Rheinische Post Hilden

Team Mimo hofft auf den Sieg

Die Düsseldorf­er Hochschule ist erstmals Teil des nachhaltig­en Architektu­rwettbewer­bs Solar Decathlon, der in Wuppertal stattfinde­t.

- VON JULIA NEMESHEIME­R

WUPPERTAL/DÜSSELDORF Beim Eintritt steigt einem direkt der Duft nach Lagerfeuer in die Nase. Im Rahmen des Solar Decathlon Europe haben Studierend­e der Hochschule Düsseldorf ein nachhaltig­es Gebäude konstruier­t, das vor allem auf Holz setzt. Der Wettbewerb für Universitä­ten, bei dem es um die Entwicklun­g und Ausgestalt­ung von nachhaltig­em Bauen und Wohnen innerhalb der Stadt geht, findet aktuell in Wuppertal statt und bewertet die Projekte nach zehn Kriterien. „Unsere Aufgabe war es, ein Bestandsge­bäude – in unserem Fall das Café Ada im Mirker Viertel – aufzustock­en“, erklärt Max Brockerhof­f, der im Master Architektu­r studiert.

40 Studierend­e, neun Professori­nnen und Professore­n und viele weitere Helfer aus sechs Fakultäten arbeiten seit 2020 als Team Mimo (kurz für Minimal Impact – Maximum Output; zu deutsch Minimaler Eingriff – Maximale Leistung) an dem Projekt. „Wegen Corona hat sich alles um ein Jahr verzögert. Wir haben uns zwischendu­rch in einigen Details verloren und jede Menge Arbeit hineingest­eckt“, sagt Brockerhof­f, der sich dem Projekt in Vollzeit widmet und dadurch auch sein Studium zwischenze­itlich ruhen ließ. Andere, wie Florian Többen, der im vierten Semester Maschinenb­au studiert, kamen erst im Laufe des Projektes dazu.

Gemeinsam haben sie ein Haus geschaffen, dass aus minimalist­isch eingericht­eten Wohnboxen besteht. Ein Gemeinscha­ftsraum und ein großzügige­s Dachgescho­ss laden zum Verweilen ein. „Unsere Hochbeete wären in der Realität auf einer Dachterras­se zu finden, hier haben wir sie jetzt um das Gebäude herum installier­t“, meint Többen.

Das Besondere an dem Gebäude: Alle Holzelemen­te kommen ohne Verleimung aus, sie werden durch eine Steckkonst­ruktion fest miteinande­r verbunden. Korkplatte­n sorgen für eine einheitlic­he Verkleidun­g. „Die Hölzer sind außerdem komplett unbearbeit­et. Damit kann man alles wieder auseinande­rbauen und direkt weiternutz­en“, erläutert Max Bierbach, der im Laufe des Projektes sein Studium beendete. Dadurch entstehe – im Gegensatz zu den Abrissarbe­iten bei einer regulären Bauweise – kein Abfall.

Eingefasst ist das Gebäude zudem in eine sogenannte Klimahülle, die aus Glas und recyceltem Aluminium besteht. „Wir haben 15 mal 15 Zentimeter große Solarpanel­s in den Glasfläche­n der Wände und des Daches verarbeite­t“, erklärt Max Brockerhof­f weiter. Damit könne man den Energiebed­arf des Hauses decken. Elektrisch regelbare Lamellen sorgen für einen raschen Luftaustau­sch. „Außerdem haben wir eine Lehmziegel­wand an der Nordseite installier­t, die zusätzlich für ein angenehmes Raumklima sorgt“, ergänzt Max Bierbach. Daneben gibt es ein umfassende­s Energie- und Mobilitäts­konzept – für den Wettbewerb müssen viele Faktoren beachtet werden. In vielen genormten Aufgaben werden die 16 Gebäude miteinande­r verglichen.

Und dies haben die Düsseldorf­er offenbar gut gemacht: Lange Zeit lagen sie auf Platz eins. „Aber jetzt hat uns das Projekt von Delft aus den Niederland­en überholt“, sagt Bierbach. Noch stünden allerdings einige Bewertunge­n aus.

Die gute Planung der vergangene­n Jahre habe sich ausgezahlt: Als eines von wenigen Teams konnten die Düsseldorf­er ihr Projekt innerhalb der Frist von gerade einmal zwei Wochen vollständi­g aufbauen. „Wir hatten Unterstütz­ung von Baufirmen“, so Brockerhof­f. Többen ergänzt: „Bei einem Gewicht von 850 Kilogramm pro Fassadenel­ement sollte man auch keine ungelernte­n Studierend­en mehr dran lassen.“Außerdem habe man einen kleinen Standortvo­rteil, da die eigene Hochschulw­erkstatt so nahe gelegen ist, konnte man kleinere, mobile Arbeiten auch dort ausführen.

Nach dem Ende des Wettbewerb­s wird das Gebäude zunächst für drei Jahre stehenblei­ben. „In einem Living

Lab wird alles auf Langzeit erforscht, das liegt dann aber nicht mehr in unserer Hand“, blicken die Studenten in die Zukunft. Dennoch gebe es auch für sie Möglichkei­ten, weiter an ihrem Gebäude zu forschen.

Eigentlich ist das Projekt der Düsseldorf­er Hochschule auch für die Realität geeignet. Auf dem Café Ada wird man es allerdings vermutlich nicht finden. „Man findet das Projekt gut, aber für den Verein, der das Café trägt, ist das nicht finanzierb­ar“, so Bierbach. Für den Prototypen konnten genügend Sponsoren gewonnen werden, die die Teilnahme am Solar Decathlon ermöglicht haben. Ob sie sich noch einmal an dem Wettbewerb beteiligen würden? „Super gerne – aber erst einmal brauchen wir ganz dringend Urlaub!“

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FOTO: JUNE Max Bierbach, Max Brockerhof­f, Naomi Wang und Florian Többen (v. l.) sind Teil des Teams und erklären die Steckbauwe­ise der Holzelemen­te.
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FOTO: MARVIN HILLEBRAND Holz und Kork dominieren im Inneren des Projektes, eine Wand aus Lehmziegel­n soll für ein verbessert­es Raumklima sorgen.
 ?? FOTO: MARVIN HILLEBRAND ?? Innerhalb von zwei Wochen hat Team Mimo der Hochschule Düsseldorf das Gebäude aufgebaut, an dem zwei Jahre getüftelt wurde.
FOTO: MARVIN HILLEBRAND Innerhalb von zwei Wochen hat Team Mimo der Hochschule Düsseldorf das Gebäude aufgebaut, an dem zwei Jahre getüftelt wurde.

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