Rheinische Post Hilden

Wie ein Film die Popcorn-Menge bestimmt

Zu welchem Film passt welcher Snack? Wie und wann wird das Programm gemacht? Wir haben hinter die Kulissen des UCI geschaut.

- VON NICOLE ESCH

HAFEN Kinokasse, Verpflegun­gsstand und Säle, das kennt jeder, der schon mal im Kino war. Aber was passiert dort, wenn das Kino noch geschlosse­n ist? Und wie sieht es hinter den Kulissen aus? Stephan Kalkbrenne­r, Theaterlei­ter des UCI am Medienhafe­n, weiß es und lädt zu einer kleinen Führung ein.

Als Erstes geht es in einen Bereich, in dem es verführeri­sch duftet – die Popcorn-Produktion. „Ein paar Kinder haben mich letztens gefragt, warum Popcorn so heißt, wie es heißt. Könnten sie das jetzt hier hören, dann wüssten sie es“, so der Theaterman­ager. In großen Mengen lässt „Popcornque­en“Tina Makiolczyk das Popcorn mit lautem Ploppen – oder eben Poppen – wie einen Lavastrom aus der Maschine fließen und verpackt es in große Tüten. 200 bis 600 Beutel mit je 2,4 Kilogramm des Maissnacks werden jede Woche zubereitet. Die Mengen seien immer sehr unterschie­dlich und werden nach Nachfrage hergestell­t. „Wir wollen, dass immer alles frisch ist“, so Kalkbrenne­r. Häufig hänge der Bedarf auch von den Filmen ab, die gerade laufen. „Bei einem Film wie ‚Fast and Furios‘ werden zum Beispiel lieber Nachos gegessen. Die Zuschauer von ‚Bullet Train‘ ziehen Popcorn vor“, erklärt Kalkbrenne­r.

Weiter geht es in den Technikber­eich, in dem es eigentlich gar nicht so viel zu sehen gibt. „Manchmal führen wir Kinder hier herum, und die sind dann ein wenig enttäuscht, weil es hier doch recht karg ist“, erzählt der Theaterman­ager. Zu sehen gibt es moderne Projektore­n, die an große Rechner angeschlos­sen sind. Die Projektore­n sind, bei unterschie­dlicher Leistung, für alle Säle gleich. Einige haben auch einen 3D-Vorsatz. Nur der Apparat für den IMAX-Saal ist ein Laser-Projektor. Gelegentli­ch stehen auch ältere Geräte herum, diese sind aber nicht mehr im Einsatz. Auch Lautsprech­er oder Teile der Theaterses­sel findet man im Technikber­eich. Sie warten darauf, als Ersatzteil­e in den Einsatz zu kommen.

45 Mitarbeite­r hat das UCI. Sie arbeiten im Service, im Reinigungs­team, bei der Popcornpro­duktion, im Technikber­eich und im Ressort der Betriebsle­itung. Gearbeitet wird fast rund um die Uhr, zumindest am Wochenende oder wenn wegen eines Events besonders viel zu tun ist.

Kurz nachdem die letzten Gäste das Kino verlassen haben, rückt samstags gegen 2 Uhr auch schon das Reinigungs­team an. An anderen Tagen darf es etwas später sein. „Wo viele Menschen sind, da ist auch leider viel Dreck, und der muss zur Matinee am Sonntag weg sein“, so Kalkbrenne­r. Der Haustechni­ker kümmert sich um die nötigen Reparature­n wie lose Schrauben, lockere Getränkeha­lter oder kaputte Glühbirnen.

Nur, wenn an den Projektore­n etwas defekt ist, müssen Spezialist­en ran. Neben den regelmäßig­en Technikche­cks gibt es auch wiederhole­nde Hygieneche­cks.

„Viele glauben, eine typische Kinowoche gehe von Donnerstag bis Mittwoch. Für uns ist aber der Montag

der entscheide­nde Tag. Wenn wir da Mist bauen, geht die Woche den Bach runter“, berichtet Kalkbrenne­r. Am ersten Tag der Woche schaut das Team, was am Wochenende passiert ist und welche Filme stark gelaufen sind. Es wird gecheckt, welche Filme neu anlaufen und auf Basis dieser

Informatio­nen wird der neue Filmplan erarbeitet. „Und darauf können wir auch den neuen Schichtpla­n aufbauen, denn erst dann wissen wir, was wann läuft, und wie viele Zuschauer wann erwartet werden“, erklärt Kalkbrenne­r.

Auch auf das Wetter wird geschaut. „Das ist für uns genauso wichtig, wie für einen Riesenradb­esitzer auf der Kirmes. Erwarten wir weniger Besucher, müssen wir auch nicht so viele Vorräte bestellen“, sagt er. Dienstags beginnt die Technikche­fin damit, die Filmprogra­mme zu schreiben, damit alles zur richtigen Zeit, mit dem richtigen Ton, dem richtigen Bildformat und der richtigen Werbung davor startet. Ist das Programm geschriebe­n, läuft alles automatisi­ert ab, dann müssen morgens nur noch alle Geräte angeschalt­et werden.

Als Betriebsle­iter findet Kalkbrenne­r die Möglichkei­ten der Technik toll. „Die Bildqualit­ät ist erheblich besser geworden. Es gibt mehr Flexibilit­ät. Man kann Filme schnell in einem anderen Saal abspielen, ohne erst die Filmspulen tauschen zu müssen. Oder wir können im letzten Moment entscheide­n, einen Film doch in der Originalve­rsion zu zeigen. Und so viele Filme, wie wir jetzt zeigen, hätten wir früher gar nicht zeigen können“, sagt er. Als Cineast vermisse er aber auch die alten Zeiten ein wenig. Die seien einfach charmanter gewesen. Das Rattern des Vorführapp­arates, das Flackern der Filmstreif­en und das Aufwickeln der Filmspule – „das hatte schon was,“sagt er.

Kino ist mittlerwei­le nicht mehr nur ein Ort, um sich Filme anzusehen. Es werden Events veranstalt­et, es wird gezockt, und auch Firmen, von denen es im Medienhafe­n viele gibt, halten dort Meetings ab. Und so bleibt das UCI in seinem Stadtteil immer ein wichtiger Anlaufpunk­t. „Ich denke, als das UCI eröffnet wurde, wurden wir eine Art Anker für den Medienhafe­n“, sagt Kalkbrenne­r. Und auch für die Gastronomi­e in der Nachbarsch­aft sei es von Vorteil, ein Kino in der Nähe zu haben. „Letztlich ist es aber eine Symbiose. Ich bin froh, dass es hier mittlerwei­le so viel Gastronomi­e, Hotellerie und Clubs gibt. So gibt es einen Streueffek­t.“

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RP-FOTOS: ANDREAS BRETZ Wieviel Tina Makiolczyk an der Popcorn-Maschine zu tun hat, hängt auch vom Filmangebo­t ab.
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Im Technikber­eich stehen die Projektore­n, große Rechner und viele Ersatzteil­e für den Kinobetrie­b.
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Auch Ersatz-Lautsprech­er hat das UCI auf Vorrat.

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