Uber expandiert in NRW
Die Vermittlungsplattform für Fahrdienste liegt im Trend, seit wenigen Wochen gibt es den firmeneigenen Essenlieferdienst in Krefeld und in Neuss. Versprochen werden günstige Fahrten ohne langes Warten. Aber es gibt auch Kritik.
DÜSSELDORF Uber macht das Taxifahren kinderleicht. So scheint es zumindest beim ersten Blick auf die App des US-Unternehmens: Kleine, stilisierte Autos fahren dort quer über die digitale Karte auf dem Handybildschirm. Und wo immer man in Düsseldorf, Duisburg oder Köln auch steht – das Versprechen ist fast immer gleich: Binnen weniger Minuten kann ein Uber-Taxi vor Ort sein. Wer bestellt hat, kann den Weg des Fahrzeugs live verfolgen. Noch 200 Meter entfernt, noch 100 Meter – wenig später ist das Auto vor Ort. Und die Bezahlung wird gleich bequem über Paypal abgewickelt. Uber ist auf dem Vormarsch. Und das nicht nur, aber auch in NRW.
Und Uber hat noch weitere Geschäftsfelder für sich entdeckt: Mit der Plattform Uber Eats bringt man nun auch Essenslieferungen bis an die Haustüre. Der Service startete jüngst in Krefeld und Neuss. Es scheint, als habe Uber sich einen Platz in den Köpfen und vor allem auf den Handys der Verbraucher erkämpft. Rafael Laguna de la Vera aber warnt davor. Der Direktor der Bundesagentur für Sprunginnovationen (Sprind) sieht in Uber keine Innovation, die das Leben erleichtert. Vielmehr werde Preisdumping betrieben: „Sie wollen eine Plattform etablieren, sie wollen auf ihre Handys und in ihre Hirne. Sie sollen an gar nichts anderes mehr denken, wenn Sie ein Taxi wollen. Und vielleicht sind die Taxis bis dahin auch pleite oder nicht mehr so reichhaltig vorhanden, sodass Sie gar nichts anderes mehr machen können“, sagte Laguna de la Vera jüngst vor Düsseldorfer Studierenden. Folge sei ein Monopol: Der Kunde zahle mehr, der Fahrer verdiene immer weniger.
Die Taxiunternehmen würden es so im Wettbewerb schwerer haben. Dabei tritt Uber nur als Vermittler von Fahrten auf, und nicht als Beförderungsunternehmen. Die App verbindet Kunden mit unabhängigen Mietwagenunternehmen aus der Region, die die Fahrten ausführen. Uber selbst weist den Vorwurf, ein Monopol aufbauen zu wollen, weit von sich: „Unser vornehmliches Ziel ist es, die immer noch massive Nutzung des individuell und privat genutzten Pkw zu reduzieren. Dies funktioniert nur mit einem vielfältigen Angebot an verschiedenen Alternativen“, sagte ein Sprecher auf Anfrage unserer Redaktion.
Bei der Fahrtenvermittlung arbeite Uber ausschließlich mit lizenzierten Mietwagenpartnern zusammen, bei denen die Fahrer angestellt seien. „Diese müssen sich an alle Regeln und Gesetze halten. Das heißt auch: Sie müssen ihren Angestellten mindestens den Mindestlohn bezahlen. Häufig zahlen sie allerdings auch mehr, da ein Mangel an guten Fahrern besteht“, erklärte der Pressesprecher von Uber.
Das US-Unternehmen versteht sich eigenen Angaben zu Folge als Partner der Taxiunternehmen – nicht als deren Konkurrent. Und man wolle weiter wachsen: „Grundsätzlich gilt, dass wir unseren Service gerne in noch mehr Städten anbieten würden.“
Dennis Klusmeier, Vorstandsvorsitzender von Taxi Düsseldorf, sieht den Service kritisch. „Es ist nachvollziehbar, dass Fahrgäste Uber rufen. Immerhin ist Geiz geil. Aber der Wettbewerb kann nur dann fair sein, wenn sich Uber auch an alle Vorgaben hält“, sagt Klusmann. Das Geschäftsmodell von Uber in NRW erschließe sich ihm nicht. „Hinter die Mathematik ist kaum zu kommen. Mietwagenunternehmer müssen 19 Prozent Mehrwertsteuer zahlen, die Fahrer bekommen Mindestlohn. Es ist aus meiner Sicht nicht nachvollziehbar, wie die Mietwagenunternehmer gesetzliche Vorgaben erfüllen und gleichzeitig Gewinn erzielen können“, sagt der Düsseldorfer.
Mietwagenunternehmer, die über einen Personenbeförderungsschein verfügten, müssten nach der Fahrt nämlich an den Betriebssitz zurückkehren und dort auf einen neuen Auftrag warten. „In der Praxis ist es aber so, dass sich viele Mietwagenunternehmen daran nicht halten. Sie treten also gewissermaßen wie Taxis auf, haben aber nicht die gleichen Pflichten wie wir“, sagt Klusmeier. Dazu gehört etwa die Betriebspflicht: Der Taxifahrer muss jederzeit fahren – auch wenig lohnenswerte Kurzstrecken, etwa mitten in der Nacht. „Hinzu kommt, dass unsere Tarife von der Politik festgelegt werden. Uber kann sie frei bestimmen“, so Klusmeier. So hätten während der „K“Uber-Fahrten von der Messe zum Flughafen bisweilen 90 Euro gekostet, Taxis seien für 20 Euro im Einsatz gewesen.
Dennis Klusmeier ist davon überzeugt, dass der Staat bei Uber genauer hinsehen und die Regeln überwachen müsse. Die Stadt Düsseldorf arbeitet unterdessen an der Einführung eines Mindesttarifs für Mietwagen mit Chauffeur. Die Taxiunternehmen drängen auf ein solches Modell, sie werfen Uber nämlich Dumpingpreise vor. „Dieses Modell befindet sich derzeit in einem umfassenden internen Abstimmungsprozess mit einigen beteiligten Ämtern und Stellen“, so heißt es von der Stadtverwaltung. Wann der Vorschlag in den Rat eingebracht wird, sei noch offen.