Positive Energie
Karlfried Haas dirigierte Mendelssohns „Lobgesang“-Sinfonie in der Matthäikirche.
DÜSSELDORF Man hätte gerne lauthals mitsingen wollen bei der eindringlich wiederholten Zeile „Alles was Odem hat, lobe den Herrn!“Allein die Masken waren im Weg. Die 2. Sinfonie Felix Mendelssohn Bartholdys mit dem Untertitel „Lobgesang“ist sicher die protestantischste Sinfonie der Romantik. Sie beginnt wie eine Sinfonie, verwandelt sich aber bald in ein Oratorium mit Chor und Solisten zum Lobe des Herrn.
In der evangelischen Matthäikirche erlebte dieses Werk nun eine fulminante Aufführung mit etwa 100 Mitwirkenden unter der Leitung von Karlfried Haas. Während er mit der rechten Hand dem aufmerksam und klangvoll spielenden Orchester den Takt gab, unterstützte er mit der linken Hand den Chor bei hohen und kräftigen Tönen und vermittelte gleichzeitig seine Vorstellung von der Gestaltung der Melodiebögen. Nach der ausgedehnten dreiteiligen und rein instrumentalen Sinfonia, in der bereits die Odem-Zeile immer wieder erklingt, verströmte der Chor der Matthäikirche durchweg positive Energie. Stets klang er voll, aber nicht wuchtig. Zudem beherrschte jede Stimmgruppe ihren Part sicher, produzierte Wohlklang sowohl im Choralsatz als auch im komplexeren musikalischen Geflecht.
Goetz Phillip Körner, der kurzfristig eingesprungen war, ließ seinen Tenorpart in den Rufen „Hüter, ist die Nacht bald hin?“gipfeln. Alle Duette von Tenor, Sopran (Katharina Leyhe) und Mezzo (Bettina Ranch) waren wunderbar ausbalanciert und mit Blick auf die geschmeidigen Linien gestaltet. Besonders innigen Ausdruck bekam das ganz und gar liedhafte Duett der Sopranistinnen „Ich harrete des Herrn“. Reinste Lyrik!
Das Publikum war nach langer Konzertabstinenz in der Matthäikirche zurückhaltend erschienen. Zu hören war eine vorbildlich vorbereitete und von leidenschaftlichem Ausdruck geprägte Interpretation.