Die beste Zeit des Jahres
Endlich alles hinter sich lassen und entspannen! Doch so einfach ist es manchmal nicht, weil zu viele private Termine anstehen oder das Projekt bei der Arbeit einen nicht loslässt. Wir haben ein paar Ratschläge zum Abschalten.
Relaxen – das ist einfach. Nur nichts tun. Oder? So gar nichts tun? Nach dem ganzen Stress zuvor? Klappt das denn? „Nicht garantiert“, sagt Carmen Binnewies, Erholungsforscherin von der Universität Münster. Denn jeder braucht etwas anderes, damit er einen schönen Urlaub erleben kann. Hier ein paar Tipps, wie es klappen kann.
KlareA AbsprachenA imA JobA treffen Durch den technologischen Fortschritt verschwimmen oft die Grenzen zwischen Job und Familie. Gerade von Führungskräften wird häufig erwartet, an Wochenenden und im Urlaub erreichbar zu sein. Dennoch sollte man vorher Grenzen vereinbaren. „Sprechen Sie mit den Kollegen oder Kunden ab, dass Sie keine Mails checken. Treffen Sie klare Regeln dafür, ob, für was und wann Sie kontaktiert werden möchten“, rät Binnewies. Vergessen Sie auch nicht, die automatische Antwort Ihres Mail-Accounts einzustellen.
PlanenA SieA andersA alsA dieA anderen Wer samstags am Flughafen aufläuft oder mit dem Auto in den Urlaub startet, kann in der Hauptreisesaison kaum einen entspannten Start erwarten. Die meisten Urlaubsdomizile werden wochenends bezogen und dann auch wieder frei. Ergo: Straßen und Flughäfen sind voll. Darum kann es sinnvoll sein, die eigene Reise antizyklisch zu planen.
NichtA amA erstenA UrlaubstagA inA den UrlaubA starten „Ist der Stress vor dem Urlaub groß, kommt im Urlaub oft der Einbruch“, sagt Carmen Binnewies. Migräne im Urlaub sei keine Seltenheit. Leisure Sickness nennen Psychologen das Phänomen, wenn sich ausgerechnet in den Ferien Infektionen, Unwohlsein oder Schmerzen breitmachen. Manchen hilft es, nicht gleich am ersten Ferientag in den Urlaub zu starten, sondern sich ein bis zwei Tage vorher Luft zu lassen, um sich auf den Urlaub einzustimmen.
GedankenkreiselAausschalten Auch am Urlaubsort können sich viele nicht von Gedankenkreiseln des Alltags freimachen. „Stress ist der Gegenprozess zu Entspannung. Unser Körper läuft zu Hochtouren auf, um uns bereit zu machen, mit beruflichen wie privaten Anforderungen umzugehen“, sagt Binnewies. Um in die Entspannung zu finden, ist es nötig, die Dinge zu finden, die uns runterbringen. Das kann laut Binnewies für den einen ein Yoga-Retreat sein, für den nächsten Musik oder ein Spaziergang im Wald.
AugenA offenA haltenA fürA neueA Erlebnisse Das klingt nach ganz großem Kino: „Zu gelungener Entspannung gehören Mastery-Erlebnisse“, sagt Binnewies. Übersetzt heißt das so viel wie „aktive Entspannung durch körperliche und geistige Herausforderungen“. Was uns im Entspannungsempfinden pusht, ist das Erlebnis, etwas Neues erlebt zu haben. Das kann ein Kurs im Bogenschießen sein, die Erfahrung, den Gipfel eines Dreitausenders erreicht zu haben, oder auch an historischen Stätten Neues über Geschichte zu lernen. Höchstleistung kann zutiefst entspannend sein.
BewusstATageAfürAsichAgestalten Das
Kind zum Fußball fahren, der Zahnarzttermin, abends zum Essen mit Freunden – oft werden wir im Alltag fremdbestimmt. Urlaubsfeeling stellt sich darum besonders dann ein, wenn es gelingt, selbstbestimmt agieren zu können, die Kontrolle über den Tag zurückzubekommen und Tage so zu gestalten, wie man es selber möchte. Für den Familienurlaub heißt das, darauf zu achten, dass jeder Dinge unternimmt, die er gerne erleben möchte. Das kann das Ponyreiten für die Kids sein, der Ausflug zur Kletterwand für die Teenager, ein Sightseeingtag in der nächsten Kulturmetropole für Papa oder ein Strandtag für Mama.
SchaltenA SieA aus,A umA abzuschalten Handy an oder aus? Was hilft beim Relaxen? Die Forschung weist auch hier den Weg: „Je mehr Menschen ihre Zeit im Urlaub damit verbringen, Mails zu lesen, Messengerdienste zu nutzen oder um in den sozialen Netzwerken unterwegs zu sein, desto schlechter konnten sie abschalten“, fasst Binnewies zusammen. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um Privatkontakte handelt oder solche mit dem Chef oder Kollegen. Man sollte seine Kommunikation also begrenzen. Denn jeder Kontakt erinnert einen an den Alltag.
GuckenASieAdurchsAFernglasAstattAaufsA Handy Was verbinden Sie mit Urlaub? Den Blick aufs weite Meer oder Videos zu verschicken und Beiträge für soziale Medien zu erstellen? Urlaubsqualität macht sich nicht an schönen Bildern, sondern an schönen Erlebnissen fest – an die einen sicherlich auch schöne Fotos erinnern können. Selbstreflexion gehört zum Urlaub also auch dazu. Binnewies rät: „Fragen Sie sich: Was müsste heute passieren, damit es ein toller Tag wird? Was kann ich tun, um dem Glück auf die Sprünge zu helfen?“
KonservierenA SieA dieA Urlaubsentspannung Nach dem Urlaub reihen sich wie eh und je Termine aneinander. Willkommen zurück! „Aus der Forschung wissen wir, dass der Erholungseffekt umso schneller weg ist, je extremer der Stress danach ist“, sagt Binnewies. Viele Menschen erreichen bereits eine Woche nach dem Urlaub wieder ihr Ausgangsniveau, ganz gleich wie lang der Urlaub zuvor war. Der Urlaubseffekt lässt sich verlängern, wenn man die ersten Tage privat wie beruflich nicht gleich wieder mit Terminen vollstopft. „Lassen Sie die automatische Mailantwort am Arbeitsplatz noch einen Tag länger laufen, damit andere darüber informiert sind, dass Sie erst gerade wieder aus dem Urlaub zurück sind“, empfiehlt Binnewies. Manchen hilft es zudem, den Urlaub nicht wie meist üblich zum Ende der Woche zu beenden, sondern mitten in der Woche. So startet man mit einer kurzen Arbeitswoche.