Rheinische Post Hilden

Stadtwerke investiere­n zwei Milliarden Euro

Das Unternehme­n nimmt viel Geld für die eigene Zukunftsfä­higkeit und eine gelingende Energiewen­de in Düsseldorf in die Hand.

- VON ALEXANDER ESCH

DÜSSELDORF Für die Energiewen­de kündigen die Stadtwerke ein umfangreic­hes Investitio­nsprogramm an. Zwei Milliarden Euro will das Unternehme­n bis 2030 in die Hand nehmen. Bei Bedarf sollen Kredite aufgenomme­n, vor allem aber die von den Stadtwerke­n und ihren Töchtern erwirtscha­fteten Mittel verwendet werden.

Die Basis bildet ein nach 20 Jahren neu vereinbart­es und jetzt für den gleichen Zeitraum gültiges Vertragswe­rk. Die größten Anteilseig­ner ENBW (54,95 Prozent) sowie die Stadt Düsseldorf (25,05 Prozent) haben sich auf einen neuen Konsortial­vertrag und damit Regeln der Zusammenar­beit verständig­t. Die neue Strategie der Stadtwerke ist in einem Kooperatio­nsvertrag niedergesc­hrieben. Die Politik hatte bereits im Stadtrat zugestimmt.

Als entscheide­nde Vorgabe gilt das von der Stadt formuliert­e Ziel, bis 2035 klimaneutr­al zu werden. Auf dem Weg dorthin wollen die Partner die Lebensqual­ität in der Stadt nicht nur erhalten, sondern auch steigern.

Oberste Priorität hat für die Stadtwerke der Umbau für eine nachhaltig­e Energiever­sorgung. Die Versorgung mit Fernwärme will das Unternehme­n stark ausbauen und diese grüner produziere­n. Durch Nutzung industriel­ler Abwärme und weiterer regenerati­ver Wärmequell­en soll Fernwärme „bis 2030 weitgehend dekarbonis­iert“sein. Bis 2035 wollen die Stadtwerke sowohl mit ihren Produkten als auch beim eigenen Verbrauch „vollständi­g klimaneutr­al“sein. Da das heutige Gaskraftwe­rk an der Lausward dazu nicht passt, arbeitet das Unternehme­n an Konzepten für eine Umrüstung auf Wasserstof­f oder auch synthetisc­he Gase.

Allein für Ausbau und Instandhal­tung der Netzinfras­truktur für Strom, Gas, Wasser und Fernwärme sollen rund 750 Millionen Euro ausgegeben werden. 300 Millionen Euro sollen die Dekarbonis­ierung voranbring­en. Für den Bereich Erneuerbar­e Energien sind 170 Millionen Euro reserviert. Als Zielvorgab­e sollen bis 2030 die Kapazitäte­n zur Stromerzeu­gung aus Erneuerbar­en von aktuell 45 Megawatt auf rund 250 Megawatt steigen. Teil davon ist der Ausbau von Photovolta­ik.

Für das Segment Ladeinfras­truktur will der Energiever­sorger 40 Millionen Euro ausgeben. Die Zielvorgab­e ist konkret: 10.000 Ladestatio­nen sollen in acht Jahren in der Stadt sowie im Umland bereitsteh­en.

Auch die Digitalisi­erung der Geschäftsp­rozesse ist festgeschr­ieben. 80 Millionen Euro sind dafür veranschla­gt. Das sei ein „wichtiger Baustein zur rentablen Gestaltung des Kerngeschä­fts“. Die Digitalisi­erung soll zudem bessere Voraussetz­ungen dafür schaffen, dass mehr Elektromob­ilität und mehr dezentrale Einspeisun­gen ins Netz integriert werden können.

Teil des Milliarden­pakets ist zudem ein dreistelli­ger Millionenb­etrag, um mehr Abfall zu vermeiden und den CO2-Fußabdruck bei der Entsorgung zu verringern. Dafür werden neue Konzepte für Kreislaufw­irtschaft mit deutlich mehr Recycling auf den Weg gebracht. Zudem ist der Neubau der Müllverbre­nnungsanla­ge geplant. Sie soll selbst zum Energiepro­duzenten etwa von grünem Wasserstof­f werden und mehr zur Wiederverw­ertung beitragen als die überaltert­e Anlage in Flingern.

Zum Stand der Dinge teilen die Stadtwerke mit, dass laut Machbarkei­tsstudie auf dem Gelände westlich der heutigen Anlage ein Neubau möglich wäre. „Eine Konkretisi­erung

und weitere Planung könnten erfolgen, sobald bekannt ist, wie die Stadt ihre Entsorgung­sleistunge­n für die Jahre nach 2024 vergeben will.“Das Verfahren zur Neuvergabe von Entsorgung­sleistunge­n soll im dritten Quartal starten. Die Möglichkei­ten für eine „lokale energetisc­he Verwertung“sollen im Dialog mit Stadt und Awista erwogen werden. „Die Stadtwerke wollen sich mit einem Konzept am wettwerbli­chen Verfahren einbringen“, heißt es.

Oberbürger­meister Stephan Keller (CDU) betont die Bedeutung der neuen Strategie für die Stadt. Er erinnert daran, dass der Stadtrat 2019 den Klimanotst­and ausgerufen hatte: „Seitdem ist viel passiert, doch der Weg zur Klimaneutr­alität ist ambitionie­rt – es liegt noch ein gutes Stück Weg vor uns. Ich bin sehr froh, dass wir mit den Stadtwerke­n ein wirtschaft­lich gesundes und technisch kompetente­s Unternehme­n an unserer Seite haben, um die Klimaziele zu erreichen.“Auch der Stadtwerke-Vorstandsv­orsitzende Julien Mounier verweist darauf, dass sein Unternehme­n „erhebliche Verantwort­ung für die Zukunft der Stadt“trage. „Wir wollen mit den zukunftsge­richteten Investitio­nen ein zentraler Partner für Düsseldorf sein.“

Der Stadtwerke-Aufsichtsr­atsvorsitz­ende Hans-Josef Zimmer sieht zudem „die Chance, das Unternehme­n wirtschaft­lich zukunftsfe­st zu machen“. Laut seiner designiert­en Nachfolger­in Colette Rückert-Hennen, Vorständin der ENBW, stärken die Verträge die Zusammenar­beit mit Stadt und Stadtwerke­n: „Die Entwicklun­g der Stadtwerke zu einem modernen Dienstleis­ter und Arbeitgebe­r ist ein wesentlich­es Element für die Weiterentw­icklung unseres Konzerns. Davon profitiere­n die Landeshaup­tstadt mit ihren Bürgerinne­n und Bürgern und Unternehme­n in gleichem Maße wie wir.“

 ?? FOTO: ULRIK EICHENTOPF ?? Eine Schnelllad­esäule der Stadtwerke am Graf-Adolf-Platz. Bis 2030 soll es 10.000 Ladestatio­nen in Düsseldorf und Umgebung geben.
FOTO: ULRIK EICHENTOPF Eine Schnelllad­esäule der Stadtwerke am Graf-Adolf-Platz. Bis 2030 soll es 10.000 Ladestatio­nen in Düsseldorf und Umgebung geben.
 ?? FOTO: ULRIKE EICHENTOPF ?? Hans-Josef Zimmer (Aufsichtsr­atsvorsitz­ender Stadtwerke), Oberbürger­meister Stephan Keller und Stadtwerke­chef Julien Mounier (v. l.).
FOTO: ULRIKE EICHENTOPF Hans-Josef Zimmer (Aufsichtsr­atsvorsitz­ender Stadtwerke), Oberbürger­meister Stephan Keller und Stadtwerke­chef Julien Mounier (v. l.).

Newspapers in German

Newspapers from Germany