Handwerkermangel in NRW niedriger als im Bundesschnitt
BERLIN/KÖLN Der Fachmangel im Handwerk ist in NRW deutlich kleiner als in den meisten anderen Bundesländern. Während etwa in Bayern für sechs von zehn offenen Stellen im Handwerk keine passend qualifizierten Arbeitslosen gefunden werden, trifft dies in Nordrhein-Westfalen lediglich für drei von zehn offene Stellen zu. Das geht aus einer noch unveröffentlichten, repräsentativen
Studie des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung (Kofa) am Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln hervor.
Lediglich in den Stadtstaaten Berlin und Hamburg war der Fachkräftemangel demnach schwächer ausgeprägt als in NRW. Dagegen leiden nach Bayern auch Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Niedersachsen am meisten unter dem Mangel. Das Kofa untersucht die Lage auf dem Arbeitsmarkt für Fachkräfte regelmäßig im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums. Es nutzt dafür aktuelle Daten unter anderem von der Bundesagentur für Arbeit. Im Handwerk und insbesondere bei Meistern gehen Angebot und Nachfrage demnach seit Jahren auseinander. Die Fachkräfte-Lücke wird sich in den kommenden Jahren noch verschärfen, wenn die sogenannte Babyboomer-Generation in Rente geht. Ursachen für den besonderen Handwerkermangel sind die gestiegene Arbeitskräftenachfrage im vergangenen Jahrzehnt insbesondere in Bauberufen, eine steigende Zahl unbesetzter Ausbildungsstellen sowie der ungebrochene Trend zur Akademisierung.
Differenziert man allerdings nach Regionen, wird der Handwerkermangel auch in NRW vielerorts deutlich spürbarer, so die Studie. In den nördlichen und nordöstlichen Arbeitsagenturbezirken wie Coesfeld und Ahlen-Münster gab es demnach für knapp sieben von zehn offenen Stellen keine passend qualifizierten Arbeitslosen. In den Ballungszentren von Rhein und Ruhr fehlten hingegen deutlich weniger Handwerker. „Viele Menschen werden immer noch von großen Städten angezogen und suchen sich dort ihren Arbeitgeber. Das lässt sich auch in dem regionalen Vergleich der Studie erkennen. Denn der Handwerkermangel ist in städtisch geprägten Regionen häufig weniger stark ausgeprägt“, sagte Lydia
Malin, Arbeitsmarktexpertin am Kompetenzzentrum. Das Handwerk war mit knapp 1,2 Millionen Beschäftigten im Jahr 2020 einer der größten Arbeitgeber, so die Studie.
Bundesweit fehlten 2021 durchschnittlich 87.485 Handwerker, davon allein 12.000 in NRW. Besonders deutlich zeige sich der Fachkräftemangel in NRW in Berufen des Bauhandwerks. So konnten 2506 der insgesamt 3537 offenen Stellen in der Bauelektrik nicht besetzt werden.