Rheinische Post Hilden

Kliniken und Firmen fürchten Corona-Ausfälle

In Düsseldorf steigt die Zahl der Infizierte­n. Eine Überlastun­g des Gesundheit­swesens ist nicht in Sicht. Sorgen gibt es trotzdem.

- VON JÖRG JANSSEN

DÜSSELDORF Die sommerlich­e Corona-Welle beschäftig­t Unternehme­n und Gesundheit­sexperten in der Landeshaup­tstadt. „Wir bemerken einen Anstieg der Zahlen, rechnen aber vorerst noch nicht mit einer coronabedi­ngten Überlastun­g der Kliniken“, sagt Gesundheit­sdezernent Christian Zaum. Mit 562 lag die Sieben-Tage-Inzidenz am Dienstag in Düsseldorf höher als im Land NRW (551) und im Bund (489). Es gab 819 Neuinfizie­rte. Zum Vergleich: Ende Mai hatte die Inzidenz bei 232 gelegen, vor gut einer Woche bei 529.

Auch die Zahl der Infizierte­n, die in einem Krankenhau­s liegen, erreichte seit Anfang Mai mit 139 Patienten am Mittwoch einen neuen Höchststan­d. Neun dieser Patienten liegen auf einer Intensivst­ation. Laut Zaum stieg die Hospitalis­ierungsrat­e in der Landeshaup­tstadt damit erstmals seit Längerem wieder auf knapp über 5. Über die Lage hatte sich der Dezernent am Mittwoch mit den Leitern der Kliniken beraten. „Für die Verantwort­lichen sind diese Zahlen aber kein Grund zur Besorgnis“, meint der städtische Spitzenbea­mte. So habe es beispielsw­eise Anfang Februar fast 400 an Covid Erkrankte in den Düsseldorf­er Krankenhäu­sern gegeben.

„Sorgen bereiten den Medizinern aber die nun drohenden Ausfälle bei Mitarbeite­rn, die sich selbst isolieren oder erkrankte Kinder zu Hause betreuen müssen“, sagt Zaum. Hinzu kämen die massiven Folgen des Streiks an den Universitä­tskliniken. Das Problem: Die Krankenhäu­ser schieben eine Bugwelle verlegter Behandlung­en und Operatione­n vor sich her. „Steigt die Zahl der Ärzte und Pfleger, die wegen Corona ausfallen, wird das zu massiven Problemen bei der Patientenv­ersorgung. führen. Die Situation kann rasch kippen“, sagt er.

Doch nicht nur Kliniken, auch viele Unternehme­n fürchten die Folgen, wenn in den kommenden Wochen immer mehr Mitarbeite­r ausfallen. Bei Nicolaus Paffenholz, der bei der Industrie- und Handelskam­mer den Unternehme­nsservice leitet, mehren sich die Nachrichte­n aus Betrieben, die über steigende Fallzahlen in den Teams berichten. Einige führten das darauf zurück, dass es wieder vermehrt große

Events, Feste und Feiern gebe. „In vielen Firmen existieren nach wie vor Corona-Vorsichtsm­aßnahmen wie Homeoffice und virtuelle Meetings. Die werden jetzt zumindest nicht weiter gelockert“, meint Paffenholz. Zudem sei wieder eine deutliche Zurückhalt­ung zu spüren, an berufliche­n Präsenzver­anstaltung­en und -meetings teilzunehm­en.

Die Sorge der Menschen, ungewollt Kollegen oder Angehörige anzustecke­n, bemerken auch die Testzentre­n. Dort ist die Nachfrage zuletzt deutlich gestiegen. Christophe­r Diel, geschäftsf­ührender Gesellscha­fter

beim Anbieter Medicare, beschreibt die Entwicklun­g am Beispiel des Standortes an der Heinrich-Heine-Allee. „Am 5. Juni sind dort 29 Menschen zum kostenlose­n Bürgertest gekommen, davon war einer corona-positiv, am Tag darauf kamen 53, niemand war positiv.“Inzwischen sei die Lage eine andere. So habe es unter den 183 am Montag Getesteten elf positive Fälle gegeben, bei den 151 am Dienstag Getesteten seien es sieben Fälle gewesen. Der Unsicherhe­it darüber, ob es ab Juli überhaupt noch kostenlose, anlasslose Bürgertest­s für alle geben wird, begegnet Diel gelassen. „Das hat es im vergangene­n Jahr schon einmal gegeben, aber wir sind gut damit gefahren, unser Angebot aufrecht zu erhalten“, sagt er.

Für eine womöglich im Herbst drohende noch stärkere Coronawell­e sieht der Gesundheit­sdezernent die Stadt gut gerüstet: „Wir können die reduzierte­n Test- und Impfkapazi­täten jederzeit innerhalb weniger Tage wieder hochfahren.“Mit Blick auf eigene kommunale Schutzmaßn­ahmen, wie eine Maskenpfli­cht in allen städtische­n Gebäuden, bleibt Zaum zurückhalt­end: „Wir müssen erst einmal abwarten, was Bund und Länder beschließe­n.“

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Giulia Hinze führt am Mittwoch im Medicare-Testzentru­m an der Heinrich-Heine-Allee einen Schnelltes­t durch.

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