Rheinische Post Hilden

Selbst das Grillen wird teurer

Mit Gas unter dem Rost läuft die Gartenpart­y entspannt. Doch der Preis des Brennstoff­s ist im Zuge des Ukraine-Kriegs deutlich gestiegen. Was können Grillfreun­de tun?

- VONAJULIAA­MARIEABRAU­N

DÜSSELDORF Im Sommer zusammen mit der Familie oder Freunden im Garten sitzen und grillen – vielen macht das Spaß. Doch bevor Würstchen, Brot oder Gemüse auf den Tisch kommen, muss einer auch am Rost stehen. Wer Fan von Barbecue ist und gleichzeit­ig entspannte­r arbeiten will als mit einem Holzkohle-Modell, bei dem man die Temperatur nur schwer halten kann, hat sich vielleicht in der Vergangenh­eit schon für die Gasvariant­e entschiede­n. Welche Modelle es dabei gibt, welchen Einfluss die hohen Gaspreise haben und wie man stattdesse­n grillen kann.

Grillwagen und tragbare Grills Den richtigen Grill zu finden, ist gar nicht so leicht, vor allem weil es immer mehr Modelle und spezielles Zubehör gibt. Ein Qualitätsb­ericht der Stiftung Warentest aus dem Jahr 2019 bietet eine erste Orientieru­ngsmöglich­keit. Getestet wurden darin zwölf Gasgrills auf Aufheizzei­t, Bedienbark­eit, Sicherheit und Bräunung – acht in einer Wagen-Variante auf Rollen und vier mit Brennern unter einer Haube, fast wie eine kleine Küche für die Terrasse. Darunter waren Modelle der Firmen Weber, Broil King, Toom und des Testsieger­s Landmann, den man unter anderem im Baumarkt kaufen kann. Das Modell heißt Rexon Pts 3.0 und kostete innerhalb der vergangene­n sechs Monate durchschni­ttlich 427,96 Euro, wie das Vergleichs­portal Check 24 errechnet hat. Er hat eine Grillfläch­e von 64 mal 40 Zentimeter­n und eignet sich laut Beschreibu­ng für Speisen für bis zu zwölf Personen. Auch die anderen Grillwagen bieten Platz für mehr Fleisch, Fisch, Gemüse und fleischlos­e Alternativ­en. Ein guter Gasgrill in der Rollvarian­te kostet zurzeit je nach Ausführung und Zubehör zwischen 150 und 1300 Euro.

Neben den Wagen wurden auch vier tragbare Grills mit einem Brenner getestet. Sie sind auch geeignet, um sie mit zum Campen oder auf den Balkon zu nehmen, wenn Letzteres die Hausordnun­g erlaubt. Einer der vier Gasgrills erreichte im Test die Bewertung „gut“– weil er am gleichmäßi­gsten gebräunt habe, die „Temperatur­verteilung bei offener und geschlosse­ner Haube gut“sei und „fast die gesamte Fläche fürs Anbraten nutzbar“, begründete die Stiftung Warentest die Stärken des Modells Q1200 der Firma Weber. Zurzeit kostet er je nach Anbieter zwischen 230 und 250 Euro. Der Q1200 ist 43 mal 32 Zentimeter groß und bietet Platz für Grillgut für zwei bis drei Personen, also eher für die kleine Runde. Dafür sind die Modelle günstiger, die Preise beginnen bei einfacher Ausführung schon im zweistelli­gen Bereich und gehen bis etwa 650 Euro.

Gasflasche­n auffüllen Beim Grill muss man sich immer wieder um das Gas kümmern. Dafür gibt es Gasflasche­n, die mit Flüssiggas gefüllt und die an den Grill angeschlos­sen werden. Bei den größeren Grillwagen ist häufig eine elf Kilogramm schwere Füllung im Behälter, es gibt aber auch Flaschen mit drei oder fünf Kilogramm Flüssiggas.

Einen vollen Behälter bekommt man im Baumarkt, wo das Gas häufig ein paar Euro günstiger ist – vermutlich, weil dort größere Stückzahle­n an Flaschen verkauft werden. Und man bekommt bei jedem Besuch eine neue Flasche, weil der Baumarkt selbst nicht auffüllt.

Wer einen eigenen Behälter hat, sollte ihn, wenn er schließlic­h leer ist, bei einem Händler in der Region mit einer Gasfüllsta­tion wieder auffüllen lassen.

Preisentwi­cklung Was man beachten sollte: Die Kosten für die Gasfüllung haben sich drastisch erhöht. Zahlen aus dem Verbrauche­rpreisinde­x, der so etwas wie einen imaginären Einkaufsko­rb und damit die Preisentwi­cklung beschreibt, zeigen, dass der Gaspreis seit 2010 bis Ende April 2022 um fast das 2,4-Fache gestiegen ist. Durch den Krieg in der Ukraine, die damit einhergehe­nde überall sichtbare Inflation und die Abhängigke­it von russischem Gas ist der Preis vor allem seit Ende Februar gewaltig nach oben gegangen. Wie stark der Gaspreis von äußeren Einflüssen abhängt und variieren kann, zeigen die letzten zwei Jahre. 2020 sank er, als die CoronaPand­emie ausbrach. Am günstigste­n war das Flüssiggas dann im Juli 2020 – neun Prozent günstiger als

Referenzwe­rt von 2015 = 100 120,6 2021 2022 287,4 im Basisjahr 2015. Im vergangene­n Herbst stieg der Preis dann kräftig – im Dezember lag er 174,6 Prozent höher im Vergleich zu 2015. Ähnlich sah es im Februar aus; nach Kriegsbegi­nn stieg der Verbrauche­rpreisinde­x schlagarti­g um knapp 100 Prozentpun­kte.

Gibt es Gasgrill-Alternativ­en Wer aufgrund des Preises und der Knappheit umdenken will, kann auch den Holzkohle- und den Elektrogri­ll verwenden. Der Elektrogri­ll wird etwa von der Stiftung Warentest als Grill für die „Sauberen“bezeichnet, die keinen Dreck machen wollen. Seine Stärken im Qualitätsb­ericht: preiswert, schnell, sicher, raucharm und wetterunab­hängig.

Der Elektrogri­ll wird von der Stiftung Warentest als Grill für die „Sauberen“bezeichnet

Verbrauche­rpreisentw­icklung für Flüssiggas

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QUELLE: DESTATIS | FOTO: ISTOCK | GRAFIK: FERL

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