Lufthansa bedauert Chaos an den Flughäfen
DÜSSELDORF (RP/dpa) Am Düsseldorfer Flughafen mussten die Passagiere auch am Dienstagmorgen erneut viel Geduld aufbringen. Es bildeten sich lange Warteschlangen vor den Check-in-Schaltern – obwohl Tausende Passagiere bereits am Abend zuvor ihre Koffer beim Late-Night-Check-in abgegeben hatten. Und auch an den Sicherheitskontrollen gab es lange Warteschlangen. „Das war schon heftig für einen Dienstag. Erst gegen 10.30 Uhr waren die Schlangen abgearbeitet“, sagte Verdi-Sekretär und Flughafen-Experte Özay Tarim.
Der Flughafen rechnet am Dienstag mit etwa 56.000 Passagieren, am Mittwoch mit 58.000 und am Donnerstag mit 60.000 Fluggästen. Für das kommende Wochenende prognostiziert der Airport insgesamt 178.000 Fluggäste. „Es bleibt also konstant voll am Airport“, sagte Tarim.
Am Dienstag sind wieder Flüge kurzfristig annulliert worden. Dies sorgt für Frust bei den Passagieren. Immer wieder wurden kurzfristig Flüge annulliert; insgesamt rund 70 am Wochenende. Zum Teil erfuhren die Fluggäste erst durch eine SMS ihrer Airline davon, als sie schon ihre Koffer abgegeben hatten und durch die Sicherheitskontrollen waren.
Kurz vor Beginn der Haupturlaubszeit hatten zahlreiche Fluggesellschaften Flüge gestrichen. Lufthansa sagte insgesamt knapp 3000 Flüge an ihren Drehkreuzen Frankfurt und München ab, auch weil sich vermehrt Besatzungen wegen Corona-Fällen krankmelden. Auch die Billigtochter Eurowings hat Hunderte Flüge im Juli gestrichen– was sich besonders am Düsseldorfer Flughafen am Wochenende zeigte.
Lufthansa-Chef Carsten Spohr entschuldigte sich für die Probleme am Flughafen. Nach dem Hochfahren des Luftverkehrs nach der Corona-Pandemie von fast null auf knapp 90 Prozent könne die Branche nicht die gewohnte Verlässlichkeit, Robustheit und Pünktlichkeit liefern, hieß es in einem offenen Brief des Konzernvorstands an die Kunden.
Spohr schaut aber auch in die Zukunft: „Allein in Europa sind mehrere Tausende Neueinstellungen geplant.“Dieser Kapazitätsaufbau werde die Lage allerdings erst im kommenden Winter stabilisieren.
Im Sommer 2023 dürfte die Situation in der globalen Luftfahrt dann deutlich verlässlicher sein, erklärte die Konzernspitze. In einem Brief an die Belegschaft räumte Spohr ein, die Lufthansa habe bei der Rettung des Unternehmens in den vergangenen zwei Jahren auch Fehler gemacht. Er betonte zudem die Ausnahmesituation: „Es war auch für mich persönlich die erste zu bewältigende Pandemie.“
Die ohnehin bestehenden Personalengpässe bei den Fluggesellschaften und Flughäfen werden durch die hohen Corona-Neuinfektionen derzeit noch verschärft. Europaweit streichen Airlines Flüge, um das überforderte System zu entlasten. Allein die Lufthansa nimmt über die 900 Streichungen im Juli hinaus weitere 2200 Verbindungen im Sommer in Frankfurt und München aus dem Flugplan.
Trotz des Flugchaos hofft der Touristik-Riese Tui auf eine Feriensaison nahe des Vorkrisenniveaus. Derzeit liege die Nachfrage durchgängig über dem Stand von 2019, hieß es. „Wir holen rasant auf“, sagte TuiDeutschland-Chef Stefan Baumert. Der Hannoveraner Konzern setzt darauf, dass die meisten Tui-Urlauber um das Flugchaos an deutschen und europäischen Airports herumkommen: „Trotz aller Herausforderungen aufgrund von Personalengpässen in der Branche werden die Ferien für die überwiegende Mehrheit reibungslos verlaufen.“
Airlines, Flughäfen und Bodendienstleister setzen darauf, dass rund 2000 Hilfskräfte aus dem Ausland befristet für rund drei Monate die gröbste Not beim Personalmangel rund um Gepäckabfertigung, Check-in und Sicherheitskontrollen abmildern können. Dies würde zwar langfristig nicht das Problem an den Flughäfen lösen, aber zumindest kurzfristig helfen.