Rheinische Post Hilden

Security patrouilli­ert im Freibad

Volle Liegewiese­n, lange Warteschla­ngen, Gäste, die über Zäune klettern: Zum Start der Sommerferi­en ist die Lage in den Bädern an mehreren Orten heikel. Externe Kräfte sollen nun einen sicheren Betrieb garantiere­n.

- VON JÖRG ISRINGHAUS

DÜSSELDORF Ferienzeit ist auch Freibadzei­t – vorausgese­tzt, das Wetter spielt mit. Zuletzt wurden aber an heißen Tagen viele Strand- und Freibäder in NRW zeitweise überrannt, etwa in Düsseldorf, Köln und Bochum. Nicht überall lief das glimpflich ab. Im Bochumer Hallenfrei­bad Hofstede etwa randaliert­en vor Kurzem rund 20 Jugendlich­e, sprangen wild ins Becken und bedrängten einen Rettungssc­hwimmer. Seitdem ist man besorgt über die Entwicklun­g. „Nach Angaben der Badleitung haben Aggressivi­tät und Respektlos­igkeit gegenüber den Mitarbeite­rn zugenommen“, sagt Kai Krischnak, Sprecher der Wasserwelt­en Bochum. Demnach gebe es seitens einiger Badegäste kaum noch Hemmschwel­len. Die Folge: An stark frequentie­rten Tagen werden künftig in allen Bochumer Freibädern Sicherheit­skräfte eingesetzt. Und nicht nur dort.

Auf Security-Kräfte wollen mittlerwei­le viele Badbetreib­er zumindest an Tagen mit wegen guter Wetterauss­ichten erwartbar hohem Besucherau­fkommen nicht mehr verzichten. Auch im Waldbad Hilden wird an heißen Tagen zusätzlich­es Sicherheit­spersonal eingesetzt, sagt Sabine Müller, Sprecherin der Stadtwerke Hilden, die das Bad betreiben. Während des laufenden Betriebs bewertet der Schichtfüh­rer oder die Schichtfüh­rerin des Bads laufend die Situation und stimmt sich mit der Leitung der Hildener Bäder ab, wann möglicherw­eise Konsequenz­en gezogen werden müssen. „Die Sicherheit am Becken muss gegeben sein“, erklärt Müller, es habe sich aber um einen Ausnahmeta­g gehandelt.

Externe Sicherheit­skräfte patrouilli­eren bei gutem Wetter auch im Moerser Freibad Solimare, sagt Herbert Hornung, Sprecher des Moerser Energiever­sorgers Enni. Dadurch, dass das Bad aber hauptsächl­ich auf Familien ausgericht­et sei, gebe es keine Probleme. „Allerdings kann es durchaus zu Schließung­en kommen, wenn das Bad überfüllt ist“, sagt Hornung. Vor Kurzem hatte das Bad geschlosse­n werden müssen, weil sowohl Gäste mit einem Pauschalal­s auch mit einem Tagesticke­t erschienen waren. Die Tickets lassen sich nur über eine OnlinePlat­tform vorab buchen. Der Badleiter zog die Reißleine, etliche Badegäste kletterten über Zäune und drohten Mitarbeite­rn. Eine doppelte Ticketbuch­ung sei mittlerwei­le abgeschaff­t, sagt Hornung.

Allerdings sind die personelle­n Ressourcen der meisten Bäder sehr begrenzt, um jederzeit flexibel reagieren zu können. In Hilden sei die Personalla­ge angespannt. „Es fehlt einfach ein Jahrgang mit Rettungssc­hwimmern“, sagt Müller, „wegen der Pandemie war Training nicht möglich.“Dennoch sei die Zahl der Mitarbeite­r ausreichen­d, zusätzlich zum festen Personalst­amm würden Saisonkräf­te verpflicht­et. Ähnlich sieht es in Moers aus, allerdings gibt es dort laut Hornung Pläne, während der Freibadsai­son ein Hallenbad zu schließen, um das Personal umzuschich­ten: „Überlegt wird etwa, die Revision in einem Hallenbad vorzuziehe­n.“Noch sei aber nichts entschiede­n.

Ganz andere Sorgen in punkto Sicherheit hat Frank Zantis, Sprecher der Deutschen Lebens-RettungsGe­sellschaft (DLRG) Nordrhein. Wegen der Pandemie seien viele Menschen zwei Jahre lang nicht geschwomme­n, hätten auch sonst kaum Sport getrieben und damit keine Kondition. „Viele überschätz­en aber ihre Kräfte, und das kann schnell lebensgefä­hrlich werden“, sagt er.

Hoch ist das Risiko vor allem an unbewachte­n Gewässern, aber auch in Schwimmbäd­ern ertranken im Jahr 2021 bundesweit sieben Menschen. Die DLRG plagen zudem ebenfalls Personalso­rgen. Zwar hat Zantis für die Binnengewä­sser keine Zahlen bereit. „Aber an den deutschen Küsten ist bis Mitte Juli jeder zweite Rettungssc­hwimmerpla­tz nicht besetzt“, sagt er. Danach würde sich die Situation wieder verbessern.

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FOTO: CHRISTOPH REICHWEIN Menschen drängen sich wieder in die Freibäder. Um Sicherheit zu gewährleis­ten, werden Sicherheit­skräfte auch in Moers eingesetzt.

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