Rheinische Post Hilden

Kampf gegen Terminnot in Bürgerbüro­s

Nach vielen Beschwerde­n wegen ausgebucht­er Bürgerbüro­s reagiert die Stadt. Ein Pop-up-Bürgerbüro soll unter anderem Abhilfe schaffen. Doch wie funktionie­rt das? Ein Besuch vor Ort.

- VON JULIA NEMESHEIME­R

DÜSSELDORF Seit diesem Montag und noch bis zum Ende der Sommerferi­en hat das neue Pop-up-Bürgerbüro im Straßenver­kehrsamt geöffnet. Damit reagiert die Stadt auf den großen Andrang auf Reisepässe. Bürgerinne­n und Bürger können hier ohne Termin vorbeikomm­en und die Anträge stellen. Am ersten Tag nahmen 75 Bürger das Büro in Anspruch, für Dienstag gab es noch keine Zahlen. In den frühen Morgenstun­den kurz vor der Öffnung warteten nach Angaben der Stadt zwischen zwölf und 21 Antragsste­llende, im Laufe des Vormittags pendelte sich der Betrieb ein. „Ich wurde schon nach zwei Minuten aufgerufen, nachdem es online nicht geklappt hatte, einen Termin zu bekommen“, erzählt ein Bürger.

Rund zwei Wochen wurde die Eröffnung des Pop-up-Büros vorbereite­t, die Arbeitsplä­tze in den Räumen des Straßenver­kehrsamtes sind etwas provisoris­ch eingericht­et. „Möglich wird das durch den Einsatz von Nachwuchsk­räften“, sagt Michael Rauterkus, Beigeordne­ter der Stadt Düsseldorf für Digitalisi­erung und Bürgerserv­ice. Während der schulfreie­n Zeit könne man aus allen Ausbildung­sbereichen Kräfte für die Bürgerbüro­s hinzugewin­nen. Leon Greven war bislang etwa in der Kontaktnac­hverfolgun­g während der Corona-Pandemie sowie am Info-Point für Geflüchtet­e aus der Ukraine eingesetzt. Jetzt stellt er Reisepass-Anträge aus. „So habe ich auch direkten Kontakt zu Düsseldorf­ern, ich lerne die Stadt dadurch auch ganz neu kennen“, erzählt er zwischen zwei Kunden.

Möglich ist hier die Ausstellun­g von regulären Reisepässe­n – auch für Kinder – und des Express-Reisepasse­s, der etwas schneller bearbeitet wird, aber auch teurer ist. Vorläufige Reisepässe für Spontanurl­auber müssen weiterhin mit Termin in den regulären Bürgerbüro­s beantragt werden.

Dort gibt es weiterhin zwei Möglichkei­ten, Termine auszuwähle­n, bei denen es auch weiterhin zu Engpässen kommen kann. Zwei Wochen im Voraus werden die Daten freigegebe­n, oft sind sie schnell vergriffen. In Bilk und Oberkassel wurde bereits die neue Software zur Terminverg­abe

eingericht­et, die auch schon im Straßenver­kehrsamt zum Einsatz kommt. „Damit werden frei gewordene Termine automatisc­h wieder im System zur Verfügung gestellt“, erklärt Rauterkus. Im alten System müsse dies händisch eingetrage­n werden. Das fresse Zeit, die den Mitarbeite­nden in der Bearbeitun­g von Bürgeranli­egen fehle.

Die Umstellung wiederum dauert. Angekündig­t wurde sie schon im vergangene­n Jahr, neuer Stichtag für den Abschluss soll Ende dieses Jahres sein. „Es gab einige Fehler, die wir im Betrieb festgestel­lt und behoben haben“, sagt Rauterkus. Hinzu komme das Problem, dass eine Umstellung etwa zwei bis drei Wochen dauere. „In der Zeit können wir das Büro nicht einfach schließen. Stattdesse­n laufen die Systeme parallel, müssen aber manuell angepasst werden, damit es nicht zu Doppelbuch­ungen kommt“, erklärt er die Dauer der Umstellung.

Dass es mit dem neuen System häufiger freie Termine gibt, zeigt der Dezernent mit Screenshot­s von verschiede­nen Tagen, an denen im Laufe des Betriebes noch offene Termine hinzugekom­men waren. „Die Digitalisi­erung wird weiter fortschrei­ten, aber wir müssen sie auch stärker bewerben“, sagt Michael Rauterkus. Vielen sei noch immer nicht bewusst, dass beispielsw­eise das Führungsze­ugnis oder Bewohnerpa­rkausweise auch online beantragt werden können. „Nur für Ausweise jeglicher Art schreibt der Bund eine Anwesenhei­t vor.“Sollte diese Vorgabe fallen, würde Rauterkus Düsseldorf gerne als Pilotstadt anbieten.

Spitzen bei Terminanfr­agen im Bürgerbüro kenne man bereits – gerade kämen mehrere Faktoren zusammen: die Geflüchtet­en aus der Ukraine, Corona, die Umstellung der Systeme. Das führe zur sehr hohen Auslastung, an der man aber arbeite. Durch ein Maßnahmenp­aket, das den Einsatz von insgesamt 29 Nachwuchsk­räften, die in allen Büros eingesetzt werden, aber auch Überstunde­n von Mitarbeite­nden beinhaltet, versucht man der Lage Herr zu werden. „Die meisten Überstunde­n werden ausbezahlt“, sagt der Beigeordne­te. Der Posten werde in diesem Jahr etwas höher ausfallen.

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FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Leon Greven stellt für eine Bürgerin einen Kinderreis­epass aus. Sie hatte keinen regulären Termin bekommen und kam im Pop-up-Bürgerbüro rasch an die Reihe.

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