Rheinische Post Hilden

Warum eine Orchidee den Namen des Kanzlers trägt

Olaf Scholz macht in Singapur deutlich, dass sich Deutschlan­d stärker wirtschaft­lich auf dem Kontinent engagieren will. Der Dank fällt ungewöhnli­ch aus.

- VON KERSTIN MÜNSTERMAN­N

SINGAPUR

eine Rede, an der auch Wirtschaft­sminister Robert Habeck (Grüne) in den vergangene­n Tagen teilgenomm­en hatten. Die beiden trafen sich für einen kurzen Händedruck, Habeck flog zurück nach Berlin, Scholz setzt seine Reise nach Bali fort. Der Kanzler machte sich erneut, wie zuvor schon bei seinem Besuch in Vietnam, für den Ausbau der Wirtschaft­sbeziehung­en mit anderen asiatische­n Staaten neben China stark und sprach sich für den baldigen Abschluss von EU-Freihandel­sabkommen mit Indien, Indonesien und Australien aus: „Die Asien-Pazifik-Region ist viel mehr als China“, sagte er: „Meine Botschaft ist: Deutschlan­d würde gerne die wirtschaft­lichen Beziehunge­n mit Ihrer Region stärken.“

Scholz betonte, dass er zwar keine Abkopplung von China anstrebt. Der jüngste Parteitag der Kommunisti­schen Partei habe aber verdeutlic­ht, wie sehr sich das Land in den vergangene­n fünf bis zehn Jahren verändert habe: Natürlich bleibe China ein wichtiger Wirtschaft­sund Handelspar­tner, „aber für einen Tango braucht man immer zwei“, so der Kanzler.

Auf dem G20-Gipfel in Indonesien ruhen aufgrund des Krieges in der Ukraine und der unsicheren Weltlage große Erwartunge­n. Allerdings ist bislang unklar, ob es überhaupt eine gemeinsame Abschlusse­rklärung geben wird. Am Montagaben­d sah alles danach aus: Nach Angaben eines westlichen Diplomaten haben sich die Unterhändl­er

der Staats- und Regierungs­chefs auf einen Text verständig­t. Russland ist demnach offensicht­lich bereit, zu akzeptiere­n, dass eine Passage zur Verurteilu­ng des Krieges gegen die Ukraine aufgenomme­n wird. Dem Diplomaten zufolge wird der russische Angriff dabei auch ganz klar als Krieg bezeichnet und nicht wie normalerwe­ise von Putin als militärisc­he Spezialope­ration. Russlands Zustimmung zu dem Textentwur­f gilt als Signal dafür, dass Moskau in der G20-Gruppe nicht mehr auf die

Unterstütz­ung des mächtigen Partners China zählen kann. Das traditione­lle „Familienfo­to“zu Beginn des Gipfels wird wohl ausfallen.

Der russische Präsident hatte die Reise nach Bali nicht angetreten, sondern sich durch Außenminis­ter Sergej Lawrow vertreten lassen. Scholz wiederum landete am Montagaben­d (Ortszeit) auf Bali und begrüßte das Nein von US-Präsident Joe Biden und Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping zum Einsatz von Atomwaffen. Es sei sehr gut, „dass auch die beiden erneut diese Klarheit entwickelt haben, dass der Einsatz von Atomwaffen ausgeschlo­ssen sein soll und eine rote Linie ist, die nicht überschrit­ten werden darf“, sagte der Kanzler nach seiner Ankunft. (mit dpa)

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FOTO: NIETFELD/DPA Bundeskanz­ler Olaf Scholz und Premiermin­ister Lee Hsien Loong bei der Orchideenz­eremonie.

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