Stadtwerke investieren zwei Milliarden Euro
Das Unternehmen nimmt viel Geld für die eigene Zukunftsfähigkeit und eine gelingende Energiewende in Düsseldorf in die Hand.
DÜSSELDORF Für die Energiewende kündigen die Stadtwerke ein umfangreiches Investitionsprogramm an. Zwei Milliarden Euro will das Unternehmen bis 2030 in die Hand nehmen. Bei Bedarf sollen Kredite aufgenommen, vor allem aber die von den Stadtwerken und ihren Töchtern erwirtschafteten Mittel verwendet werden.
Die Basis bildet ein nach 20 Jahren neu vereinbartes und jetzt für den gleichen Zeitraum gültiges Vertragswerk. Die größten Anteilseigner ENBW (54,95 Prozent) sowie die Stadt Düsseldorf (25,05 Prozent) haben sich auf einen neuen Konsortialvertrag und damit Regeln der Zusammenarbeit verständigt. Die neue Strategie der Stadtwerke ist in einem Kooperationsvertrag niedergeschrieben. Die Politik hatte bereits im Stadtrat zugestimmt.
Als entscheidende Vorgabe gilt das von der Stadt formulierte Ziel, bis 2035 klimaneutral zu werden. Auf dem Weg dorthin wollen die Partner die Lebensqualität in der Stadt nicht nur erhalten, sondern auch steigern.
Oberste Priorität hat für die Stadtwerke der Umbau für eine nachhaltige Energieversorgung. Die Versorgung mit Fernwärme will das Unternehmen stark ausbauen und diese grüner produzieren. Durch Nutzung industrieller Abwärme und weiterer regenerativer Wärmequellen soll Fernwärme „bis 2030 weitgehend dekarbonisiert“sein. Bis 2035 wollen die Stadtwerke sowohl mit ihren Produkten als auch beim eigenen Verbrauch „vollständig klimaneutral“sein. Da das heutige Gaskraftwerk an der Lausward dazu nicht passt, arbeitet das Unternehmen an Konzepten für eine Umrüstung auf Wasserstoff oder auch synthetische Gase.
Allein für Ausbau und Instandhaltung der Netzinfrastruktur für Strom, Gas, Wasser und Fernwärme sollen rund 750 Millionen Euro ausgegeben werden. 300 Millionen Euro sollen die Dekarbonisierung voranbringen. Für den Bereich Erneuerbare Energien sind 170 Millionen Euro reserviert. Als Zielvorgabe sollen bis 2030 die Kapazitäten zur Stromerzeugung aus Erneuerbaren von aktuell 45 Megawatt auf rund 250 Megawatt steigen. Teil davon ist der Ausbau von Photovoltaik.
Für das Segment Ladeinfrastruktur will der Energieversorger 40 Millionen Euro ausgeben. Die Zielvorgabe ist konkret: 10.000 Ladestationen sollen in acht Jahren in der Stadt sowie im Umland bereitstehen.
Auch die Digitalisierung der Geschäftsprozesse ist festgeschrieben. 80 Millionen Euro sind dafür veranschlagt. Das sei ein „wichtiger Baustein zur rentablen Gestaltung des Kerngeschäfts“. Die Digitalisierung soll zudem bessere Voraussetzungen dafür schaffen, dass mehr Elektromobilität und mehr dezentrale Einspeisungen ins Netz integriert werden können.
Teil des Milliardenpakets ist zudem ein dreistelliger Millionenbetrag, um mehr Abfall zu vermeiden und den CO2-Fußabdruck bei der Entsorgung zu verringern. Dafür werden neue Konzepte für Kreislaufwirtschaft mit deutlich mehr Recycling auf den Weg gebracht. Zudem ist der Neubau der Müllverbrennungsanlage geplant. Sie soll selbst zum Energieproduzenten etwa von grünem Wasserstoff werden und mehr zur Wiederverwertung beitragen als die überalterte Anlage in Flingern.
Zum Stand der Dinge teilen die Stadtwerke mit, dass laut Machbarkeitsstudie auf dem Gelände westlich der heutigen Anlage ein Neubau möglich wäre. „Eine Konkretisierung
und weitere Planung könnten erfolgen, sobald bekannt ist, wie die Stadt ihre Entsorgungsleistungen für die Jahre nach 2024 vergeben will.“Das Verfahren zur Neuvergabe von Entsorgungsleistungen soll im dritten Quartal starten. Die Möglichkeiten für eine „lokale energetische Verwertung“sollen im Dialog mit Stadt und Awista erwogen werden. „Die Stadtwerke wollen sich mit einem Konzept am wettwerblichen Verfahren einbringen“, heißt es.
Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) betont die Bedeutung der neuen Strategie für die Stadt. Er erinnert daran, dass der Stadtrat 2019 den Klimanotstand ausgerufen hatte: „Seitdem ist viel passiert, doch der Weg zur Klimaneutralität ist ambitioniert – es liegt noch ein gutes Stück Weg vor uns. Ich bin sehr froh, dass wir mit den Stadtwerken ein wirtschaftlich gesundes und technisch kompetentes Unternehmen an unserer Seite haben, um die Klimaziele zu erreichen.“Auch der Stadtwerke-Vorstandsvorsitzende Julien Mounier verweist darauf, dass sein Unternehmen „erhebliche Verantwortung für die Zukunft der Stadt“trage. „Wir wollen mit den zukunftsgerichteten Investitionen ein zentraler Partner für Düsseldorf sein.“
Der Stadtwerke-Aufsichtsratsvorsitzende Hans-Josef Zimmer sieht zudem „die Chance, das Unternehmen wirtschaftlich zukunftsfest zu machen“. Laut seiner designierten Nachfolgerin Colette Rückert-Hennen, Vorständin der ENBW, stärken die Verträge die Zusammenarbeit mit Stadt und Stadtwerken: „Die Entwicklung der Stadtwerke zu einem modernen Dienstleister und Arbeitgeber ist ein wesentliches Element für die Weiterentwicklung unseres Konzerns. Davon profitieren die Landeshauptstadt mit ihren Bürgerinnen und Bürgern und Unternehmen in gleichem Maße wie wir.“