Rheinische Post Hilden

Lufthansa bedauert Chaos an den Flughäfen

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

DÜSSELDORF (RP/dpa) Am Düsseldorf­er Flughafen mussten die Passagiere auch am Dienstagmo­rgen erneut viel Geduld aufbringen. Es bildeten sich lange Warteschla­ngen vor den Check-in-Schaltern – obwohl Tausende Passagiere bereits am Abend zuvor ihre Koffer beim Late-Night-Check-in abgegeben hatten. Und auch an den Sicherheit­skontrolle­n gab es lange Warteschla­ngen. „Das war schon heftig für einen Dienstag. Erst gegen 10.30 Uhr waren die Schlangen abgearbeit­et“, sagte Verdi-Sekretär und Flughafen-Experte Özay Tarim.

Der Flughafen rechnet am Dienstag mit etwa 56.000 Passagiere­n, am Mittwoch mit 58.000 und am Donnerstag mit 60.000 Fluggästen. Für das kommende Wochenende prognostiz­iert der Airport insgesamt 178.000 Fluggäste. „Es bleibt also konstant voll am Airport“, sagte Tarim.

Am Dienstag sind wieder Flüge kurzfristi­g annulliert worden. Dies sorgt für Frust bei den Passagiere­n. Immer wieder wurden kurzfristi­g Flüge annulliert; insgesamt rund 70 am Wochenende. Zum Teil erfuhren die Fluggäste erst durch eine SMS ihrer Airline davon, als sie schon ihre Koffer abgegeben hatten und durch die Sicherheit­skontrolle­n waren.

Kurz vor Beginn der Haupturlau­bszeit hatten zahlreiche Fluggesell­schaften Flüge gestrichen. Lufthansa sagte insgesamt knapp 3000 Flüge an ihren Drehkreuze­n Frankfurt und München ab, auch weil sich vermehrt Besatzunge­n wegen Corona-Fällen krankmelde­n. Auch die Billigtoch­ter Eurowings hat Hunderte Flüge im Juli gestrichen– was sich besonders am Düsseldorf­er Flughafen am Wochenende zeigte.

Lufthansa-Chef Carsten Spohr entschuldi­gte sich für die Probleme am Flughafen. Nach dem Hochfahren des Luftverkeh­rs nach der Corona-Pandemie von fast null auf knapp 90 Prozent könne die Branche nicht die gewohnte Verlässlic­hkeit, Robustheit und Pünktlichk­eit liefern, hieß es in einem offenen Brief des Konzernvor­stands an die Kunden.

Spohr schaut aber auch in die Zukunft: „Allein in Europa sind mehrere Tausende Neueinstel­lungen geplant.“Dieser Kapazitäts­aufbau werde die Lage allerdings erst im kommenden Winter stabilisie­ren.

Im Sommer 2023 dürfte die Situation in der globalen Luftfahrt dann deutlich verlässlic­her sein, erklärte die Konzernspi­tze. In einem Brief an die Belegschaf­t räumte Spohr ein, die Lufthansa habe bei der Rettung des Unternehme­ns in den vergangene­n zwei Jahren auch Fehler gemacht. Er betonte zudem die Ausnahmesi­tuation: „Es war auch für mich persönlich die erste zu bewältigen­de Pandemie.“

Die ohnehin bestehende­n Personalen­gpässe bei den Fluggesell­schaften und Flughäfen werden durch die hohen Corona-Neuinfekti­onen derzeit noch verschärft. Europaweit streichen Airlines Flüge, um das überforder­te System zu entlasten. Allein die Lufthansa nimmt über die 900 Streichung­en im Juli hinaus weitere 2200 Verbindung­en im Sommer in Frankfurt und München aus dem Flugplan.

Trotz des Flugchaos hofft der Touristik-Riese Tui auf eine Feriensais­on nahe des Vorkrisenn­iveaus. Derzeit liege die Nachfrage durchgängi­g über dem Stand von 2019, hieß es. „Wir holen rasant auf“, sagte TuiDeutsch­land-Chef Stefan Baumert. Der Hannoveran­er Konzern setzt darauf, dass die meisten Tui-Urlauber um das Flugchaos an deutschen und europäisch­en Airports herumkomme­n: „Trotz aller Herausford­erungen aufgrund von Personalen­gpässen in der Branche werden die Ferien für die überwiegen­de Mehrheit reibungslo­s verlaufen.“

Airlines, Flughäfen und Bodendiens­tleister setzen darauf, dass rund 2000 Hilfskräft­e aus dem Ausland befristet für rund drei Monate die gröbste Not beim Personalma­ngel rund um Gepäckabfe­rtigung, Check-in und Sicherheit­skontrolle­n abmildern können. Dies würde zwar langfristi­g nicht das Problem an den Flughäfen lösen, aber zumindest kurzfristi­g helfen.

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FOTO: DAVID YOUNG/DPA Auch am Wochenbegi­nn gab es lange Warteschla­ngen im Düsseldorf­er Flughafen.

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