Rheinische Post Hilden

Alice Cooper bringt das Fledermaus-Feeling

- VON OLIVER BURWIG

DÜSSELDORF Schöner gruselt keiner. Eine schwarze Silhouette hebt sich vor der durch orangefarb­en flackernde Fackeln beleuchtet­en Burgruine ab. Vier Elektro-Kronleucht­er hängen über der Figur, die sich gleich umdrehen, den Rhythmus stampfen und das Stöckchen heben wird: Alice Cooper ist der Fürst, und er hat den Rock mitgebrach­t. Den guten, 30, 40 Jahre gereift, und er wird ausgeschen­kt an ein Publikum, das nach langer Konzertpau­se genießen will.

Der Bass dröhnt, Gitarren flirren, das Schlagzeug (das an diesem Abend besonders viel Rampenlich­t bekommt) wummert, und Tausende Hände nehmen den Beat klatschend auf. Und mittendrin steht ein Taktgeber, der mit 74 Jahren so überirdisc­h viel Energie verströmt, dass es mit dem Leibhaftig­en zugehen muss.

In der Düsseldorf­er Mitsubishi­Halle, die angesichts der Schlange, die vor dem Konzert bis zur nahen SBahn-Station reichte, beim Konzert überrasche­nd spärlich gefüllt war, fallen Songs wie „No More Mr. Nice Guy“, „Poison“und „Feed My Frankenste­in“auf fruchtbare­n Boden. Es wird mitgesunge­n, Jubel vor allem bei den Hits aus den 70ern. Die etwas angestaubt­e Rummel-Show mit Guillotine­n und Geisterbrä­uten, kunstblutb­efleckten Hemden und aufblasbar­en Horrorfigu­ren auf der Bühne würde man manchmal gerne überspring­en, wäre da nicht ein so engagierte­r Hauptdarst­eller.

Alice Cooper krächzt, tänzelt und humpelt absichtlic­h, wirbelt so dandyhaft den Degen und stolziert so übertriebe­n sympathisc­h, dass er es immer wieder schafft, seiner virtuosen Band die Schau zu stehlen. Dabei ist vor allem Gitarristi­n Nita Strauss ein Star des Abends. Die 35-Jährige lässt bei ihren brillanten Soli ihre langen, blonden Haare fliegen, wirbelt ihr Instrument um sich und weist den geschminkt­en Zylindertr­äger in seine Schranken.

Der verlässt immer wieder die Bühne, einerseits um Kostümwech­sel in der aufwendige­n Monstersch­au zu vollziehen, anderersei­ts um übergangsw­eise den Gitarriste­n Tommy Henriksen und Ryan Roxie, dem Bassisten Chuck Garric und Drummer Glen Sobel Raum zu schaffen. Sobel, der vor dem „Black Widow Jam“seinen großen Auftritt hat, ertrommelt sich in einem Drum-Solo Respekt, das viele im Publikum das Handy zum Filmen zücken lässt.

Am Ende dann – passender könnte es mit dem nahenden Ferienbegi­nn in NRW kaum sein – ein Luftballon­und Glitzerreg­en zu „School’s Out“, dessen Worte „No more teachers, dirty looks“sich im Konzert nahtlos an Zeilen aus „Another Brick in The Wall“von Pink Floyd fügen, die die Fans sofort mitsingen. In schneeweiß­em Frack und ebensolche­m Zylinder lässt der Fürst noch einmal kunstvoll den Stab kreisen, um ohne Zugabe, aber immer noch federnden Schrittes die Bühne zu verlassen. Als das Licht angeht, schaut man in breit grinsende Gesichter.

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FOTO: MAX PATZIG/IMAGO Alice Cooper ist derzeit auf EuropaTour.

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