Wie ein Film die Popcorn-Menge bestimmt
Zu welchem Film passt welcher Snack? Wie und wann wird das Programm gemacht? Wir haben hinter die Kulissen des UCI geschaut.
HAFEN Kinokasse, Verpflegungsstand und Säle, das kennt jeder, der schon mal im Kino war. Aber was passiert dort, wenn das Kino noch geschlossen ist? Und wie sieht es hinter den Kulissen aus? Stephan Kalkbrenner, Theaterleiter des UCI am Medienhafen, weiß es und lädt zu einer kleinen Führung ein.
Als Erstes geht es in einen Bereich, in dem es verführerisch duftet – die Popcorn-Produktion. „Ein paar Kinder haben mich letztens gefragt, warum Popcorn so heißt, wie es heißt. Könnten sie das jetzt hier hören, dann wüssten sie es“, so der Theatermanager. In großen Mengen lässt „Popcornqueen“Tina Makiolczyk das Popcorn mit lautem Ploppen – oder eben Poppen – wie einen Lavastrom aus der Maschine fließen und verpackt es in große Tüten. 200 bis 600 Beutel mit je 2,4 Kilogramm des Maissnacks werden jede Woche zubereitet. Die Mengen seien immer sehr unterschiedlich und werden nach Nachfrage hergestellt. „Wir wollen, dass immer alles frisch ist“, so Kalkbrenner. Häufig hänge der Bedarf auch von den Filmen ab, die gerade laufen. „Bei einem Film wie ‚Fast and Furios‘ werden zum Beispiel lieber Nachos gegessen. Die Zuschauer von ‚Bullet Train‘ ziehen Popcorn vor“, erklärt Kalkbrenner.
Weiter geht es in den Technikbereich, in dem es eigentlich gar nicht so viel zu sehen gibt. „Manchmal führen wir Kinder hier herum, und die sind dann ein wenig enttäuscht, weil es hier doch recht karg ist“, erzählt der Theatermanager. Zu sehen gibt es moderne Projektoren, die an große Rechner angeschlossen sind. Die Projektoren sind, bei unterschiedlicher Leistung, für alle Säle gleich. Einige haben auch einen 3D-Vorsatz. Nur der Apparat für den IMAX-Saal ist ein Laser-Projektor. Gelegentlich stehen auch ältere Geräte herum, diese sind aber nicht mehr im Einsatz. Auch Lautsprecher oder Teile der Theatersessel findet man im Technikbereich. Sie warten darauf, als Ersatzteile in den Einsatz zu kommen.
45 Mitarbeiter hat das UCI. Sie arbeiten im Service, im Reinigungsteam, bei der Popcornproduktion, im Technikbereich und im Ressort der Betriebsleitung. Gearbeitet wird fast rund um die Uhr, zumindest am Wochenende oder wenn wegen eines Events besonders viel zu tun ist.
Kurz nachdem die letzten Gäste das Kino verlassen haben, rückt samstags gegen 2 Uhr auch schon das Reinigungsteam an. An anderen Tagen darf es etwas später sein. „Wo viele Menschen sind, da ist auch leider viel Dreck, und der muss zur Matinee am Sonntag weg sein“, so Kalkbrenner. Der Haustechniker kümmert sich um die nötigen Reparaturen wie lose Schrauben, lockere Getränkehalter oder kaputte Glühbirnen.
Nur, wenn an den Projektoren etwas defekt ist, müssen Spezialisten ran. Neben den regelmäßigen Technikchecks gibt es auch wiederholende Hygienechecks.
„Viele glauben, eine typische Kinowoche gehe von Donnerstag bis Mittwoch. Für uns ist aber der Montag
der entscheidende Tag. Wenn wir da Mist bauen, geht die Woche den Bach runter“, berichtet Kalkbrenner. Am ersten Tag der Woche schaut das Team, was am Wochenende passiert ist und welche Filme stark gelaufen sind. Es wird gecheckt, welche Filme neu anlaufen und auf Basis dieser
Informationen wird der neue Filmplan erarbeitet. „Und darauf können wir auch den neuen Schichtplan aufbauen, denn erst dann wissen wir, was wann läuft, und wie viele Zuschauer wann erwartet werden“, erklärt Kalkbrenner.
Auch auf das Wetter wird geschaut. „Das ist für uns genauso wichtig, wie für einen Riesenradbesitzer auf der Kirmes. Erwarten wir weniger Besucher, müssen wir auch nicht so viele Vorräte bestellen“, sagt er. Dienstags beginnt die Technikchefin damit, die Filmprogramme zu schreiben, damit alles zur richtigen Zeit, mit dem richtigen Ton, dem richtigen Bildformat und der richtigen Werbung davor startet. Ist das Programm geschrieben, läuft alles automatisiert ab, dann müssen morgens nur noch alle Geräte angeschaltet werden.
Als Betriebsleiter findet Kalkbrenner die Möglichkeiten der Technik toll. „Die Bildqualität ist erheblich besser geworden. Es gibt mehr Flexibilität. Man kann Filme schnell in einem anderen Saal abspielen, ohne erst die Filmspulen tauschen zu müssen. Oder wir können im letzten Moment entscheiden, einen Film doch in der Originalversion zu zeigen. Und so viele Filme, wie wir jetzt zeigen, hätten wir früher gar nicht zeigen können“, sagt er. Als Cineast vermisse er aber auch die alten Zeiten ein wenig. Die seien einfach charmanter gewesen. Das Rattern des Vorführapparates, das Flackern der Filmstreifen und das Aufwickeln der Filmspule – „das hatte schon was,“sagt er.
Kino ist mittlerweile nicht mehr nur ein Ort, um sich Filme anzusehen. Es werden Events veranstaltet, es wird gezockt, und auch Firmen, von denen es im Medienhafen viele gibt, halten dort Meetings ab. Und so bleibt das UCI in seinem Stadtteil immer ein wichtiger Anlaufpunkt. „Ich denke, als das UCI eröffnet wurde, wurden wir eine Art Anker für den Medienhafen“, sagt Kalkbrenner. Und auch für die Gastronomie in der Nachbarschaft sei es von Vorteil, ein Kino in der Nähe zu haben. „Letztlich ist es aber eine Symbiose. Ich bin froh, dass es hier mittlerweile so viel Gastronomie, Hotellerie und Clubs gibt. So gibt es einen Streueffekt.“