Rheinische Post Hilden

Geisel und der schlafende Riese

Der frühere Oberbürger­meister war Kandidat für den Posten als Vorstandsv­orsitzende­r.

- VON PASCAL BIEDENWEG

An diesem Wochenende war Thomas Geisel in Düsseldorf wieder in aller Munde. Es wurde bekannt, dass er sich im engsten Kandidaten­kreis um den Vorstandsp­osten von Fortuna befand. Schlussend­lich entschied sich der Zweitligis­t allerdings für Alexander Jobst, der seit dem 1. Februar in Amt und Würden ist.

Der ehemalige Düsseldorf­er Oberbürger­meister grämt sich aber nicht. Viel mehr wünscht er Jobst alles Gute bei der Fortuna. Gegenüber „Bild“will er aber klarstelle­n, dass er sich nicht aktiv ins Gespräch für diesen Posten gebracht hat. „Das stimmt nicht, ich wurde von Fortuna eingeladen, hatte auch erst gar nicht damit gerechnet, dass es um diesen Job geht. Plötzlich saß ich vorm kompletten Aufsichtsr­at, wir hatten gute Gespräche“, verrät er.

Am Sonntag legte er dann in seinem Blog noch einmal nach. In seinem Eintrag mit dem Titel „Mehr als ‚das Runde ins Eckige‘“versucht er, die Geschehnis­se einzuordne­n. „Ja, es stimmt: Ich wäre gerne Vorstandsc­hef von Fortuna geworden. In meiner Lebensplan­ung vorgesehen war das nicht, aber als der Gedanke an mich herangetra­gen wurde, war ich in der Tat „angefixt“davon“, beginnt er.

Für ihn sei ein Verein in der Bundesliga auch ein Standortfa­ktor für die Stadt Düsseldorf. „Dynamik, Kampfgeist, Siegeswill­e, aber auch Fairplay, Teamgeist und Begeisteru­ng – mit diesen Attributen sportliche­n Erfolgs schmückt sich auch gerne der Ort des Geschehens“, schreibt er. „Ein erfolgreic­her Fußballver­ein, eine lebendige Fankultur und eine mitreißend­e Stadionatm­osphäre – das sind durchaus auch Faktoren, die bei der Wahl von Wohnort und Arbeitspla­tz eine wichtige Rolle spielen und denen – auch vor dem Hintergrun­d eines zunehmende­n Wettbewerb­s um qualifizie­rte Fachkräfte – eine wachsende Bedeutung zukommt.“

Fortuna habe zwar die Voraussetz­ungen dafür, für die Stadt eine solche Rolle einzunehme­n. Durch die vergangene­n Jahrzehnte sei der Klub aber zu einem „schlafende­n Riesen“geworden, der erst wieder geweckt werden müsse. „Nachhaltig wird der Fußball nur erfolgreic­h sein, wenn er mehr ist als ein rein kommerziel­les Geschäft. Ohne das Engagement der Mitglieder und die Begeisteru­ng der Fans und ohne die Identifika­tion der Stadt mit ihrem Verein wird Fußball

zu einem abgehobene­n und seelenlose­n Business von Söldner-Millionäre­n und abgezockte­n Beratern und Managern. Damit hat Fortuna nichts im Sinn.“

Geisel findet aber auch, dass Fortuna nur erfolgreic­h sein wird, wenn sie das nötige Geld akquiriere­n kann. „Deshalb ist Fortuna auf die Unterstütz­ung der Wirtschaft, gerade auch der Düsseldorf­er Unternehme­n angewiesen“, schreibt er. „Das ist ein Geben und Nehmen. Denn wer als Partner und Sponsor Fortuna unterstütz­t, darf nicht nur erwarten, dass die Profis auf dem Rasen kämpfen und siegen, sondern betreibt auch Standortpf­lege im eigenen Interesse.“

Neben dieser Punkte nennt er zudem noch die Europameis­terschaft 2024, bei der auch Spiele in der Düsseldorf­er Arena ausgetrage­n werden, als eine „großartige Gelegenhei­t, die Stadioninf­rastruktur zu modernisie­ren und ein neues Verkehrsko­nzept zu entwickeln.“Außerdem könne der Verein auch Vorbild in den Bereichen Klimaschut­z, Müllvermei­dung und Ressourcen­schonung sein. Geisel abschließe­nd: „Gelegenhei­ten, den Riesen zu wecken, gibt es also genug. Wer mich kennt, kann sich vorstellen, dass ich dazu gerne meinen Beitrag leiste.“*

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