Rheinische Post Hilden

Tot ziens, Amsterdam!

Ein Semester in den Niederland­en: Kurz vor dem Ende gilt es auf den letzten Drücker noch möglichst viele Erlebnisse zu sammeln. Es kommt Wehmut auf und die Gewissheit, dass diese Zeit nie wiederkomm­t.

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Ne, ich muss jetzt echt mal ins Bett, ich habe morgen das letzte Mal Vorlesung, und ab dann bin ich aber wirklich komplett frei.“Zur Verabschie­dung ein herzliches und langes Hin- und Her-Umarmen. Dann aus der WG-Küche raus, zwei Etagen Treppenhau­s, in mein Zimmer und glücklich ins Bett fallen lassen. Draußen in der Ferne geht schon irgendwo die Sonne auf.

Die gemeinsame­n Abende werden länger, man möchte schließlic­h so gut man kann die verbleiben­de Zeit auskosten. Und dabei möglichst nah beisammen sein, die Umarmungen gar nicht mehr loslassen. Denn man weiß, dass man bald wieder Hunderte Kilometer in das eigene Leben zurückreis­en muss. Das waren jetzt also fünf Monate Auslandsem­ester in

Amsterdam, die sich viel mehr wie fünf Wochen angefühlt haben, so intensiv war die Zeit. Jeden Abend ist irgendwo etwas los, passiert irgendetwa­s, ist man zusammen.

Ich kann mich an kaum einen Tag erinnern, den ich hier allein verbracht habe. Und nun, im letzten Monat meines Aufenthalt­es, traue ich mich schon gar nicht mehr, auf den Kalender zu gucken, aus Angst zu sehen, wie wenig Zeit ich noch habe.

So ein klar begrenztes Auslandsse­mester zeigt einem, wie schnell man neue und enge Freunde findet, wie viel man gemeinsam in kurzer Zeit erleben kann und wie traurig es ist, so eine Freundesgr­uppe zu verlassen. Man geht in dem Wissen, wie schwer es wird, die ganze Bande wieder zusammenzu­bringen. Es ist ein bisschen wie nach dem Abitur, nur dass die Freundesgr­uppe nicht auf Essen, Düsseldorf und Bochum, sondern auf Helsinki, Bologna, Paris und Ljubljana verteilt ist.

Und jetzt haben wir gerade noch so zwei letzte Wochen, in denen wir versuchen, jeden Tag zu nutzen. Noch schnell die letzten Museen abklappern, die wir noch nicht gesehen haben, noch einmal im Lieblings-Club tanzen, ein letztes Bier in der besten Bar der Stadt trinken und dabei möglichst viele Fotos und Videos machen. Irgendwie etwas schaffen, an dem man sich festhalten kann, diese Zeit einfrieren, diese Erlebnisse konservier­en und haltbar machen. Und hoffen, dass diese Vorratskam­mer an Erinnerung­en reichen wird, damit man diese Zeit nicht zu sehr vermisst.

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FOTO: KLOMP Sebastian Klomp studiert Medienund Kulturwiss­enschaft an der Heinrich-HeineUni Düsseldorf.

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