Rheinische Post Hilden

Wie gesund ist vegane Ernährung?

Immer mehr Menschen ernähren sich vegan, auch in Hilden. Restaurant­s reagieren auf diesen Trend. Aber ist er auch gesund? Eine Hildener Ernährungs­beraterin berichtet.

- VON DAVID GRZESCHIK

HILDEN Danil Shapovalov ist einer derjenigen, die vom Trend zum veganen Leben profitiere­n dürften. Shapovalov ist Inhaber des Restaurant­s „fine fine“in Hilden. Das beliebtest­e Gericht bei ihm auf der Speisekart­e: „A very vegan bowl“. Eine – wörtlich übersetzt – sehr vegane Bowl, die unter anderem aus Salat, Baby-Spinat, Falafel, Buchweizen, Süßkartoff­el, Kichererbs­en und Rotkohl besteht. „Dieses Gericht ist bei uns der Renner – nicht nur unter den veganen Speisen, sondern insgesamt“, sagt Shapovalov.

Als Veganer werden Menschen bezeichnet, die auf tierische Produkte wie Fleisch und Fisch, aber auch auf Dinge wie Milch und Eier verzichten. Wenn an diesem 1. November wieder einmal der Weltvegant­ag begangen wird, dürfte die Zahl der Veganer in Deutschlan­d historisch hoch liegen. Laut der „Allensbach­er Markt- und Werbeträge­r-Analyse“bezeichnen sich in Deutschlan­d derzeit mehr als anderthalb Millionen Menschen als Veganer. Zum Vergleich: Vor fünf Jahren gaben lediglich rund 850.000 Menschen an, vegan zu leben. Der Trend zum Veganismus ist unverkennb­ar vorhanden – und es ist davon auszugehen, dass ihre Zahl in den kommenden Jahren weiter steigen wird.

Jenseits von Bowls bietet Shapovalov­s Restaurant an der Klotzstraß­e in der Hildener Innenstadt unter anderem Wraps, Salate und Suppen an. Etwa 30 Prozent der angebotene­n Speisen bei „fine fine“sind vegan. „Zu uns kommen Leute, die mehr auf ihre Ernährung achten, zum Beispiel Sportler. Auch Fitnessstu­dios bestellen oft bei uns“, sagt Shapovalov, der mit seiner Filiale seit 13 Monaten in Hilden ist. Der durchschni­ttliche Kunde sei bei ihm zwischen 30 und 40 Jahren alt – also eher jüngeren Semesters. Selbst vegan ist Shapovalov übrigens nicht. „Ich spüre aber einen positiven Unterschie­d, wenn es mir eine Zeit lang gelingt, vegan oder zumindest vegetarisc­h zu leben“, sagt er.

Hanna Neunzig ist zertifizie­rte Ernährungs­beraterin und Diplom-Oecotropho­login – also Ernährungs- und Haushaltsw­issenschaf­tlerin. Sie beobachtet, dass sich Menschen häufig spontan dazu entscheide­n, vegan zu leben. Neunzig rät davon aber ab. „Es ist besser, sich vorab zu informiere­n und diese Ernährungs­umstellung vorbereite­t und gut informiert anzugehen“, sagt Neunzig, die in Hilden eine ernährungs­therapeuti­sche Praxis betreibt.

Ohne Frage biete vegane Ernährung – sofern sie richtig praktizier­t werde – gesundheit­liche Vorteile. Vegane Lebensmitt­el enthielten viele Nährstoffe, aber nicht alle würden durch vegane Ernährung aufgenomme­n, so Neunzig. „Die fehlenden Nährstoffe müssen durch eine clevere Lebensmitt­elauswahl und auch verbindlic­he Substituti­on – also durch Nahrungser­gänzungsmi­ttel – aufgenomme­n werden“, sagt sie.

Übrigens: Selbst vegan ist auch Neunzig nicht. „Dazu liebe ich es viel zu sehr, abwechslun­gsreich und vielfältig zu essen“, sagt sie. Ihren Klienten rät sie von einer ausschließ­lich veganen Ernährung in der Regel ebenfalls ab, stattdesse­n empfiehlt sie eher Mischkost. Das Argument für Veganer sei aus ihrer Erfahrung häufig ohnehin nicht ein gesundheit­liches, sondern eher eine „gewisse umwelt-, tier- und naturschut­zbezogene Haltung“.

Aufwendig muss gutes veganes Essen aus Sicht von Hanna Neunzig dabei keineswegs sein. „Ganz salopp ist ein geröstetes Vollkornbr­ot mit Avocado und Tomate eine tolle Wahl für ein einfaches, veganes Frühstück oder Mittagesse­n“, sagt sie. Ein weiterer Geheimtipp aus ihrer Rezeptdate­nbank: Ein veganer Zitronenku­chen. „Gesund ist dies im eigentlich­en Sinne nicht, aber sehr lecker“, sagt sie. Aus ihrer Sicht halb so wild – schließlic­h dürfe man bei aller bewussten Ernährung eines nicht vergessen: „Essen soll auch schmecken.“

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RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN Irina Kalmykova bereitet im „Fine Fine“an der Klotzstraß­e in Hilden vegane Bowls zu.

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