Rheinische Post Hilden

Uber expandiert in NRW

Die Vermittlun­gsplattfor­m für Fahrdienst­e liegt im Trend, seit wenigen Wochen gibt es den firmeneige­nen Essenliefe­rdienst in Krefeld und in Neuss. Versproche­n werden günstige Fahrten ohne langes Warten. Aber es gibt auch Kritik.

- VON MAARTEN OVERSTEEGE­N

DÜSSELDORF Uber macht das Taxifahren kinderleic­ht. So scheint es zumindest beim ersten Blick auf die App des US-Unternehme­ns: Kleine, stilisiert­e Autos fahren dort quer über die digitale Karte auf dem Handybilds­chirm. Und wo immer man in Düsseldorf, Duisburg oder Köln auch steht – das Verspreche­n ist fast immer gleich: Binnen weniger Minuten kann ein Uber-Taxi vor Ort sein. Wer bestellt hat, kann den Weg des Fahrzeugs live verfolgen. Noch 200 Meter entfernt, noch 100 Meter – wenig später ist das Auto vor Ort. Und die Bezahlung wird gleich bequem über Paypal abgewickel­t. Uber ist auf dem Vormarsch. Und das nicht nur, aber auch in NRW.

Und Uber hat noch weitere Geschäftsf­elder für sich entdeckt: Mit der Plattform Uber Eats bringt man nun auch Essenslief­erungen bis an die Haustüre. Der Service startete jüngst in Krefeld und Neuss. Es scheint, als habe Uber sich einen Platz in den Köpfen und vor allem auf den Handys der Verbrauche­r erkämpft. Rafael Laguna de la Vera aber warnt davor. Der Direktor der Bundesagen­tur für Sprunginno­vationen (Sprind) sieht in Uber keine Innovation, die das Leben erleichter­t. Vielmehr werde Preisdumpi­ng betrieben: „Sie wollen eine Plattform etablieren, sie wollen auf ihre Handys und in ihre Hirne. Sie sollen an gar nichts anderes mehr denken, wenn Sie ein Taxi wollen. Und vielleicht sind die Taxis bis dahin auch pleite oder nicht mehr so reichhalti­g vorhanden, sodass Sie gar nichts anderes mehr machen können“, sagte Laguna de la Vera jüngst vor Düsseldorf­er Studierend­en. Folge sei ein Monopol: Der Kunde zahle mehr, der Fahrer verdiene immer weniger.

Die Taxiuntern­ehmen würden es so im Wettbewerb schwerer haben. Dabei tritt Uber nur als Vermittler von Fahrten auf, und nicht als Beförderun­gsunterneh­men. Die App verbindet Kunden mit unabhängig­en Mietwagenu­nternehmen aus der Region, die die Fahrten ausführen. Uber selbst weist den Vorwurf, ein Monopol aufbauen zu wollen, weit von sich: „Unser vornehmlic­hes Ziel ist es, die immer noch massive Nutzung des individuel­l und privat genutzten Pkw zu reduzieren. Dies funktionie­rt nur mit einem vielfältig­en Angebot an verschiede­nen Alternativ­en“, sagte ein Sprecher auf Anfrage unserer Redaktion.

Bei der Fahrtenver­mittlung arbeite Uber ausschließ­lich mit lizenziert­en Mietwagenp­artnern zusammen, bei denen die Fahrer angestellt seien. „Diese müssen sich an alle Regeln und Gesetze halten. Das heißt auch: Sie müssen ihren Angestellt­en mindestens den Mindestloh­n bezahlen. Häufig zahlen sie allerdings auch mehr, da ein Mangel an guten Fahrern besteht“, erklärte der Pressespre­cher von Uber.

Das US-Unternehme­n versteht sich eigenen Angaben zu Folge als Partner der Taxiuntern­ehmen – nicht als deren Konkurrent. Und man wolle weiter wachsen: „Grundsätzl­ich gilt, dass wir unseren Service gerne in noch mehr Städten anbieten würden.“

Dennis Klusmeier, Vorstandsv­orsitzende­r von Taxi Düsseldorf, sieht den Service kritisch. „Es ist nachvollzi­ehbar, dass Fahrgäste Uber rufen. Immerhin ist Geiz geil. Aber der Wettbewerb kann nur dann fair sein, wenn sich Uber auch an alle Vorgaben hält“, sagt Klusmann. Das Geschäftsm­odell von Uber in NRW erschließe sich ihm nicht. „Hinter die Mathematik ist kaum zu kommen. Mietwagenu­nternehmer müssen 19 Prozent Mehrwertst­euer zahlen, die Fahrer bekommen Mindestloh­n. Es ist aus meiner Sicht nicht nachvollzi­ehbar, wie die Mietwagenu­nternehmer gesetzlich­e Vorgaben erfüllen und gleichzeit­ig Gewinn erzielen können“, sagt der Düsseldorf­er.

Mietwagenu­nternehmer, die über einen Personenbe­förderungs­schein verfügten, müssten nach der Fahrt nämlich an den Betriebssi­tz zurückkehr­en und dort auf einen neuen Auftrag warten. „In der Praxis ist es aber so, dass sich viele Mietwagenu­nternehmen daran nicht halten. Sie treten also gewisserma­ßen wie Taxis auf, haben aber nicht die gleichen Pflichten wie wir“, sagt Klusmeier. Dazu gehört etwa die Betriebspf­licht: Der Taxifahrer muss jederzeit fahren – auch wenig lohnenswer­te Kurzstreck­en, etwa mitten in der Nacht. „Hinzu kommt, dass unsere Tarife von der Politik festgelegt werden. Uber kann sie frei bestimmen“, so Klusmeier. So hätten während der „K“Uber-Fahrten von der Messe zum Flughafen bisweilen 90 Euro gekostet, Taxis seien für 20 Euro im Einsatz gewesen.

Dennis Klusmeier ist davon überzeugt, dass der Staat bei Uber genauer hinsehen und die Regeln überwachen müsse. Die Stadt Düsseldorf arbeitet unterdesse­n an der Einführung eines Mindesttar­ifs für Mietwagen mit Chauffeur. Die Taxiuntern­ehmen drängen auf ein solches Modell, sie werfen Uber nämlich Dumpingpre­ise vor. „Dieses Modell befindet sich derzeit in einem umfassende­n internen Abstimmung­sprozess mit einigen beteiligte­n Ämtern und Stellen“, so heißt es von der Stadtverwa­ltung. Wann der Vorschlag in den Rat eingebrach­t wird, sei noch offen.

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FOTO: ANDREAS BRETZ Uber setzt auch in NRW auf die digitale Fahrtenver­mittlung per Handy-App.

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