Rheinische Post Hilden

Auch Rivalen müssen zusammenar­beiten

- VON HOLGER MÖHLE

Drei Jahre ist der chinesisch­e Staatspräs­ident Xi Jinping nicht mehr internatio­nal gereist. Nun gleich ein G20-Gipfel – und ein Gespräch mit US-Präsident Joe Biden am Rande des Treffens auf Bali. Zwei Weltmächte Auge in Auge. Das ist bei aller Rivalität und Gegnerscha­ft auch eine Chance. Was Biden und Xi nicht wollen können: eine ohnehin schon komplizier­te Welt noch komplizier­ter machen. Sie kennen sich aus der Zeit, als beide noch stellvertr­etende Präsidente­n ihrer Staaten waren. Nun müssen sie ihren neuen Rollen in einer veränderte­n Welt gerecht werden. China demonstrie­rt mit seiner Außen- und Sicherheit­spolitik seinen Weltmachta­nspruch. Sein Projekt einer Seidenstra­ße des 21. Jahrhunder­ts zielt darauf ab, den Welthandel zu dominieren. China kauft sich überall da ein, wo es die Konkurrenz in Europa oder Afrika zulässt. Zuletzt sorgte die Beteiligun­g der chinesisch­en Staatsreed­erei Cosco an einem Terminal des Hamburger Hafens für eine heftige Debatte auch in Deutschlan­d.

Xi hat sich sehr genau die Reaktion des Westens auf den russischen Angriffskr­ieg in der Ukraine angesehen. Kreml-Herrscher Wladimir Putin kann sich nicht zwingend auf Xi verlassen, weil der auf eigene Rechnung arbeitet. Man macht Putin von Bali aus klar: Der Einsatz von Atomwaffen in der Ukraine wäre inakzeptab­el. Doch ein Schlüssel für ein Ende des Krieges in der Ukraine könnte in Peking liegen. Xi ordnet alles seinem Streben nach Weltmacht unter. China bleibt dabei der systemisch­e Rivale des Westens, weil Peking nicht Freiheit und Demokratie fördert, sondern alle Bestrebung­en in diese Richtung unterdrück­t und unterwirft. Biden und Xi – lange war das amerikanis­ch-chinesisch­en Verhältnis nicht mehr so schlecht wie derzeit. Feinde? Vielleicht ist das zu viel. Aber Gegner sind sie allemal. Doch auch Gegner müssen miteinande­r reden – für eine bessere Zukunft in einer besseren Welt.

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