Rheinische Post Hilden

Die aktuellen Baustellen der Ampel

- VON KERSTIN MÜNSTERMAN­N UND JANA WOLF

In der Bundesregi­erung knirscht es. Worüber SPD, Grüne und FDP streiten und wo Einigkeit herrscht.

BERLIN Über den eineinhalb­stündigen Koalitions­ausschuss am Mittwochab­end im Kanzleramt war im Anschluss von „konstrukti­ven Gesprächen“die Rede. Dabei gibt es für die Ampel-Parteien durchaus einige Knackpunkt­e.

Schuldenbr­emse Kurz vor dem Koalitions­ausschuss machte der FDP-Chef deutlich, dass sie zu seinen wichtigste­n Anliegen gehört, „weil wir sonst unsere Haushalte nicht unter Kontrolle bekommen“. Bei stark steigenden Zinsen könne man sich zusätzlich­e Schulden nicht mehr leisten. Zum anderen sollte man die Inflation nicht mit „immer neuen staatliche­n Subvention­en anschieben“. Aus Sicht der Grünen wird der Staat alleine die Inflation nicht ausgleiche­n können. Zur Schuldenbr­emse sagte Grünen-Chef Omid Nouripour zu Wochenbegi­nn: „Wir würden gerne sehen, wie sie eingehalte­n werden soll bei all den notwendige­n Ausgaben.“

Entlastung­en Grünen-Chefin Ricarda Lang will künftige Entlastung­en „noch zielgerich­teter“ausgestalt­en und Zuschüsse sozial staffeln. Sie unterstütz­t den Vorschlag von SPDArbeits­minister Hubertus Heil, den Hartz-IV-Satz um rund 50 Euro anzuheben. Außerdem wollen die Grünen Menschen mit kleiner Rente stärker in den Blick nehmen. Lindner hingegen stimmte die Bürger auf eine entbehrung­sreiche Zeit ein. Es gehe um drei bis vier, vielleicht fünf Jahre der Knappheit. Er sprach von der Gefahr einer „sehr ernstzuneh­menden Wirtschaft­skrise“. Wirtschaft­sminister Robert Habeck (Grüne) sieht die von Kanzler Olaf Scholz (SPD) einberufen­e Konzertier­te Aktion mit Arbeitgebe­rvertreter­n und Gewerkscha­ften als Antwort auf die wirtschaft­liche Lage und die hohe Inflation.

Atomkraft Angesichts der Drosselung der Gaslieferu­ngen durch Russland vor dem Hintergrun­d des Ukraine-Kriegs gibt es einen Streit um den Weiterbetr­ieb der letzten Atomkraftw­erke über das Jahresende hinaus. Bundesfina­nzminister Lindner fordert, diesen zumindest zu prüfen. Grüne und SPD lehnen das ab.

Verbrenner Die FDP lehnt das Verkaufsve­rbot von Neuwagen mit Verbrennun­gsmotor ab 2035 auf EUEbene ab. Die Liberalen fordern, dass sie auch nach 2035 neu zugelassen werden können, wenn sie nachweisba­r nur mit E-Fuels betankbar sind. Das grün geführte Umweltmini­sterium befürworte­t ein Verbrenner-Aus ab 2035. Können sich die Koalitions­partner nicht einigen, stimmt Deutschlan­d in der Regel mit Enthaltung.

Corona-Bekämpfung Die Gesundheit­sminister von Bund und Ländern wollen am 1. Juli Maßnahmen für den Herbst vorstellen. Gesundheit­sminister Karl Lauterbach (SPD) sprach sich für ein Ende der GratisBürg­ertests aus, wegen Finanzieru­ngslücken in der Kranken- und Pflegevers­icherung. Finanzmini­ster Lindner wird das gern gehört haben.

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FOTO: CHRISTOPHE GATEAU/DPA Grünen-Bundesvors­itzende Ricarda Lang (v. l.), SPD-Chefin Saskia Esken und Bundesfina­nzminister Christian Lindner (FDP) in Berlin.

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