Rheinische Post Hilden

Wie Franz Haude das Küken Leni rettete

Der 12-jährige Realschüle­r hat ein außergewöh­nliches Hobby: er ist Hühnerzüch­ter. Franz liebt sein Federvieh und kümmert sich akribisch um die Hühner, die er Zuhause im Garten hält. Einem kleinen Küken hat er bereits das Leben gerettet.

- VON SUSANN KRÜLL

METTMANN/HAAN Franz Haude ist 12 Jahre alt, geht in Mettmann auf die Realschule und: Er hat ein ungewöhnli­ches Hobby. Der Teenager züchtet Hühner, ist Mitglied im „Rassegeflü­gelzuchtve­rein Haan“.

Wer jetzt stutzt, hat Franz noch nicht dabei beobachten dürfen, wie er sich ums liebe Federvieh kümmert. Im Garten hat er dazu einen Hühnerstal­l gemauert, der vor dem sicheren Ausbau als Geräteund Abstellrau­m diente. Besagtes Hühnerhaus ist außerdem mit Netzen gegen Fressfeind­e aus der Luft sowie aus dem naheliegen­den Wald gesichert – denn Franz Haude hegt und pflegt sein Federvieh liebvoll.

Und die Hühner danken es ihm. Laut gackernd kommen seine Damen, die so klingende Namen wie Amanda, Chantal, Miss Piggy oder Lola haben, wenn er sie ruft, lassen sich streicheln und auf den Arm nehmen. Auch die drei Jungtiere, die er in einem Brutkasten ausgebrüte­t hat und die nun abgeschirm­t von dem Rest der Damenrunde im überdachte­n Auslauf sitzen, drängen sich erwartungs­voll an den Maschendra­htzaun, um ihren Anteil an Streichein­heiten oder Leckereien zu erhalten.

Die drei sind kurz vor Ostern geschlüpft. Das war sehr aufregend für Sohn und Mutter. Besonders, weil Küken Leni sich nicht allein aus der Schale befreien konnte. „Mama und ich haben ihr dann helfen müssen“, erzählt „Geburtshel­fer“Franz Haude zurecht mit Stolz in der Stimme, und seine Mutter fügt hinzu: „Wir haben einen Freund, der ist Falkner. Ihn haben wir gefragt, was wir machen sollen, als wir merkten, dass das Küken immer schwächer wird. Normalerwe­ise soll sich der Mensch ja nicht einmischen, das ist uns beiden auch klar.“

Doch der Freund habe gesagt, sie sollen vorsichtig versuchen, ihr aus der Schale zu helfen. Wenn sie nicht stark genug sei, würde sie so oder so sterben. Aber mit diesem kleinen Eingriff hätte das schwächeln­de Küken eine Chance, die Schlüpfsch­wierigkeit­en zu meistern.

Also habe seine Mutter nach den passenden Utensilien gesucht und dann überaus vorsichtig mit einer Pinzette winzige Kalkstückc­hen gelöst, berichtet Franz über die KükenHilfs­aktion. „Ich habe mit einem Wattestäbc­hen immer wieder Wasser auf den Dottersack tropfen lassen. Der muss feucht sein.“

Beide hatten Angst, dass die Blutschlie­ren, die sie sahen, von dem Küken stammen könnten, doch es war aus dem gut durchblute­ten Sack, der das Küken umgibt, ausgetrete­n. Das Schlüpf-Drama nahm ein glückliche­s Ende, „ich war fix und fertig“, gibt Kerstin Haude zu. Beide waren am nächsten Morgen überglückl­ich, als Küken Leni putzmunter im Meerschwei­nchen-Käfig saß. „Den hatten wir samt den drei Küken dann mit in den Osterferie­n, als wir ein paar Tage dort in einer Ferienwohn­ung waren,“erzählt Franz, holt sein Handy und zeigt Fotos von sich und den drei Federbälle­n.

Ihr Lieblingsp­latz damals: zwischen der Kapuze seines Hoodies und seinem Hals eingekusch­elt. Nun sind die drei dazu zu groß. Allerdings auch noch nicht so weit, mit den übrigen Hühnern vergesells­chaftet zu werden. „Das wird sicher sehr spannend, denn unter den drei Jüngsten ist ein Hahn,“erzählt „Papa“Franz erfreut. So hat er dann an seinen Mädchennam­en Mona, denn anfangs dachten Franz und seine Mutter noch, es seien drei „Mädels“, noch ein „Danger“angehängt bekommen.

Auf ihn setzt Franz die große Hoffnung, dass er sich aus der HühnerScha­r eine Partnerin aussucht. „Das wäre so toll, wenn wir dann bald Küken hätten, die natürlich ausgebrüte­t werden,“berichtet der junge Züchter hoffnungsv­oll, der sich sein Wissen aus Fachbücher­n und in speziellen Internet-Foren selbst angelesen hat.

Die Achtung vor Tieren und dass

man sich um jedes Tier, das man sich anschafft, kümmert, bis man es gehen lassen muss, hat seine Mutter von ihren Eltern vorgelebt bekommen und an ihn weiter gegeben. Sie kümmern sich auf ihrem Hof zusammen mit Tochter und Enkel liebevoll um die 28 und 30 Jahre alten Shetland-Ponys. Auch Franz merkt man diese Liebe und Fürsorge für seine Hühner an. „Ich könnte sie nie essen. Ihre frisch gelegten Eier liebe ich aber schon.“Aus diesen bereitet er leckeres Rührei zu, wie Mutter Kirstin bestätigt. Oder sie kommen in den Teig des leckeren Kuchens, den sie am Gartentisc­h essen und dabei die scharrende­n Hühner beobachten. Darunter Amanda, ein Araucana-Huhn, und Franz‘ Liebling , weil sie so „witzig gackert“. Sie ist „die Chefin“und weist die anderen schon mal in ihre Schranken.

Denn eine Rangfolge, wie sie nun mal im Tierreich üblich ist, gibt es selbst in Franz‘ Hühner-Paradies.

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RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN Schüler Franz Haude ist leidenscha­ftlicher Hühnerzüch­ter. Sein Wissen hat der 12-Jährige sich im Alleingang angeeignet.

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