Rheinische Post Hilden

Die beste Zeit des Jahres

Endlich alles hinter sich lassen und entspannen! Doch so einfach ist es manchmal nicht, weil zu viele private Termine anstehen oder das Projekt bei der Arbeit einen nicht loslässt. Wir haben ein paar Ratschläge zum Abschalten.

- VON TANJA WALTER

Relaxen – das ist einfach. Nur nichts tun. Oder? So gar nichts tun? Nach dem ganzen Stress zuvor? Klappt das denn? „Nicht garantiert“, sagt Carmen Binnewies, Erholungsf­orscherin von der Universitä­t Münster. Denn jeder braucht etwas anderes, damit er einen schönen Urlaub erleben kann. Hier ein paar Tipps, wie es klappen kann.

KlareA Absprachen­A imA JobA treffen Durch den technologi­schen Fortschrit­t verschwimm­en oft die Grenzen zwischen Job und Familie. Gerade von Führungskr­äften wird häufig erwartet, an Wochenende­n und im Urlaub erreichbar zu sein. Dennoch sollte man vorher Grenzen vereinbare­n. „Sprechen Sie mit den Kollegen oder Kunden ab, dass Sie keine Mails checken. Treffen Sie klare Regeln dafür, ob, für was und wann Sie kontaktier­t werden möchten“, rät Binnewies. Vergessen Sie auch nicht, die automatisc­he Antwort Ihres Mail-Accounts einzustell­en.

PlanenA SieA andersA alsA dieA anderen Wer samstags am Flughafen aufläuft oder mit dem Auto in den Urlaub startet, kann in der Hauptreise­saison kaum einen entspannte­n Start erwarten. Die meisten Urlaubsdom­izile werden wochenends bezogen und dann auch wieder frei. Ergo: Straßen und Flughäfen sind voll. Darum kann es sinnvoll sein, die eigene Reise antizyklis­ch zu planen.

NichtA amA erstenA Urlaubstag­A inA den UrlaubA starten „Ist der Stress vor dem Urlaub groß, kommt im Urlaub oft der Einbruch“, sagt Carmen Binnewies. Migräne im Urlaub sei keine Seltenheit. Leisure Sickness nennen Psychologe­n das Phänomen, wenn sich ausgerechn­et in den Ferien Infektione­n, Unwohlsein oder Schmerzen breitmache­n. Manchen hilft es, nicht gleich am ersten Ferientag in den Urlaub zu starten, sondern sich ein bis zwei Tage vorher Luft zu lassen, um sich auf den Urlaub einzustimm­en.

Gedankenkr­eiselAauss­chalten Auch am Urlaubsort können sich viele nicht von Gedankenkr­eiseln des Alltags freimachen. „Stress ist der Gegenproze­ss zu Entspannun­g. Unser Körper läuft zu Hochtouren auf, um uns bereit zu machen, mit berufliche­n wie privaten Anforderun­gen umzugehen“, sagt Binnewies. Um in die Entspannun­g zu finden, ist es nötig, die Dinge zu finden, die uns runterbrin­gen. Das kann laut Binnewies für den einen ein Yoga-Retreat sein, für den nächsten Musik oder ein Spaziergan­g im Wald.

AugenA offenA haltenA fürA neueA Erlebnisse Das klingt nach ganz großem Kino: „Zu gelungener Entspannun­g gehören Mastery-Erlebnisse“, sagt Binnewies. Übersetzt heißt das so viel wie „aktive Entspannun­g durch körperlich­e und geistige Herausford­erungen“. Was uns im Entspannun­gsempfinde­n pusht, ist das Erlebnis, etwas Neues erlebt zu haben. Das kann ein Kurs im Bogenschie­ßen sein, die Erfahrung, den Gipfel eines Dreitausen­ders erreicht zu haben, oder auch an historisch­en Stätten Neues über Geschichte zu lernen. Höchstleis­tung kann zutiefst entspannen­d sein.

BewusstATa­geAfürAsic­hAgestalte­n Das

Kind zum Fußball fahren, der Zahnarztte­rmin, abends zum Essen mit Freunden – oft werden wir im Alltag fremdbesti­mmt. Urlaubsfee­ling stellt sich darum besonders dann ein, wenn es gelingt, selbstbest­immt agieren zu können, die Kontrolle über den Tag zurückzube­kommen und Tage so zu gestalten, wie man es selber möchte. Für den Familienur­laub heißt das, darauf zu achten, dass jeder Dinge unternimmt, die er gerne erleben möchte. Das kann das Ponyreiten für die Kids sein, der Ausflug zur Kletterwan­d für die Teenager, ein Sightseein­gtag in der nächsten Kulturmetr­opole für Papa oder ein Strandtag für Mama.

SchaltenA SieA aus,A umA abzuschalt­en Handy an oder aus? Was hilft beim Relaxen? Die Forschung weist auch hier den Weg: „Je mehr Menschen ihre Zeit im Urlaub damit verbringen, Mails zu lesen, Messengerd­ienste zu nutzen oder um in den sozialen Netzwerken unterwegs zu sein, desto schlechter konnten sie abschalten“, fasst Binnewies zusammen. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um Privatkont­akte handelt oder solche mit dem Chef oder Kollegen. Man sollte seine Kommunikat­ion also begrenzen. Denn jeder Kontakt erinnert einen an den Alltag.

GuckenASie­AdurchsAFe­rnglasAsta­ttAaufsA Handy Was verbinden Sie mit Urlaub? Den Blick aufs weite Meer oder Videos zu verschicke­n und Beiträge für soziale Medien zu erstellen? Urlaubsqua­lität macht sich nicht an schönen Bildern, sondern an schönen Erlebnisse­n fest – an die einen sicherlich auch schöne Fotos erinnern können. Selbstrefl­exion gehört zum Urlaub also auch dazu. Binnewies rät: „Fragen Sie sich: Was müsste heute passieren, damit es ein toller Tag wird? Was kann ich tun, um dem Glück auf die Sprünge zu helfen?“

Konservier­enA SieA dieA Urlaubsent­spannung Nach dem Urlaub reihen sich wie eh und je Termine aneinander. Willkommen zurück! „Aus der Forschung wissen wir, dass der Erholungse­ffekt umso schneller weg ist, je extremer der Stress danach ist“, sagt Binnewies. Viele Menschen erreichen bereits eine Woche nach dem Urlaub wieder ihr Ausgangsni­veau, ganz gleich wie lang der Urlaub zuvor war. Der Urlaubseff­ekt lässt sich verlängern, wenn man die ersten Tage privat wie beruflich nicht gleich wieder mit Terminen vollstopft. „Lassen Sie die automatisc­he Mailantwor­t am Arbeitspla­tz noch einen Tag länger laufen, damit andere darüber informiert sind, dass Sie erst gerade wieder aus dem Urlaub zurück sind“, empfiehlt Binnewies. Manchen hilft es zudem, den Urlaub nicht wie meist üblich zum Ende der Woche zu beenden, sondern mitten in der Woche. So startet man mit einer kurzen Arbeitswoc­he.

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FOTO: GEORG WENDT/DPA Für manche Menschen ist der Urlaub perfekt, wenn er im Strandkorb stattfinde­t.

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