Die Rehkitz-Retter mit Drohne „Elvira“
Aktuell ernten Landwirte in der Region ihr Heu. Aktuell ist aber auch Brut- und Setzzeit, sodass immer wieder Rehkitze sterben, wenn die Maschinen die Wiesen abmähen. Der Hegering bietet den Bauern an, die Flächen im Vorfeld mit einer Drohne abzufliegen.
HILDEN Sie verharren regungslos auf dem Feld und warten auf ihre Mutter – Rehkitze sind perfekt getarnt und haben keinen Eigengeruch. Daher werden sie auch nicht von Fressfeinden entdeckt, anders als ihre Mutter. Um den Nachwuchs zu schützen, legt sie ihr Kitz daher in Wiesen ab und kommt nur zweimal am Tag zum Säugen vorbei. Diese frühe Phase direkt nach der Geburt dauert rund eine Woche. Die Brutund Setzzeit fällt allerdings auch mit der Heuernte zusammen.
Da die Rehkitze nicht flüchten, sind in der Vergangenheit immer wieder Tiere bei Mäharbeiten getötet worden. „Auch in diesem Jahr hat ein Bauer zwei Kitze beim Mähen übersehen“, erklärt Markus Jäschke vom Hegering Hilden. Das ärgert ihn sehr. Denn der Landwirt hätte ganz einfach eine kurze Nachricht an den Jäger und seine Kollegen schicken können, und sie wären mit der Drohne im Vorfeld das Feld abgeflogen, sagt er. „Unser Einsatz kostet nichts und rettet Leben“, sagt Jäschke.
Außerdem sei der Landwirt verpflichtet, vor dem Mähen sicherzustellen, dass sich kein Tier im Feld befindet. „Es gibt verschiedene Möglichkeiten: Eine Art Vogelscheuche, die mit visuellen Reizen Tiere vertreibt, oder ein Ultraschallsender an den Landmaschinen oder Hundeführer, die das Feld vorher durchkämmen“, erklärt der Hegeringsprecher weiter. Seit Kurzem setzen die Jäger auch eine Drohne ein. Rufname: „Elvira“.
Die Landwirte können den Service kostenlos in Anspruch nehmen, eine kurze Nachricht an die Jäger reicht. „Wir sind innerhalb kurzer Zeit vor Ort und fliegen die Felder mit unserer Drohne ab.“Daran befindet sich eine Wärmebildkamera, die nicht nur kleine Rehkitze findet, sondern auch andere Tiere. Diese werden teilweise durch den Lärm der Drohne verscheucht. Entdecken die Jäger ein Rehkitz, ziehen sie sich Handschuhe an und tragen das Tier an die Seite des Feldes. Dort legen sie es in einen Wäschekorb, befestigen oben einen zweiten und lassen das Kitz nach dem Mähvorgang wieder frei. „Oft stehen die Mütter dann schon am Rand und rufen nach ihrem Kitz“, sagt Jäschke.
Zwölf Jäger gehören zum Drohnenteam, sechs haben einen Führerschein für „Elvira“. In diesem Jahr sind sie mehr als 30 Flächen abgeflogen. Die Kreisjägerschaft hat noch zwei weitere Drohnen im Einsatz, jedoch im Norden stationiert, erklärt Markus Jäschke.
Der Hegeringsprecher hat eine Bitte: „Wenn Sie ein Rehkitz in einer Wiese liegen sehen, lassen Sie es unbedingt dort liegen und berühren es nicht. Sonst nimmt es die Mutter nicht mehr an.“Und wenn Spaziergänger ein Kitz in einem Wäschekorb entdecken, sollten sie es nicht freilassen. „Das machen wir, wenn der Landwirt seine Mäharbeit beendet hat.“