannt hatten.

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