Rheinische Post Hilden

Die Arbeit der Koalition wird schwierige­r

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

Dass vier Abgeordnet­e der schwarz-grünen Koalition gleich bei der ersten Abstimmung NRW-Ministerpr­äsident Hendrik Wüst (CDU) am Dienstag die Stimme verweigert­en, ist ein Schönheits­fehler für den Start des schwarz-grünen Projekts. Die Grünen sahen sich daraufhin genötigt, zumindest verklausul­iert zu erklären, dass die Abweichler nicht aus ihren Reihen stammten – immerhin hatte man ja, strategisc­h durchaus geschickt, alle Landtagsab­geordneten, also auch die Parlaments­neulinge, in die Verhandlun­gen für den Koalitions­vertrag geschickt. Und die künftige Vize-Ministerpr­äsidentin Mona Neubaur erklärte am Rande des Plenums, dass es jetzt keine Suche nach den Abweichler­n geben werde.

Das Ergebnis zeigt zudem, dass Wüst gut daran getan hat, seine Ministerau­swahl konsequent unter Verschluss zu halten. Mehr enttäuscht­e Aspiranten hätten womöglich nur die Zahl der Abweichler nach oben getrieben. Und Wüst braucht jetzt vor allem Rückhalt für die anstehende­n schwierige­n Entscheidu­ngen wie den radikalen Umbau der Energiever­sorgung, die Transforma­tion der Industrie und die Verkehrswe­nde.

Auch wenn unklar ist, aus welcher der beiden Parteien die vier Unzufriede­nen stammen, ist das Ergebnis zumindest ein Anzeichen dafür, dass es in den kommenden fünf Jahren für die Fraktionss­pitzen deutlich schwierige­r werden dürfte, die Truppen beieinande­r zu halten – und das trotz all der so demonstrat­iv zur Schau gestellten Harmonie in den vergangene­n Tagen. Die Ein-Stimmen-Mehrheit hatte durchaus etwas Disziplini­erendes.

Spätestens, wenn die Polizeikrä­fte anrollen werden, um die Ortschaft Lützerath für das Abbaggern durch RWE zu räumen, wird diese Zukunftsko­alition für NRW ihre erste echte Bewährungs­probe zu bestehen haben.

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