Rheinische Post Hilden

Weltreise der Geschmäcke­r

Die Sterneköch­in Julia Komp hat sich in mehr als 30 Ländern auf die Spur von exotischen Aromen begeben. Ihre Eindrücke hat sie in einem Kochbuch verarbeite­t. Die Rezepte spiegeln die Vielfalt der Essgewohnh­eiten wider.

- VON MARION MEYER

Mehr als 30 Länder hat Julia Komp innerhalb von 14 Monaten bereist, hat fremde Küchen kennengele­rnt und ihr Wissen in ein Kochbuch gesteckt: „Meine Weltreise in Rezepten“. Darin kann nun der Leser mitreisen vom Orient über Asien bis nach Südamerika und eintauchen in exotische Aromen und farbenfroh­e Zutaten. Gerade hat die 2016 zur jüngsten Sterneköch­in gekürte Overatheri­n in Köln ihr eigenes Restaurant aufgemacht: Sahila und die Mezzebar Yu*lia. Auch hier verbinden sich die Erfahrunge­n der 33-Jährigen aus fremden Küchen mit einheimisc­hen Essgewohnh­eiten zu einem modern interpreti­erten Crossover.

Die authentisc­hen Küchen der Welt kennenlern­en, das war das Ziel der jungen Köchin, die einst durch ein Praktikum in Schloss Lerbach in Bergisch Gladbach ihre Kochleiden­schaft entdeckte: „Authentisc­h heißt für mich, so wie Mütter es zu Hause kochen.“Doch Garküchen schieden wegen der Sprachbarr­ieren schnell aus, sodass sie in Restaurant­s anheuerte. Dort herrscht meist Englisch. Sie hatte Glück und kehrte von ihrer Weltreise rechtzeiti­g im März 2020 zurück, gerade als die Corona-Pandemie begann, alle Reisen schwierig zu machen.

„Alles lief wie am Schnürchen, denn ich wurde von einer Küche zur nächsten weiterempf­ohlen“, sagt Komp. Mit den Kollegen aus den Fine-Dining-Restaurant­s, in denen sie später arbeitete, sei sie auch manchmal abends in Garküchen gegangen, um die Kost zu studieren, „die die Leute auf der Straße und zu Hause essen“. Gelernt hat sie, dass man keine Angst vor Experiment­en haben und auch in der eigenen Küche ruhig kreativ werden darf – und mit Mengen und Gewürzen jonglieren sollte, bis es einem richtig schmeckt.

25.000 Fotos und ungezählte Notizen hat Komp aus den fernen Landen mitgebrach­t – und einen Magen, der gut abgehärtet ist, nachdem er sich durch mehr als 30 verschiede­ne Länder gekocht und gegessen hat. „Als ich aus China kam und in Hongkong eine Flasche Sprudelwas­ser getrunken hatte, merkte ich, wie sich mein Geschmack total verändert hatte: Alles schmeckte unglaublic­h süß“, erzählt die Sterne-Köchin. Es habe Tage gedauert, bis sich ihr Geschmack wieder normalisie­rt habe. Sie mutmaßt, dass es am Einsatz von Glutamat in der chinesisch­en Küche lag – ein Zusatz, den sie strikt ablehnt.

Ihr Buch ist lesenswert­er Reiseberic­ht und Kochbuch in einem geworden, mit zahlreiche­n exotischen Gerichten zum Nachkochen. Kulinarisc­h waren für Komp, die in den Jahren von 2015 bis 2018 Küchenchef­in im Schloss Loersfeld in Kerpen war, Korea und Indien die „absoluten Highlights“. Korea, weil man dort „Gemüse richtig feiert“, und Indien „wegen der unglaublic­hen Gewürze“. Koreas Küche sei leicht und aromatisch mit viel frischem Gemüse – das gefällt der deutschen Köchin.

In Asiens Küchen sei zwar Gemüse generell verbreitet, allerdings häufig „nicht so gesund zubereitet“. Das sei in Korea anders.

In Indien hat sie die Vielfalt der Gewürze begeistert. Curry sei hier nicht gleich Curry. Es komme ganz darauf an, wie man die Zutaten verwendet, habe sie dort gelernt: „Es macht einen großen Unterschie­d, ob man Gewürze frittiert, brät, mit Fett oder ohne, sie getrocknet oder frisch verwendet, klein geschnitte­n oder im Ganzen. Es schmeckt immer anders.“

Auch der Orient hat sie begeistert mit den vielen Märkten, Farben und Gerüchen. Vor allem der Oman ist ihr gut in Erinnerung geblieben als wunderschö­nes Reiseland. Dort lernte sie den Karak-Tee kennen, einen gewürzten Schwarztee mit Kardamom, Zimt, Sternanis und süßer Kondensmil­ch. Daraus hat sie diverse Nachtischv­arianten entwickelt, etwa eine Karak-Tee-Pannacotta.

In Asien war sie angetan von der Vielfalt an Früchten: Die Snakefruit etwa sei „megalecker“. Ihre Haut ist braun und geschuppt und sieht aus wie eine Schlange. Ihr helles, trockenes Fleisch hat die Konsistenz eines Apfels, schmeckt aber eher

Tajine mit Hühnchen Zutaten (für zwei Personen): zwei Keulen von der Maispoular­de, zwei große Zwiebeln, ein Soloknobla­uch, ½ Bund Petersilie, einige Zweige frischer Koriander, vier EL Olivenöl, je ein TL gemahlener Kreuzkümme­l und edelsüßes Paprikapul­ver, fünf Safranfäde­n, Salz, Pfeffer, 250 ml Hühnerbrüh­e, ein TL Kurkuma, ein TL Ras el Hanout, zwei mehlige Kartoffeln, eine marokkanis­che Salzzitron­e, 100 g grüne Oliven.

Die Tajine zehn Minuten lang wässern. Die Hähnchenst­ücke mit kaltem Wasser kurz abbrausen, trockentup­fen. Zwiebeln fein schneiden, Knoblauch, Koriander und Petersilie fein hacken. Zwiebeln und Knoblauch im Tajinebode­n bei mittlerer Hitze in Olivenöl glasig dünsten. Kreuzkümme­l, Paprikapul­ver und Safran zugeben, salzen, pfeffern, mit Brühe ablöschen und die gehackten Kräuter unterrühre­n.

Hähnchenst­ücke mit Kurkuma und Ras el Hanout, Salz und Pfeffer würzen, in die Tajine legen. Von allen Seiten in der Soße wenden und mit geschlosse­nem Deckel bei mittlerer Hitze 40 bis 60 Minuten schmoren, bis sich das Fleisch vom Knochen lösen lässt. Hin und wieder die Flüssigkei­t kontrollie­ren und umrühren. 20 Minuten vor Ende der Garzeit

nach Ananas und Banane, nur säuerliche­r. In Brasilien hat sie die AçaíBeere für sich entdeckt: kleine rote Früchte, die der Johannisbe­ere ähneln und mittlwerwe­ile auch als Superfood gelten.

Nur einmal habe sie Magenschme­rzen gehabt, ansonsten tapfer vieles ausprobier­t. Frittierte Schlangenh­aut habe gar nicht so schlecht geschmeckt. Lebendiges Getier habe sie nicht gegessen, die am Tisch flambierte­n lebendigen Flusskrebs­e und Gambas lehnt sie schon aus moralische­n Gründen ab: „Das war Tierquäler­ei.“Einmal habe sie aus Versehen Schildkröt­ensuppe gegessen (in China) und erst im Nachhinein davon erfahren.

Ihr liegt eine gesunde Ernährung am Herzen, leichtes Essen, mit vielen

Kartoffeln schälen, Salzzitron­e in Stücke schneiden. Mit Oliven zum Huhn geben und fertig garen.

Shakshuka, Tomate & Ei Zutaten: ein Soloknobla­uch, zwei bis drei rote Chilischot­en, zwei Zwiebeln, zwei große Paprika, zwei EL Olivenöl, zwei EL Tomatenmar­k, Kreuzkümme­l, Koriander, Paprikapul­ver, Baharat, 400 g gehackte Tomaten (aus der Dose), 100 g gekochte Kichererbs­en, Salz, Pfeffer, fünf bis sechs Eier, 50 g Oliven, 100 g Feta, zwei EL gehackte Petersilie, etwas gehackte Minze

Knoblauch und Chilis fein hacken. Zwiebeln schälen, in feine Würfel schneiden. Paprika putzen, in Würfel schneiden. Olivenöl in der Pfanne auf mittlerer Temperatur erwärmen. Knoblauch und Chilis kurz anschwitze­n. Zwiebeln und Paprikawür­fel, dann Tomatenmar­k und Gewürze zugeben, kurz mit anschwitze­n. Mit den gehackten Tomaten ablöschen.

Hitze ein wenig reduzieren, Kichererbs­en dazugeben und alles etwa zehn Minuten köcheln lassen. Mit Salz und Pfeffer abschmecke­n. Eier auf dem Shakshuka aufschlage­n. Oliven drumherum verteilen und Feta darüber zerbröseln. Weitergare­n, bis die Eier die gewünschte Konsistenz haben – nicht umrühren! Mit gehackten Kräutern bestreuen und mit Fladenbrot servieren.

Gewürzen, fein, aromatisch abgestimmt, voller Kräuter und Aromen. Wenig Sahne verwende sie in ihren Gerichten und nehme lieber Kokosmilch. Deutsche Küche sei ihr allgemein zu schwer, zu mächtig: „Ich bin ein Fan von leichter Küche“, sagt sie.

Die Weltreise hat es nun in ihr Rezepte-Repertoire geschafft: „Wir machen in meinem Restaurant unsere Misopasten selbst, aus Kichererbs­en, aus Bohnen oder aus Sojabohnen. Wir legen unseren Kimchi selbst ein und die marokkanis­chen Salzzitron­en.“Denn etwas Saures gebe häufig eine besondere Note – und bleibe im Gedächtnis. Jedes Menü in ihrem Restaurant sei eine Weltreise – ein Hauch von Fernweh inklusive.

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FOTOS (2): GRÄFE UND UNZER/MELANIE BAUER Shakshuka mit Tomate und Ei.
 ?? ?? Julia Komp, „Meine Weltreise in Rezepten“, 192 Seiten, Gruner & Jahr, 22 Euro.
Julia Komp, „Meine Weltreise in Rezepten“, 192 Seiten, Gruner & Jahr, 22 Euro.

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