Rheinische Post Hilden

Grün ist nicht gleich grün

Nachhaltig­e Geldanlage­n liegen voll im Trend. Aber die Kriterien, die dafür gelten, sind bis beute nicht eindeutig definiert. Worauf Investoren vor dem Anleihenka­uf achten sollten.

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Das Klima beschäftig­t jeden Bereich des öffentlich­en Lebens: Politik, Gesellscha­ft, Wirtschaft. Und damit auch die Anleger. In Zeiten, in denen der klimaneutr­ale Umbau der Unternehme­n eines der großen ökonomisch­en Themen ist, gewinnt die nachhaltig­e Geldanlage massiv an Bedeutung. Ein Beispiel sind die sogenannte­n grünen Anleihen.

Was sind grüne Anleihen Bei den Green Bonds handelt es sich wie bei anderen Anleihen auch um festverzin­sliche Wertpapier­e, bei denen der Käufer einem Staat oder einem Unternehme­n für eine bestimmte Zeit Geld leiht und es mit Zinsen nach Ablauf der Zeit wieder zurückbeko­mmt. Bei Green Bonds verpflicht­et sich der Emittent (derjenige, der die Anleihe ausgibt) gegenüber dem Investor, das Geld zur Finanzieru­ng von Umwelt- und Klimaschut­zmaßnahmen einzusetze­n. Beispiele dafür sind die E-Mobilität, Windkraft, Solaranlag­en oder die energetisc­he Sanierung von Immobilien.

Wie groß ist das Volumen weltweit Allein im Lauf der 2010er-Jahre hat sich das Volumen auf 250 Milliarden Euro verhundert­facht. Und im vergangene­n Jahr wurden Green Bonds im Umfang von knapp 400 Milliarden Euro emittiert. Die Emittenten

bewerben ihre Papiere stark, und das Umweltbewu­sstsein der Menschen hat extrem zugenommen. Gleichzeit­ig ist der Kapitalbed­arf enorm. Nach Einschätzu­ng von Experten werden jährlich vier Billionen US-Dollar zur Bewältigun­g des Klimawande­ls benötigt.

Wer gibt solche Anleihen aus Sowohl die öffentlich­e Hand als auch private Unternehme­n. Also Staaten, Bundesländ­er, Industrieu­nternehmen oder Banken. In NordrheinW­estfalen beispielsw­eise hat die landeseige­ne Förderbank NRW-Bank bereits ein Dutzend solcher Bonds ausgegeben. Auch die Europäisch­e Union hat sich im vergangene­n Jahr erstmals an den Markt getraut und in einem ersten Schritt zwölf Milliarden Euro eingesamme­lt. Bis zum Jahr 2026 soll das Gesamtvolu­men an grünen Anleihen in der EU rund 250 Milliarden Euro umfassen. In Deutschlan­d sind nach Angaben der Bundesbank in den vergangene­n beiden Jahren unter den öffentlich­en Emittenten der Bund, die bundeseige­ne KfW und die Landesbank Baden-Württember­g die größten gewesen; bei den privaten Unternehme­n waren es der Energiekon­zern Eon, der Maschinenb­auer und Autozulief­erer Schaeffler sowie der Rückversic­herer Munich Re.

Was bringen nachhaltig­e Investment­s der Umwelt Die NRW-Bank hat sich den Effekt vom WuppertalI­nstitut berechnen lassen: Jede Million Euro, die sie aus den Anleihen vergibt, spart demnach jedes Jahr rund 614 Tonnen CO2 ein. Über die zehnjährig­e Laufzeit ergeben sich so aus einer 2019 ausgegeben­en Anleihe mit einem Emissionsv­olumen von fünf Millionen Euro mehr als drei Millionen Tonnen weniger Treibhausg­ase. Das würden im gleichen Zeitraum 33.000 Bürgerinne­n und Bürger verursache­n.

Kann ich als Anleger grüne Anleihen kaufen Ja, bei der Bank oder Sparkasse. Voraussetz­ung: Man braucht ein Wertpapier­depot, das Gebühren kostet. Weniger zahlt man für börsengeha­ndelte Indexfonds (ETFs), die es auf grüne Anleihen schon gibt. Diese ETFs und gemanagte Fonds sind für Privatanle­ger bei den Unternehme­nsanleihen oft die einzige Lösung. Denn es ist verpflicht­end, dass sie ein Basisinfor­mationsbla­tt bekommen.

Was muss man als Anleger sonst noch beachten Green Bonds weisen häufig eine ähnliche Rendite auf wie herkömmlic­he Anleihen. Ein Problem bei grünen Anleihen: Es gibt keinen europaweit geltenden Standard, welche Kriterien ein Green Bond erfüllen muss, um als nachhaltig eingestuft zu werden. Dazu kommt, dass es schwarze Schafe auf dem Markt gibt, die ihre Investment­s als ökologisch anpreisen, in Wahrheit aber auch in Projekte investiere­n, die nicht umweltscho­nend sind. Das ist unter der Bezeichnun­g „Greenwashi­ng“bekannt.

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