Rheinische Post Hilden

Wie Falk Perpeet zum Lebensrett­er wurde

Beim DKMS registrier­t, konnten die Stammzelle­n des Mettmanner­s (23) die an Blutkrebs erkrankte Bloggerin Nella Rausch (56) retten.

- VON VALESKA VON DOLEGA

METTMANN/BERLIN „Es könnte sein, dass ich sterbe.“Denn wenig hoffnungsv­oll lautete die ärztliche Prognose für Nella Rausch vor fast sieben Jahren. Damals hatte sie die niederschm­etternde Diagnose „NonHodgkin Lymphom“bekommen, Lymphdrüse­nkrebs. Zusammen mit ihrem Mann lief die damals 50-Jährige über den Waldfriedh­of. Sonst war die Wahl-Berlinerin hier gerne spazieren gegangen. Jetzt überlegte sie, ob sie wohl zwischen Horst Buchholz und Vicco von Bülow gut zu liegen kommen könnte. Dass Nella Rausch dort nicht begraben wurde, sondern – inzwischen – kreuzfidel als Bloggerin arbeitet, verdankt die inzwischen 56-Jährige Falk Perpeet. Der Mettmanner rettete ihr mit einer Stammzelle­nspende das Leben. „Falk ist meine Rettung gewesen. Er ist das größte Geschenk.“

Inzwischen wieder gesund, feierte die gebürtige Dortmunder­in jetzt den fünften Geburtstag ihres neuen Lebens – „es ist eine zweite Chance“, wie sie im RP-Gespräch fröhlich berichtet. „Es war ein ganz besonderer Tag“, mit Essen gehen und Luftballon­s. Einblicke in ihr Leben und ihre Erkrankung („Ich stand nicht mit dem Rücken zur Wand, sondern mittendrin“) gibt sie per Blog. Vor allem guckt sie gerne nach vorne – und freut sich, ihren Lebensrett­er kennenzule­rnen. „Ja, Ende Juli fahre ich nach Berlin“, erzählt Falk Perpeet. „Das ist überfällig, dass wir uns endlich treffen.“

Die beiden sind nach Falk Perpeets Stammzelle­nspende jetzt so etwas wie genetische Zwillinge. „Eigentlich wollten wir das schon viel eher machen“, sagt er über die Verabredun­g. Denn „in dem Moment, in dem ich die Stammzelle­n abgegeben habe, habe ich Verantwort­ung übernommen. Ich wollte unbedingt wissen, wie es der Zielperson geht“, sagt der inzwischen 23-Jährige über die ihm anfangs Unbekannte.

Als Schüler im Alter von 17 Jahren ließ er sich bei der DKMS typisieren, im damaligen Freundeskr­eis war eine Mutter an Blutkrebs erkrankt. Außerdem war er selbst schon mal verunfallt, „deshalb kannte ich Notsituati­onen“.

„Ich bin echt aus den Puschen gekippt als ich dann von der DKMS ein Jahr später angerufen wurde“, erinnert er sich an einen den Tag X, „ich saß im Auto und fuhr von Mettmann nach Köln“. Seine Spende würde gebraucht, ob er bereit sei für eine Stammzelle­ntransplan­tation. „Das war ich“, knapp drei Stunden dauerte das Prozedere, „das war alles ganz entspannt, keine Schmerzen, alles easy“. Dass die Zielperson Nella Rausch war, wusste er damals nicht. Wie es ihr mit seinem Material ging, konnte er nicht in Erfahrung bringen – die DKMS schweigt sich aus guten Gründen zu einem so frühen Zeitpunkt über alle Details aus.

Nach zwei Jahren war die Anonymität­sfrist

vorbei, „wir haben zunächst miteinande­r gemailt und uns dann per Zoom-Konferenz getroffen“, beschreibe­n die beiden ihre bislang bloß virtuellen, aber „sehr herzlich-vertrauten“Treffen.

Den Begriff „Lebensrett­er“mag der Mettmanner nicht hören. „Ich bin doch einfach nur ein junger Mann, der froh ist, helfen zu können.“Dass es ein absoluter Glückstref­fer war, dass die DKMS ihn fand und seine Blutdaten bei vielen Markern mit Nella Rauschs Parametern übereinsti­mmten, war wie die erfolgreic­he Suche nach der sprichwört­lichen Nadel im Heuhaufen. Dass Nella Rauschs Körper seine Stammzelle­n dann aber auch tatsächlic­h annahmen und nicht abstieß, „diese Akzeptanz war quasi ein Sechser im Lotto“, sagt Zahnmedizi­nstudent Falk Perpeet. Natürlich geht er regelmäßig Blut spenden, auch die Typisierun­g bei der DKMS „kann ich jedem nur empfehlen“. Grundsätzl­ich kann jeder im Alter zwischen 17 und 55 Jahren als potenziell­er Stammzells­pender registrier­t werden, „das ist so einfach“.

Lange sei für ihn „einfach nicht greifbar“gewesen, was diese „so einfache Spende bei der DKMS“tatsächlic­h bedeutete. „Jetzt habe ich es verstanden. Und es ist ein wahnsinnig gutes Gefühl.“

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Dass seine Stammzelle­n lebensrett­end sein könnten, war nicht bloß der Fund der sprichwört­lichen Nadel im Heuhaufen.
 ?? ?? Falk Perpeet, jetzt 23 und Student, wollte bereits Schüler durch seine Stammzelle­n Leben retten. Mit 17 Jahren ließ er sich beim DKMS typisieren.
Falk Perpeet, jetzt 23 und Student, wollte bereits Schüler durch seine Stammzelle­n Leben retten. Mit 17 Jahren ließ er sich beim DKMS typisieren.
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FOTO: KÖHLEN, PRIVAT (2) Nella Rausch feiert jetzt den fünften Geburtstag ihres neuen Lebens – dank Falk Perpeet.

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