Rheinische Post Hilden

Die Luftfahrtb­ranche muss umdenken

- VON HAGEN STRAUSS

Nein, das ist kein Sofortprog­ramm, mit dem es in dieser Reisesaiso­n an den Flughäfen deutlich besser werden wird. Es fehlt ja nicht nur bei der Gepäckabfe­rtigung Personal. Und nein, hauptveran­twortlich für das Chaos ist in der Tat nicht die Politik. Sondern die Branche. Aber: Man muss schon fragen, warum die zuständige­n Minister nicht früher vor der Entwicklun­g gewarnt haben. Dass es speziell in dieser Sparte während der Pandemie viel Fluktuatio­n gegeben hat, auch von den Unternehme­n bewusst herbeigefü­hrt, war bekannt. Da hätte man frühzeitig politisch aktiv werden müssen.

Vor allem aber ist es die Luftfahrtb­ranche, die sich und ihren Kunden einen Bärendiens­t erwiesen hat. Mal wieder. Die Lage an den Flughäfen ist zu einem großen Teil selbst verschulde­t. Und einmal mehr zeigt sich, dass die Airlines ein besonderes Verständni­s von Service und unternehme­rischem Weitblick haben. In der Pandemie, als die Flieger am Boden bleiben mussten, kassierte man Milliarden an Steuergeld­ern vom Staat. Aber für viele Passagiere war es ein Kampf, das Geld für ausgefalle­ne Flüge wiederzube­kommen. Mit Gutscheine­n statt mit finanziell­er Rückerstat­tung wurde man vielfach abgespeist, sodass auch Verbrauche­rschützer befanden, die Airlines hätten sich gegenüber ihren Kunden „unrühmlich verhalten“. Die Gesellscha­ften tun sich – gelinde gesagt – schwer, die Fluggastre­chte umzusetzen. Es wird lieber verzögert, verschlepp­t, zurückgeha­lten.

Deswegen kann man erstens nur hoffen, dass sich die Lage durch ausländisc­he Kräfte wenigstens leicht entspannt. Zweitens jedoch muss die neue Krise endlich zu einem Umdenken in der Branche führen, was den Umgang mit dem eigenen Personal und den Kunden angeht. Passiert das nicht, muss die Politik dringend wieder aktiv werden. Noch mal so ein Chaos kann sich keiner erlauben.

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