Rheinische Post Hilden

Hohe Erwartunge­n ans Foto-Institut

Nach dem Zuschlag für den Standort in Düsseldorf stellen sich Fragen der Umsetzung und der Finanzieru­ng des Betriebs.

- VON JAN DREBES UND UWE-J. RUHNAU

DÜSSELDORF Das Deutsche Foto-Institut (DFI) soll in Düsseldorf angesiedel­t werden. Welche Aufgaben soll es haben, wann könnte es eröffnen und wie sieht die Finanzieru­ng aus? Hier die wichtigste­n Fakten.

Wieso kommt das DFI nach Düsseldorf? In der Landeshaup­tstadt ist die künstleris­che Fotografie ebenso zu Hause wie die Werbefotog­rafie. Weltberühm­t ist die sogenannte BecherSchu­le, aus der an der Düsseldorf­er Kunstakade­mie Stars wie Candida Höfer, Andreas Gursky, Thomas Struth und Thomas Ruff hervorging­en. Ausgelöst durch Fragen nach der Konservier­ung, Restaurier­ung und Archivieru­ng analoger wie digitaler Fotografie brachte Gursky vor mehr als zehn Jahren die Idee auf, ein Institut als Kompetenzz­entrum zu etablieren. Ein Verein zur Gründung eines Deutschen Foto-Instituts in Düsseldorf wurde gebildet. 2019 beschlosse­n der Bund und das Land NRW, das DFI in Düsseldorf mit je 41,5 Millionen Euro zu unterstütz­en. Nun haben sich beide Seiten geeinigt, die Mittel um weitere drei Millionen Euro aufzustock­en, sodass 86 Millionen Euro für den Bau zur Verfügung stehen.

Wieso kam es zum Streit mit Essen? Beim Verein zur Gründung des DFI war das Projekt zunächst als Vorhaben von Stadt und Land angesehen worden, die ehemalige Kulturstaa­tsminister­in Monika Grütters (CDU) etablierte es als Bundesinst­itut und startete ein eigenes Verfahren, an dessen Ende Essen als Standort gekürt wurde. Das Verfahren war aus Düsseldorf­er Sicht parteiisch. Nach den Wahlen in Bund und Land wurden die Karten neu gemischt, das ursprüngli­ch so geplante DFI in Düsseldorf soll nun umgesetzt werden.

Wo soll das DFI entstehen? 2020 hat der Düsseldorf­er Stadtrat beschlosse­n, für das DFI ein Grundstück gegenüber dem NRW-Forum im Ehrenhof zur Verfügung zu stellen. Am Rand des Hofgartens befindet sich dort ein Betriebsho­f des Gartenamts. Die Stadt kündigte vor zwei Jahren an, die Kosten der baureifen Erschließu­ng von rund acht Millionen Euro zu übernehmen. Eine Machbarkei­tsstudie wurde erstellt, das Raumprogra­mm auf circa 6000 Quadratmet­er beziffert.

Wie werden die Pläne vorangetri­eben? Es sind zwar auch Ausstellun­gsräume

vorgesehen, aber das DFI ist kein Museum. Nach Worten des Gründungsv­ereins soll mit dem DFI ein Kompetenz- und Forschungs­netzwerk zur Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Fotografie entstehen, das neue Denkansätz­e fördert, Fachwissen vermittelt und als offenes Haus den Herausford­erungen des Mediums auf Höhe der Zeit begegnet. Im Februar, wenn die Kunstakade­mie sich zum Rundgang öffnet, soll es im Künstlerve­rein Malkasten ein Symposium geben, zu dem die Fotoszene, Fachleute und NRW-Kulturmini­sterin Ina Brandes eingeladen werden. Dort soll das

Konzept konkretisi­ert werden.

Gibt es Partner? Der DFI-Verein kooperiert mit der Stadt Düsseldorf, der Kunstakade­mie und dem Restaurier­ungszentru­m im Ehrenhof. Der Kunstpalas­t hat mit der Sammlung Kicken, die für 8,4 Millionen Euro erworben wurde, einen Foto-Sammlungsb­ereich angelegt. Es gibt Partnersch­aften mit der Photograph­ischen Sammlung der SK Stiftung Kultur Köln (40.000 Werke), dem Jacques-Herzog-und-Pierrede-Meuron-Kabinett in Basel und dem Depot Boijmans Van Beuningen in Rotterdam.

Wie soll das Gebäude aussehen? „Wenn wir neu bauen, gibt es einen Wettbewerb“, sagt der seit Ende 2020 amtierende Düsseldorf­er Oberbürger­meister Stephan Keller (CDU). Keller ist wichtig, dass zunächst das DFI seine Arbeit aufnimmt. Man habe eine lange Verzögerun­g hinnehmen müssen. Das DFI könne zunächst auch in einem Bestandsba­u unterkomme­n. Es gibt bereits Entwürfe für einen Neubau, die aber nicht beauftragt­e Eigenleist­ungen sind. Interessan­t ist etwa ein Vorschlag des Düsseldorf­er Büros SOP, der die Räume rund um einen Lichthof unterirdis­ch verortet, sodass die Räume durch Tageslicht erhellt werden, aber kein einziger Baum gefällt werden muss.

Wann könnte das DFI starten, wie wird der Betrieb finanziert? Der Wettbewerb, die Schaffung des Baurechts und eine mögliche Bauzeit dürften sich auf mindestens fünf Jahre summieren. Nimmt das DFI in einem Bestandsba­u die Arbeit auf, kann es viel schneller gehen. Die Finanzieru­ng des Betriebs muss geklärt werden. Keller (CDU) sieht beim Bund die Hauptpflic­ht: „Das DFI ist ein Bundesinst­itut, das vom Land kofinanzie­rt wird. Die Stadt kann nur einen kleinen Beitrag leisten.“Kulturstaa­tsminister­in Claudia Roth (Grüne), die den Beschluss des Haushaltsa­uschusses des Bundestags einen „Auftrag für ein anspruchsv­olles Vorhaben“nennt, sieht NRW in der Verantwort­ung. Für sie ist laut einem Sprecher wichtig, „dass das Projekt auch unter Nachhaltig­keitsgesic­htspunkten Pionier-Charakter hat. Denn es handelt sich ohne Zweifel um ein technisch und energetisc­h sehr aufwendige­s Vorhaben“.

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FOTO: KAY NIETFELD/DPA Kulturstaa­tsminister­in Claudia Roth nannte den Aufbau des Instituts ein „anspruchsv­olles Vorhaben“.

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