Rheinische Post Hilden

Spendenakt­ion für Hund eines toten Obdachlose­n

Stadtführe­r André Kurkowiak ist im Alter von nur 44 Jahren gestorben. Nun sammelt Fiftyfifty für seinen verletzten Hund.

- VON VERENA KENSBOCK

DÜSSELDORF Wenn André den Alkohol nicht weglasse, dann hänge er bald an der Wand, warnte Oliver Ongaro. Der Streetwork­er meinte die Wand in der Fiftyfifty-Beratungss­telle, an der die Todesanzei­gen gepinnt werden. Seit dem 16. Juni hängt Andrés Foto dort. André Kurkowiak war in Düsseldorf als Stadtführe­r bekannt, als Fiftyfifty-Verkäufer aktiv und schaffte den Sprung von der Straße zurück in eine eigene Wohnung. Doch den Kampf gegen die Alkoholsuc­ht gewann er nicht – er starb vergangene Woche im Alter von nur 44 Jahren. Das schreibt Ongaro in einem Nachruf.

Nun hat Fiftyfifty zudem eine Spendenakt­ion gestartet. Denn André Kurkowiaks Hund Diablo, der dessen Ein und Alles war, braucht Hilfe. Diablo wurde angefahren und verletzt – er wird nun mit Unterstütz­ung des Tierheims Düsseldorf und mit Spenden von André Kurkowiaks Stammkunde­n medizinisc­h behandelt, heißt es von der Wohnungslo­senhilfe. Insgesamt werden jedoch rund 2500 Euro benötigt. „Wir bitten im Sinne von André um Spenden für seinen geliebten Vierbeiner“, heißt es von Fiftyfifty. Sollte mehr zusammenko­mmen, will die Organisati­on das Geld für die eigene Tierhilfe „Underdog“verwenden. Ein Team aus ehrenamtli­ch tätigen Tierärzten und einer Sozialarbe­iterin kümmert sich dabei um die medizinisc­he Versorgung von Hunden obdachlose­r Menschen.

André Kurkowiak war bei der Wohnungslo­senhilfe ein bekanntes Gesicht. Beim Projekt „Straßenleb­en“zeigte der ehemalige Obdachlose als Stadtführe­r die Orte der Szene, er gab Interviews über das Leben auf der Straße, die Sucht und soziale Ungerechti­gkeit. „André hatte eine einnehmend­e Offenheit, wenn er erzählte. Dabei schimmerte dann immer auch dieser andere André durch – raue Schale, weicher Kern, ein verletzter Mensch“, erinnert sich Streetwork­er Oliver Ongaro in seinem Nachruf. André habe viele Schicksals­schläge einstecken müssen: Trennung von der Frau, Tod seiner Tochter. „Jemand, der häufig falsch abgebogen ist im Leben und das auch wusste.“

Über das Housing-First-Projekt von Fiftyfifty hatte Kurkowiak ein Apartment in Bilk bekommen, in dem er zusammen mit Hund Diablo

lebte. Zudem hielt er sich zwei Bartagamen in Terrarien und bastelte gerne an einem alten Rennrad herum, das er sich zugelegt hatte. Und natürlich sei er zur Fortuna ins Stadion gegangen, seinem Lieblingsv­erein, dessen Logo er stets auf dem Schirm seiner Kappe stolz herumtrug, so Ongaro.

André Kurkowiak habe das Leben auf der Straße hinter sich gelassen. Die Sucht habe ihn aber immer wieder eingeholt. „Sein Körper hat den jahrelange­n Raubbau durch die Sucht-Erkrankung nicht mehr verpackt“, schreibt der Streetwork­er.

Infos zu Spenden an die Organisati­on unter www.fiftyfifty-galerie.de/spenden. Überweisun­gen für André Kurkowiaks Hund sollen den Verwendung­szweck „Diablo“tragen.

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FOTO: FIFTYFIFTY Fiftyfifty-Verkäufer André Kurkowiak mit Hund Diablo.

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