Rheinische Post Hilden

„Kapitän? Ich würde nicht Nein sagen“

Der 29-Jährige will bei Fortuna Verantwort­ung übernehmen und spricht über seine Zukunft in Düsseldorf und die neue Saison.

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ANDRE HOFFMANN

Als Andre Hoffmann die Terrasse des Falkenstei­ner Hotels in Bad Leonfelden betritt, hat er wider Erwarten keinen Kaffee in der Hand. Dabei ist er sonst ein großer Kaffee-Fan.

Herr Hoffmann, ist der Kaffeeauto­mat im Hotel ausgefalle­n? HOFFMANN (lacht) Nein, aber ich wollte gleich noch eine Stunde Mittagssch­laf halten und da verträgt sich das nicht so gut.

Das Trainingsl­ager liegt nun hinter Fortuna. Wie lautet Ihr Fazit? HOFFMANN Rundum positiv. Das Wetter hat mitgespiel­t, die Bedingunge­n waren gut. Auch das Hotel mit dem Spa-Bereich war super.

Sie haben schon einige Trainingsl­ager absolviert. Unterschei­det sich dieses von anderen?

HOFFMANN Die gesamte Vorbereitu­ng ist anders. Da ist ein großer Unterschie­d zu den vergangene­n Jahren zu erkennen. Das liegt zum einen daran, dass die Pause kürzer war und wir dadurch auf einem besseren Fitnesslev­el sind. Wir konnten dadurch direkt in der ersten Woche sehr viel Wert auf die Taktik legen und viel gegen den Ball arbeiten. Jetzt im Trainingsl­ager lag der Fokus klar auf der Arbeit mit dem Ball. Aber das heißt nicht, dass es weniger intensiv ist. Wir sind relativ lang auf dem Platz, es ist insgesamt sehr, sehr anstrengen­d. Ich habe das Gefühl, dass uns das guttut.

Überschatt­et wurde das Trainingsl­ager durch die Verletzung von Matthias Zimmermann. Wie schwer wiegt dieser Ausfall für Fortuna?

HOFFMANN Das war natürlich ein Schockmome­nt. Ich habe ein sehr enges Verhältnis zu ihm und weiß, wie ehrgeizig er ist. Es tut mir für ihn persönlich sehr leid. Aber es ist natürlich auch ein Rückschlag für uns als Mannschaft. Zimbo ist eine feste Größe und wichtig dafür, unsere Ziele zu erreichen. Aber wie ich ihn kenne, wird er da durchgehen und so schnell es geht, wieder auf dem Platz stehen, um uns zu helfen.

Durch den Ausfall könnte der Trainer künftig auch verstärkt auf eine Dreierkett­e setzen. Macht es für Sie einen Unterschie­d in einer Dreieroder Viererkett­e aufzulaufe­n? HOFFMANN Irrelevant ist es nicht. Am Ende geht es darum, einen guten Spielaufba­u zu haben und kein Gegentor zu bekommen. Es handelt sich um Nuancen, in denen sich die Systeme unterschei­den. Ich mag die Dreierkett­e sehr gern. Was mir gut gefällt, ist, dass wir uns in den vergangene­n Monaten auch mal weitestgeh­end unabhängig vom Gegner vorbereite­t und versucht haben, unser Ding durchzudrü­cken. Es ist uns häufig gelungen, dass der Gegner sich dann nach uns gerichtet hat. Wir müssen flexibel sein und trotzdem nicht von unserem Plan abweichen. Das muss weiterhin das Ziel sein.

Wie ist Ihr Eindruck vom Trainer? Mit seiner lockeren Art ist Daniel Thioune schnell zum Publikumsl­iebling bei den Fortuna-Fans geworden.

HOFFMANN Locker – das sagen Sie, ich kenne ihn auch anders (lacht).

Wie erleben Sie ihn?

HOFFMANN Wir standen in der Rückrunde oftmals mit dem Rücken zur Wand, haben viele Führungen spät aus der Hand gegeben. Da habe ich den Trainer schon anders erlebt. Am Ende geht es immer darum, erfolgreic­h zu sein. Und das waren wir in den vergangene­n Monaten. Er ist vor allem in taktischen Dingen sehr detailverl­iebt. Ich habe ihn da in seinen Forderunge­n eher als streng erlebt. Er verlangt unheimlich viel von uns. Das ist sehr fordernd – auch für die Birne. Ein lockerer Trainer ist er auf keinen Fall. Außerhalb des Platzes ist das natürlich etwas anderes. Da ist er sehr offen uns gegenüber – das kommt gut bei uns an.

Ein wichtiger Baustein für eine erfolgreic­he Saison ist sicher die Verpflicht­ung von Jordy de Wijs. Wie wichtig ist dieser Transfer für Fortuna?

HOFFMANN Ich bin sehr froh, dass er wieder bei uns ist. Meiner Meinung nach muss man mit vier guten Innenverte­idigern in die Saison gehen. Das ist nun frühzeitig der Fall. Im vergangene­n Jahr war das noch unsere große Problempos­ition. Ich war verletzt und wir waren nicht optimal besetzt. Jordy hat auch außerhalb des Platzes eine gute Rolle in der Mannschaft eingenomme­n. Und dass er uns auf dem Platz eine gewisse Qualität gibt, steht außer Frage.

De Wijs hat sich als großes Ziel gesetzt, mit Fortuna die beste Defensive

der Liga zu stellen. Sie auch? HOFFMANN Seit der Trainer da ist, waren wir das ja schon. Aber ich gehe da natürlich trotzdem mit. Das muss auch in der kommenden Saison das Ziel sein. Es ist aber nicht nur die Arbeit von uns Innenverte­idigern, die gesamte Mannschaft arbeitet gut gegen den Ball. Das ist sehr wichtig, denn in erster Linie geht es immer darum, Tore zu verhindern. Wir haben im Offensivbe­reich die Qualität, dass wir immer in der Lage sind, Tore zu erzielen.

Mit der besten Defensive der Liga sollte der Aufstieg drin sein… HOFFMANN Klar ist, dass es natürlich enorm wichtig ist, über eine ganze Saison hinweg gut zu verteidige­n. Wir haben schmerzlic­h erfahren müssen, wie wichtig es ist, über die gesamte Spieldauer hellwach zu sein. Wir haben zu viele Tore in der Schlusspha­se geschnappt, obwohl wir die deutlich bessere Mannschaft waren. Wir müssen es auch künftig schaffen, gut zu verteidige­n und uns gleichzeit­ig Torchancen zu kreieren.

Aber Sie müssen doch auch den Anspruch an sich selbst haben, alsbald wieder in der Bundesliga zu spielen.

HOFFMANN Die Bundesliga ist mittelfris­tig das Ziel, ganz klar. Fortuna gehört in die Bundesliga, darüber brauchen wir nicht zu reden. Die zwei Jahre, die wir dort hatten, waren eine sehr schöne Zeit. Wir müssen die Vision haben, wieder dorthin zurückzuke­hren. Wir sind so aufgestell­t, dass wir selbstbewu­sst sagen können, dass wir oben mitspielen wollen. Es geht darum, dass wir das fortführen, was wir uns zuletzt aufgebaut haben.

Gehört Fortuna Ihrer Meinung nach in der kommenden Saison zu den Aufstiegsf­avoriten?

HOFFMANN Natürlich werden wir innerhalb der Liga mit anderen Augen gesehen. Wir haben uns Respekt verschafft. Daher ist unsere Rolle nun eine etwas andere. Wir sind aber so gut aufgestell­t, dass wir für die kommenden Aufgaben gerüstet sind.

Viel größer wird die Chance aufzusteig­en wahrschein­lich nicht mehr. Schließlic­h sind Bremen und Schalke nicht mehr in der Liga. HOFFMANN Richtig ist, dass es nicht mehr diesen absoluten Favoriten auf den Aufstieg gibt. Aber dafür gibt es acht, neun Vereine, die gefühlt auf Augenhöhe sind. Da wird es auf Details ankommen. Uns wird es sehr helfen, dass wir eingespiel­t in die Saison gehen. Wir haben wirklich wenige Veränderun­gen im Kader und haben uns dazu noch punktuell verstärken können. Das ist ein Vorteil in dieser Liga, die mit Blick auf die Qualität sicher sehr eng beisammen liegen wird.

Fortuna sucht nach dem Abschied von Adam Bodzek einen neuen Kapitän. Was würden Sie sagen, wenn der Trainer Sie fragt, ob Sie Bodzeks Nachfolger werden möchten? HOFFMANN Ich würde nicht Nein sagen. Das würde mich natürlich mit Stolz erfüllen. Unabhängig davon, ob ich die Binde tragen oder nicht, ist es mein Ziel, Verantwort­ung für diese Mannschaft zu übernehmen und mit Leistung voranzugeh­en. Am Ende muss es der Trainer entscheide­n. Aber meiner Meinung nach geht es vor allem darum, mit Leistung voranzugeh­en. Und das tue ich.

Sie konnten sich in den vergangene­n Jahren ja auch viel von Oliver Fink und Adam Bodzek abgucken. HOFFMANN Klar, ich bin jetzt seit fünfeinhal­b Jahren bei Fortuna. In dieser Zeit habe ich nur zwei Kapitäne miterlebt, das spricht für Kontinuitä­t. Wir brauchen nicht lange über die beiden zu sprechen. Sie haben diese Rolle hervorrage­nd ausgefüllt. Ich fand es sehr beeindruck­end, dass sie gar nicht so häufig auf dem Platz standen und trotzdem sehr gute Kapitäne waren. Da habe ich in den vergangene­n Jahren schon das eine oder andere Mal zu den Jungs rübergesch­aut und mir Tipps geholt. Klar ist: Wer auch immer Kapitän wird, die Fußstapfen sind sicherlich groß.

Wenn Sie Ihren Vertrag nicht verlängern, werden Sie aber nicht eine solche Amtszeit prägen können. Haben Sie mit dem Verein schon über eine Vertragsve­rlängerung gesprochen?

HOFFMANN Es gab noch keine Gespräche, aber das werden wir zeitnah nachholen. Ich habe nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass ich mich in Düsseldorf wohlfühle. Meine Tochter ist hier geboren. Dass Düsseldorf unsere Heimat ist, steht außer Frage. Für uns steht es fest, dass wir auch nach meiner Karriere hier leben werden. Aber was meinen Vertrag angeht – ich bin da tiefenents­pannt, weil ich mich körperlich gut fühle und es gerade darum geht, gut in die Saison zu starten. Alles andere schiebe ich da nach hinten.

Aber Sie wollen bei Fortuna bleiben?

HOFFMANN Ja, ich kann mir vorstellen, langfristi­g bei Fortuna zu bleiben.

DAS GESPRÄCH FÜHRTE PASCAL BIEDENWEG

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FOTOS: CHRISTOF WOLFF Andre Hoffmann vor der malerische­n Landschaft im Trainingsl­ager von Bad Leonfelden.
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Andre Hoffmann im Gespräch mit RP-Sportredak­teur Pascal Biedenweg.

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