Der Jazzsommer lockt zum Lokschuppen
Blues, Swing und Dixie sollen jeweils 250 Fans bei drei Konzerten im August beflügeln. Der Vorverkauf für die Veranstaltung im Erkrather Lokschuppen hat bereits begonnen.
ERKRATH (dne) Einmal rutscht Helmut Stein das böse Wort über die Lippen: „Hilden“. Ein kleiner Fauxpas des Hildeners, der im vergangenen Jahr die künstlerische Leitung des Erkrather Jazzsommers übernahm. Musikalisch hat Helmut Stein seine Erkrather Linie längst gefunden: „Ich möchte die ganze Vielfalt des Jazz zeigen.“Drei August-Sonntage lang stoppt der Musik-Zug am Lokschuppen Hochdahl. Für zwölf (Vorjahr: acht) Euro gibt es jeweils zwischen 11 und 15 Uhr ein vierstündiges XXL-Programm. Anders als vor der Corona-Zeit sollen Stühle und Tische im Lokschuppen für etwas mehr Abstand zwischen den wippenden und manchmal auch tanzenden Musikfreunden sorgen. Daher passen pro Konzert rund 250 und nicht wie früher bis zu 500 Personen in den Schuppen hinein. Anders als im Vorjahr gibt es wieder eine Tageskasse für Kurzentschlossene. Hopmanns Olive übernimmt das Catering – mit Flammkuchen und Gegrilltem auf der herzhaften Seite, Kaffee und Kuchen fürs Süße.
Los geht die wilde Fahrt mit einer Hommage an den Blues. Am Sonntag, 7. August, präsentieren die Bluescats als legendäre Band Tommie Harris und Brenda Boykin. Diese beiden Sänger belegen mit ihrem ersten gemeinsamen Auftritt, dass jedes Alter eine Premiere zulässt. Harris ist Jahrgang 1938 – also muntere 84 Jahre alt. Dagegen nehmen sich die 64 Lenze von Brenda Boykin jugendlich aus. Zusammen wollen sie die Zuhörer dorthin entführen, wo Rhythmus und Herzschlag möglicherweise ein wenig langsamer, dafür aber ungleich intensiver schlagen. Helmut Stein jedenfalls freut sich, die beiden Blues-Ikonen erstmals gemeinsam auf ein und dieselbe Bühne gebracht zu haben: „Die Bluescats sind dabei die ideale fetzige Band, die uns die lange Blues-Geschichte authentisch und emotional erleben lässt.“
Eine Woche später, am Sonntag, 14. August, folgt aus Sicht des Jazzsommer-Machers sein bislang gelungenster Coup: Die „Dutch Swing College Band“sei bereits in der ganzen Welt aufgetreten – ob in New York, in London oder in Paris. Nur Erkrath wurde von der Band mit 77-jähriger Tradition bislang nicht besucht. Das wird an diesem Sonntag schlagartig ändern. Bei der Vermittlung der internationalen Spitzengruppe habe Lous Dassen, langjährige Wirtin des Düsseldorfer Lokals „Dr. Jazz“, sehr geholfen, verrät Helmut Stein. Dafür ist er sehr dankbar: „Zu Recht wird die Band von Jazzliebhabern als Institution angesehen. Obwohl ihre Musik sich ständig weiterentwickelte, und trotz vieler Veränderungen innerhalb des Orchesters, blieb die Dutch Swing College Band die Referenz traditioneller Jazzmusik.“Natürlich haben die Band-Gründer die Instrumente längst an begnadete Nachfolger weitergegeben, die sich der großen Tradition der 1945 als Studenten-Combo gestarteten Truppe verpflichtet fühlen.
Den Abschluss des Jazzsommers macht eine Verneigung vor den Wurzeln des Jazzsommers selbst. Seit mehr als 20 Jahren wird hier Dixieland zelebriert. Bis 2019 prägte Kornettist Jackie Müller wie kein anderer diese Facette des Erkrather Jazzsommers. Ihm zu Ehren und zur Freude aller langjährigen Fans setzt das dritte Konzert diese Tradition fort. Und auch für diesen Part konnte Helmut Stein eine Gruppe gewinnen, die seit fast einem halben Jahrhundert auf der Bühne steht, aber noch immer für die leichte, stets mit einem schelmischen Augenzwinkern versehene DixielandStimmung sorgt. Da will der künstlerische Leiter nicht zurückstehen: „Wir sind ja ein internationales Festival – und haben deshalb mit der Climax Band Cologne echte Kölner zu uns eingeladen.“Dies seien einerseits Amateure, die nicht nach der letzten Perfektion strebten, sondern einfach Spaß am Auftritt hätten. Andererseits haben mehr als 20 Jahre Gastauftritte berühmter JazzMusiker geholfen, den Ansatz und Spiel der Climax Band Cologne immer weiter zu verfeinern. Die Erkrather und ihre Gäste werden es am 21. August erleben.