Grün ist nicht gleich grün
Nachhaltige Geldanlagen liegen voll im Trend. Aber die Kriterien, die dafür gelten, sind bis beute nicht eindeutig definiert. Worauf Investoren vor dem Anleihenkauf achten sollten.
DÜSSELDORF Das Klima beschäftigt jeden Bereich des öffentlichen Lebens: Politik, Gesellschaft, Wirtschaft. Und damit auch die Anleger. In Zeiten, in denen der klimaneutrale Umbau der Unternehmen eines der großen ökonomischen Themen ist, gewinnt die nachhaltige Geldanlage massiv an Bedeutung. Ein Beispiel sind die sogenannten grünen Anleihen.
Was sind grüne Anleihen Bei den Green Bonds handelt es sich wie bei anderen Anleihen auch um festverzinsliche Wertpapiere, bei denen der Käufer einem Staat oder einem Unternehmen für eine bestimmte Zeit Geld leiht und es mit Zinsen nach Ablauf der Zeit wieder zurückbekommt. Bei Green Bonds verpflichtet sich der Emittent (derjenige, der die Anleihe ausgibt) gegenüber dem Investor, das Geld zur Finanzierung von Umwelt- und Klimaschutzmaßnahmen einzusetzen. Beispiele dafür sind die E-Mobilität, Windkraft, Solaranlagen oder die energetische Sanierung von Immobilien.
Wie groß ist das Volumen weltweit Allein im Lauf der 2010er-Jahre hat sich das Volumen auf 250 Milliarden Euro verhundertfacht. Und im vergangenen Jahr wurden Green Bonds im Umfang von knapp 400 Milliarden Euro emittiert. Die Emittenten
bewerben ihre Papiere stark, und das Umweltbewusstsein der Menschen hat extrem zugenommen. Gleichzeitig ist der Kapitalbedarf enorm. Nach Einschätzung von Experten werden jährlich vier Billionen US-Dollar zur Bewältigung des Klimawandels benötigt.
Wer gibt solche Anleihen aus Sowohl die öffentliche Hand als auch private Unternehmen. Also Staaten, Bundesländer, Industrieunternehmen oder Banken. In NordrheinWestfalen beispielsweise hat die landeseigene Förderbank NRW-Bank bereits ein Dutzend solcher Bonds ausgegeben. Auch die Europäische Union hat sich im vergangenen Jahr erstmals an den Markt getraut und in einem ersten Schritt zwölf Milliarden Euro eingesammelt. Bis zum Jahr 2026 soll das Gesamtvolumen an grünen Anleihen in der EU rund 250 Milliarden Euro umfassen. In Deutschland sind nach Angaben der Bundesbank in den vergangenen beiden Jahren unter den öffentlichen Emittenten der Bund, die bundeseigene KfW und die Landesbank Baden-Württemberg die größten gewesen; bei den privaten Unternehmen waren es der Energiekonzern Eon, der Maschinenbauer und Autozulieferer Schaeffler sowie der Rückversicherer Munich Re.
Was bringen nachhaltige Investments der Umwelt Die NRW-Bank hat sich den Effekt vom WuppertalInstitut berechnen lassen: Jede Million Euro, die sie aus den Anleihen vergibt, spart demnach jedes Jahr rund 614 Tonnen CO2 ein. Über die zehnjährige Laufzeit ergeben sich so aus einer 2019 ausgegebenen Anleihe mit einem Emissionsvolumen von fünf Millionen Euro mehr als drei Millionen Tonnen weniger Treibhausgase. Das würden im gleichen Zeitraum 33.000 Bürgerinnen und Bürger verursachen.
Kann ich als Anleger grüne Anleihen kaufen Ja, bei der Bank oder Sparkasse. Voraussetzung: Man braucht ein Wertpapierdepot, das Gebühren kostet. Weniger zahlt man für börsengehandelte Indexfonds (ETFs), die es auf grüne Anleihen schon gibt. Diese ETFs und gemanagte Fonds sind für Privatanleger bei den Unternehmensanleihen oft die einzige Lösung. Denn es ist verpflichtend, dass sie ein Basisinformationsblatt bekommen.
Was muss man als Anleger sonst noch beachten Green Bonds weisen häufig eine ähnliche Rendite auf wie herkömmliche Anleihen. Ein Problem bei grünen Anleihen: Es gibt keinen europaweit geltenden Standard, welche Kriterien ein Green Bond erfüllen muss, um als nachhaltig eingestuft zu werden. Dazu kommt, dass es schwarze Schafe auf dem Markt gibt, die ihre Investments als ökologisch anpreisen, in Wahrheit aber auch in Projekte investieren, die nicht umweltschonend sind. Das ist unter der Bezeichnung „Greenwashing“bekannt.