Rheinische Post Hilden

Die Rehkitz-Retter mit Drohne „Elvira“

Aktuell ernten Landwirte in der Region ihr Heu. Aktuell ist aber auch Brut- und Setzzeit, sodass immer wieder Rehkitze sterben, wenn die Maschinen die Wiesen abmähen. Der Hegering bietet den Bauern an, die Flächen im Vorfeld mit einer Drohne abzufliege­n.

- VON TOBIAS DUPKE

HILDEN Sie verharren regungslos auf dem Feld und warten auf ihre Mutter – Rehkitze sind perfekt getarnt und haben keinen Eigengeruc­h. Daher werden sie auch nicht von Fressfeind­en entdeckt, anders als ihre Mutter. Um den Nachwuchs zu schützen, legt sie ihr Kitz daher in Wiesen ab und kommt nur zweimal am Tag zum Säugen vorbei. Diese frühe Phase direkt nach der Geburt dauert rund eine Woche. Die Brutund Setzzeit fällt allerdings auch mit der Heuernte zusammen.

Da die Rehkitze nicht flüchten, sind in der Vergangenh­eit immer wieder Tiere bei Mäharbeite­n getötet worden. „Auch in diesem Jahr hat ein Bauer zwei Kitze beim Mähen übersehen“, erklärt Markus Jäschke vom Hegering Hilden. Das ärgert ihn sehr. Denn der Landwirt hätte ganz einfach eine kurze Nachricht an den Jäger und seine Kollegen schicken können, und sie wären mit der Drohne im Vorfeld das Feld abgeflogen, sagt er. „Unser Einsatz kostet nichts und rettet Leben“, sagt Jäschke.

Außerdem sei der Landwirt verpflicht­et, vor dem Mähen sicherzust­ellen, dass sich kein Tier im Feld befindet. „Es gibt verschiede­ne Möglichkei­ten: Eine Art Vogelscheu­che, die mit visuellen Reizen Tiere vertreibt, oder ein Ultraschal­lsender an den Landmaschi­nen oder Hundeführe­r, die das Feld vorher durchkämme­n“, erklärt der Hegeringsp­recher weiter. Seit Kurzem setzen die Jäger auch eine Drohne ein. Rufname: „Elvira“.

Die Landwirte können den Service kostenlos in Anspruch nehmen, eine kurze Nachricht an die Jäger reicht. „Wir sind innerhalb kurzer Zeit vor Ort und fliegen die Felder mit unserer Drohne ab.“Daran befindet sich eine Wärmebildk­amera, die nicht nur kleine Rehkitze findet, sondern auch andere Tiere. Diese werden teilweise durch den Lärm der Drohne verscheuch­t. Entdecken die Jäger ein Rehkitz, ziehen sie sich Handschuhe an und tragen das Tier an die Seite des Feldes. Dort legen sie es in einen Wäschekorb, befestigen oben einen zweiten und lassen das Kitz nach dem Mähvorgang wieder frei. „Oft stehen die Mütter dann schon am Rand und rufen nach ihrem Kitz“, sagt Jäschke.

Zwölf Jäger gehören zum Drohnentea­m, sechs haben einen Führersche­in für „Elvira“. In diesem Jahr sind sie mehr als 30 Flächen abgeflogen. Die Kreisjäger­schaft hat noch zwei weitere Drohnen im Einsatz, jedoch im Norden stationier­t, erklärt Markus Jäschke.

Der Hegeringsp­recher hat eine Bitte: „Wenn Sie ein Rehkitz in einer Wiese liegen sehen, lassen Sie es unbedingt dort liegen und berühren es nicht. Sonst nimmt es die Mutter nicht mehr an.“Und wenn Spaziergän­ger ein Kitz in einem Wäschekorb entdecken, sollten sie es nicht freilassen. „Das machen wir, wenn der Landwirt seine Mäharbeit beendet hat.“

 ?? FOTO: STEPHAN SCHULZ/DPA ?? Ein Rehkitz wird von einem Feld getragen. Es wurde zuvor mit einer Drohne aufgespürt.
FOTO: STEPHAN SCHULZ/DPA Ein Rehkitz wird von einem Feld getragen. Es wurde zuvor mit einer Drohne aufgespürt.
 ?? FOTO: STEPHAN KÖHLEN ?? Reiner Piech leitet die Drohnenein­sätze des Hegerings in Hilden – im Vordergrun­d „Elvira“.
FOTO: STEPHAN KÖHLEN Reiner Piech leitet die Drohnenein­sätze des Hegerings in Hilden – im Vordergrun­d „Elvira“.

Newspapers in German

Newspapers from Germany