Das bedeutet der Gas-Engpass für uns
Die Stadtwerke haben ein Team Krisenvorsorge eingerichtet und stehen in Kontakt mit allen eventuell betroffenen Unternehmen. Eine Sprecherin rät zur Besonnenheit. Mittelfristig werden jedoch wahrscheinlich die Preise steigen.
HILDEN Die Situation spitzt sich weiter zu: Nachdem die Bundesregierung wegen drohender Engpässe bei Gaslieferungen aus Russland vor Wochen die Frühwarnstufe des Notfallplans Gas ausgerufen hatte, folgte am Donnerstag der nächste Schritt: Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat die Alarmstufe ausgerufen. Was bedeutet das für Gaskunden in unserer Region?
Die Ausrufung der zweiten Stufe des Notfallplans Gas hat zunächst keine unmittelbaren Auswirkungen auf die Kunden in unserer Region, erklärt die Sprecherin der Stadtwerke Hilden, Sabine Müller. Trotzdem könne jeder Haushalt durch eigene freiwillige Einsparungen bei Gas und Strom seinen Beitrag leisten, andere Verbraucher noch versorgen zu können. „Stromeinsparungen zählen auch dazu, da ein Teil des Stroms in Gaskraftwerken produziert wird.“Bei der Alarmstufe ,Alarm‘ trete eine Störung oder außergewöhnlich hohe Nachfrage auf, die zu einer erheblichen Verschlechterung der Gasversorgungslage führt, erklärt Sabine Müller. Diese sei noch mit marktbasierten Maßnahmen zu bewältigen, dazu gehöre beispielsweise die Umverteilung von Gas. Der Markt sei noch in der Lage, die Knappheit zu bewältigen.
Erst ab Stufe drei, der Notfallstufe, sind auch die Stadtwerke am Zug, erläutert die Sprecherin weiter. Dann ginge es darum, die Gasmengen zu verteilen – zunächst werden in diesem Fall große Unternehmen und beispielsweise Schwimmbäder wie das Hildorado weniger Gas erhalten, später müssen auch kleinere Firmen sparen. „Ob in Hilden die Erdgasversorgung eingeschränkt oder gestoppt werden muss, entscheidet in der Notfallstufe die Bundesnetzagentur. Die Stadtwerke Hilden als Verteilnetzbetreiber müssten diese Vorgaben dann umsetzten und die betroffenen nicht geschützten Kunden informieren“, erklärt Sabine Müller.
„Auch in Hilden gibt es Unternehmen, die für ihre Produktion auf die Gasversorgung angewiesen sind und zu den nicht geschützten Verbrauchern gehören.“Die Stadtwerke Hilden selbst würden aber keinem Unternehmen den Gashahn abdrehen, „sondern wir würden von unserem vorgelagerten Ferngasnetzbetreiber, der Open Grid
Europe, eine Aufforderung erhalten, bestimmte Verbraucher dazu aufzufordern, den Verbrauch zu reduzieren bzw. zu beenden. Dazu sind wir per Gesetz verpflichtet, ebenso sind die betroffenen Unternehmen per Gesetz verpflichtet, der Aufforderung nachzukommen.“
Ob, wann und in welchem Umfang diese Aufforderung nach Hilden komme, sei aktuell reine Spekulation. „Wir raten zu Besonnenheit. Die Stadtwerke Hilden haben ein Team Krisenvorsorge eingerichtet, und wir sind in Kontakt mit allen eventuell betroffenen Unternehmen sowie unserem vorgelagerten Ferngasnetzbetreiber.“Geschütze Kunden, dazu zählen Privathaushalte, Krankenhäuser und Senioreneinrichtungen, wird der Gashahn nicht zugedreht: „Nach heutigem Stand wird es hier keine Einschränkungen geben.“
Gaskunden müssen bei den aktuellen Entwicklungen wahrscheinlich mit Preisanpassungen rechnen. Müller: „Bis zum Ende des Jahres haben wir genug Energie eingekauft. Der Gasmarkt ist sehr nervös und steht unter Druck. Sollte die Alarmstufe ausgerufen werden, ist mit einem weiteren deutlichen Preisanstieg im Großhandel zu rechnen. Aktuell können wir unsere Preise stabil halten. Mittelfristig werden die gestiegenen Preise am Gasmarkt aber auch bei uns zu Preisanpassungen führen.“