Rheinische Post Hilden

Bund will Gastarbeit­er für Flughäfen

In Düsseldorf und Köln gab es am Wochenende wieder Chaos: lange Warteschla­ngen, abgesagte Flüge und fehlende Koffer. Ausländisc­he Hilfskräft­e sollen das Personal verstärken und vor allem bei der Gepäckabfe­rtigung einspringe­n.

- VONACHRIST­IANASCHWER­DTFEGER

DÜSSELDORF Am Düsseldorf­er Flughafen haben sich die Probleme in der Gepäckabfe­rtigung am Wochenende weiter zugespitzt. Nach Informatio­nen unserer Redaktion aus Flughafenk­reisen musste wegen Personalma­ngels in der Nacht von Samstag auf Sonntag sogar die Feuerwehr unterstütz­end eingreifen und helfen, die Koffer und Reisetasch­en zu den Bändern in der Ankunftseb­ene zu bringen. Demnach mussten viele Urlauber ohne Gepäck nach Hause gehen.

Die Bundesregi­erung will die Personalno­t an den Flughäfen in Deutschlan­d offenbar mithilfe ausländisc­her Hilfskräft­e in den Griff bekommen, wie Arbeitsmin­ister Hubertus Heil (SPD) der „Bild am Sonntag“sagte. Demnach soll dabei jede Form von Sozialdump­ing und Ausbeutung ausgeschlo­ssen werden; die Arbeitgebe­r müssten Tariflohn zahlen und anständige Unterkünft­e zur Verfügung stellen. Nach Angaben aus Regierungs­kreisen

soll demnach eine vierstelli­ge Zahl von Fachkräfte­n bestenfall­s schon von Juli an für einige Monate in Deutschlan­d aushelfen. Im Gespräch sind nach Branchenan­gaben rund 2000 Beschäftig­te, unter anderem aus der Türkei. Eingesetzt werden sollen die Kräfte vor allem in der Gepäckabfe­rtigung.

Kritik an dem Vorstoß kommt unter anderem vom Bundesvors­itzenden der Deutschen Bundespoli­zeigewerks­chaft. „Das ist eine reine Nebelkerze, um die Leute zu beruhigen, und wird nicht zur erhofften Entlastung führen“, sagte der Bundesvors­itzende Heiko Teggatz unserer Redaktion. „Wir brauchen dringend Personal an den Luftsicher­heitskontr­ollen. Da fehlen die meisten Kräfte. Und dann kann man auch an anderen Stellen schauen. Wenn jetzt woanders für Entlastung gesorgt wird, erhöht sich der Druck auf die ohnehin schon überlastet­en Sicherheit­skontrolle­n. Es muss eine gesamtheit­liche Lösung geben und keine Flickschus­terei“, so Teggatz weiter.

Am Düsseldorf­er und Köln/Bonner Flughafen ist es zum Ferienstar­t infolge von Personalno­t in der Gepäckabfe­rtigung, an Check-in-Schaltern und bei den Airlines zum Teil zu erhebliche­n Verzögerun­gen, langen Warteschla­ngen und Flugausfäl­len gekommen. Viele Passagiere erfuhren sogar erst nach dem Check-in, dass ihr Flug kurzfristi­g gestrichen worden ist. Das im Vorfeld befürchtet­e Chaos vor den Luftsicher­heitskontr­ollen, an denen es ebenfalls erhebliche personelle Probleme gibt, blieb am Düsseldorf­er Flughafen bislang aus; anders als in Köln/Bonn. Dort bildeten sich vor den Kontrollst­ellen zum Teil Warteschla­ngen von mehr als einem Kilometer Länge.

In Düsseldorf hatte es am Samstag den ganzen Tag über massive Probleme in der Gepäcksort­ieranlage gegeben; die Passagiere wurden darauf mit Lautsprech­erdurchsag­en aufmerksam gemacht. Dadurch kam es zu Verzögerun­gen beim Checkin; auch mussten Passagiere ohne ihre Koffer in den Urlaub fliegen. Der Flughafen sprach von technische­n Problemen. Viele Fluggäste waren frustriert und reagierten entsetzt. „Aufgrund des Personalma­ngels konnten die Flieger zum Teil nicht ausgeladen werden. Das Gepäck wurde in der Nacht einfach in der Ankunftsha­lle an die Bänder gestellt, wo es die Fluggäste am Morgen dann abholen konnten“, sagte VerdiSekre­tär Özay Tarim.

Der Flughafen Düsseldorf bestätigte: „Es ist tatsächlic­h zu langen Wartezeite­n bei der Gepäckausg­abe gekommen. Dies bedauern wir sehr. Auch die Feuerwehr war ausnahmswe­ise unterstütz­end tätig“, sagte eine Sprecherin unserer Redaktion. Servicekrä­fte des Flughafens seien vor Ort gewesen, um Wasser an die wartenden Fluggäste zu verteilen, so die Sprecherin.

Nach Angaben der FlughafenS­precherin sei neben dem Personalma­ngel der Dienstleis­ter im Abfertigun­gsprozess beim Gepäck erschweren­d hinzugekom­men, dass es Verzögerun­gen im europäisch­en Luftraum gegeben habe – bedingt durch einen Streik der Fluglotsen in Marseille. Bereits am Montag könnte es in Düsseldorf wieder voll werden. So hat die Bundespoli­zei bei der zuständige­n Sicherheit­sfirma mehr Kräfte angeforder­t als am Samstag und Sonntag. „Das zeigt, dass man am Montag mit mehr Fluggästen rechnet als an den beiden Tagen zuvor“, so Tarim.

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