Security patrouilliert im Freibad
Volle Liegewiesen, lange Warteschlangen, Gäste, die über Zäune klettern: Zum Start der Sommerferien ist die Lage in den Bädern an mehreren Orten heikel. Externe Kräfte sollen nun einen sicheren Betrieb garantieren.
DÜSSELDORF Ferienzeit ist auch Freibadzeit – vorausgesetzt, das Wetter spielt mit. Zuletzt wurden aber an heißen Tagen viele Strand- und Freibäder in NRW zeitweise überrannt, etwa in Düsseldorf, Köln und Bochum. Nicht überall lief das glimpflich ab. Im Bochumer Hallenfreibad Hofstede etwa randalierten vor Kurzem rund 20 Jugendliche, sprangen wild ins Becken und bedrängten einen Rettungsschwimmer. Seitdem ist man besorgt über die Entwicklung. „Nach Angaben der Badleitung haben Aggressivität und Respektlosigkeit gegenüber den Mitarbeitern zugenommen“, sagt Kai Krischnak, Sprecher der Wasserwelten Bochum. Demnach gebe es seitens einiger Badegäste kaum noch Hemmschwellen. Die Folge: An stark frequentierten Tagen werden künftig in allen Bochumer Freibädern Sicherheitskräfte eingesetzt. Und nicht nur dort.
Auf Security-Kräfte wollen mittlerweile viele Badbetreiber zumindest an Tagen mit wegen guter Wetteraussichten erwartbar hohem Besucheraufkommen nicht mehr verzichten. Auch im Waldbad Hilden wird an heißen Tagen zusätzliches Sicherheitspersonal eingesetzt, sagt Sabine Müller, Sprecherin der Stadtwerke Hilden, die das Bad betreiben. Während des laufenden Betriebs bewertet der Schichtführer oder die Schichtführerin des Bads laufend die Situation und stimmt sich mit der Leitung der Hildener Bäder ab, wann möglicherweise Konsequenzen gezogen werden müssen. „Die Sicherheit am Becken muss gegeben sein“, erklärt Müller, es habe sich aber um einen Ausnahmetag gehandelt.
Externe Sicherheitskräfte patrouillieren bei gutem Wetter auch im Moerser Freibad Solimare, sagt Herbert Hornung, Sprecher des Moerser Energieversorgers Enni. Dadurch, dass das Bad aber hauptsächlich auf Familien ausgerichtet sei, gebe es keine Probleme. „Allerdings kann es durchaus zu Schließungen kommen, wenn das Bad überfüllt ist“, sagt Hornung. Vor Kurzem hatte das Bad geschlossen werden müssen, weil sowohl Gäste mit einem Pauschalals auch mit einem Tagesticket erschienen waren. Die Tickets lassen sich nur über eine OnlinePlattform vorab buchen. Der Badleiter zog die Reißleine, etliche Badegäste kletterten über Zäune und drohten Mitarbeitern. Eine doppelte Ticketbuchung sei mittlerweile abgeschafft, sagt Hornung.
Allerdings sind die personellen Ressourcen der meisten Bäder sehr begrenzt, um jederzeit flexibel reagieren zu können. In Hilden sei die Personallage angespannt. „Es fehlt einfach ein Jahrgang mit Rettungsschwimmern“, sagt Müller, „wegen der Pandemie war Training nicht möglich.“Dennoch sei die Zahl der Mitarbeiter ausreichend, zusätzlich zum festen Personalstamm würden Saisonkräfte verpflichtet. Ähnlich sieht es in Moers aus, allerdings gibt es dort laut Hornung Pläne, während der Freibadsaison ein Hallenbad zu schließen, um das Personal umzuschichten: „Überlegt wird etwa, die Revision in einem Hallenbad vorzuziehen.“Noch sei aber nichts entschieden.
Ganz andere Sorgen in punkto Sicherheit hat Frank Zantis, Sprecher der Deutschen Lebens-RettungsGesellschaft (DLRG) Nordrhein. Wegen der Pandemie seien viele Menschen zwei Jahre lang nicht geschwommen, hätten auch sonst kaum Sport getrieben und damit keine Kondition. „Viele überschätzen aber ihre Kräfte, und das kann schnell lebensgefährlich werden“, sagt er.
Hoch ist das Risiko vor allem an unbewachten Gewässern, aber auch in Schwimmbädern ertranken im Jahr 2021 bundesweit sieben Menschen. Die DLRG plagen zudem ebenfalls Personalsorgen. Zwar hat Zantis für die Binnengewässer keine Zahlen bereit. „Aber an den deutschen Küsten ist bis Mitte Juli jeder zweite Rettungsschwimmerplatz nicht besetzt“, sagt er. Danach würde sich die Situation wieder verbessern.