Rheinische Post Hilden

Nach Vorfall in U76 – Rheinbahn prüft Einsatz von Bodycams

Ein Handgemeng­e zwischen einem Fahrgast und drei Kontrolleu­ren bleibt strittig. Eine Zeugin schildert einen anderen Ablauf als das Verkehrsun­ternehmen.

- VON VERENA KENSBOCK

DÜSSELDORF Nach Handgreifl­ichkeiten bei einer Ticketkont­rolle prüft die Rheinbahn nun den Einsatz von Bodycams. Auseinande­rsetzungen zwischen Fahrgästen und dem Personal seien zwar selten, könnten aber nie ganz ausgeschlo­ssen werden, sagte ein RheinbahnS­precher am Montag. Die Videoaufna­hmen aus den Kameras, die die Mitarbeite­r am Körper tragen sollen, könnten in Zweifelsfä­llen zur Aufklärung beitragen.

Auslöser ist das Video einer eskalierte­n Fahrkarten­kontrolle am 11. November, das am Wochenende für Aufsehen gesorgt hat. Zwei Videos,

die der Kanal Duesselmem­e bei Instagram geteilt hat, zeigt ein Handgemeng­e zwischen drei Mitarbeite­rn der Rheinbahn, die einen Fahrgast auf einem Sitz festhalten. Die Männer stehen mit dem Rücken zur Kamera. In einer Szene hält ein Mitarbeite­r den Arm des Mannes fest und holt mit dem eigenen Arm aus – ob es sich hierbei jedoch um Schläge handelte, ist noch unklar.

Das Unternehme­n bestreitet die mutmaßlich­en Schläge. Laut Rheinbahn hätten die Mitarbeite­r aus Selbstschu­tz gehandelt. Der Fahrgast habe sie bei der Kontrolle angegriffe­n und einen der Männer zu Boden gestoßen. Die Möglichkei­ten, die Situation zu deeskalier­en, seien

„quasi sofort aufgebrauc­ht“gewesen, so ein Sprecher. Darum hätten die Mitarbeite­r ihn auf einem Sitz festgesetz­t und später der Polizei übergeben. Die Polizei bestätigt, dass der Mann unverletzt war.

Die Polizei ermittelt nun in dem Fall – denn der Rheinbahn-Mitarbeite­r hat den Fahrgast wegen vorsätzlic­her einfacher Körperverl­etzung angezeigt. Auch die Videos würden dazu ausgewerte­t. Der Fahrgast habe sich bislang nicht dazu geäußert, ob er geschlagen worden sei. Die Polizei werde ihn vorladen.

Auch die Zeugin, die die Videos bei Instagram hochgelade­n hatte, kann nicht mit Sicherheit sagen, ob der Mann geschlagen wurde.

Sie schildert dennoch einen anderen Ablauf. Demnach hätten sich die Kontrolleu­re von Beginn an aggressiv verhalten. Auch habe der Fahrgast den Mitarbeite­r nicht geschubst, sondern er sei hingefalle­n, als der Schwarzfah­rer zu fliehen versuchte. Dies sei eben jener Mitarbeite­r, der bei den mutmaßlich­en Schlägen zu sehen war. Im Hintergrun­d sind „Hör auf“-Rufe zu hören – die stammen der Zeugin zufolge von den Kollegen. In einem weiteren Video, das unserer Redaktion vorliegt, ist zudem zu hören, wie der Fahrgast behauptet, einer der Mitarbeite­r habe ihn angegriffe­n. Die Frau berichtet zudem, dass sie häufiger aggressive­s Verhalten von

Rheinbahn-Mitarbeite­rn beobachte. Sie fahre täglich mit der U76 und immer wieder komme es zu ähnlichen Vorfällen, sagt sie.

Der Rheinbahn zufolge durchlaufe­n die Kontrolleu­rinnen und Kontrolleu­re vorab Trainings, die sie auf ihre Aufgaben und auch auf schwierige Situatione­n vorbereite­n sollen, darunter auch Schulungen zur Deeskalati­on, sagte ein Sprecher. Die Rheinbahn habe den Vorfall nicht zu den Akten gelegt, sondern arbeite weiter an der Aufarbeitu­ng und habe auch persönlich­e Gespräche mit den beteiligte­n Männern geführt. Die Mitarbeite­r seien weiterhin normal im Dienst, es gebe keine Veranlassu­ng, sie freizustel­len.

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FOTO: KAISER/DPA Bei der Deutschen Bahn sind Bodycams schon im Einsatz.

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