Ausbildungsmarkt erholt sich langsam
Unternehmen schreiben insgesamt weniger Stellen aus, Jugendliche suchen Alternativen zur Ausbildung.
HILDEN/HAAN (RP) Die Chancen auf dem Ausbildungsmarkt sind für die Jugendlichen weiterhin sehr gut – das ist die Bilanz des Ausbildungsmarktes 2022, die die Arbeitsagentur sowie die Handwerks- und Industriekammer nun vorgestellt haben. Die Zahlen zeigten jedoch auch, dass der Ausbildungsmarkt sich von seinem Einbruch im Jahr 2020 noch nicht vollständig erholt habe: Die Unternehmen schrieben insgesamt weniger Ausbildungsstellen aus, nicht wenige Jugendliche zogen einen weiteren Schulbesuch oder andere Alternativen einer Ausbildung vor. Dieser Trend setze sich im aktuellen Ausbildungsjahr in abgeschwächter Form fort.
Unternehmen aus dem Kreis Mettmann meldeten im Ausbildungsjahr demnach 2331 Ausbildungsstellen beim Arbeitgeber-Service von Arbeitsagentur und Jobcenter. Das seien 51 Stellen oder 2,2 Prozent mehr als im Ausbildungsjahr zuvor. Dem stünden 2658 Bewerber und Bewerberinnen gegenüber, die sich im Laufe des Ausbildungsjahres bei den Berufsberatungen gemeldet hätten. Das waren laut Mitteilung 83 Jugendliche oder 3,2 Prozent mehr als im Ausbildungsjahr zuvor. Zurzeit seien noch 199 junge Frauen und Männer auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle. Gleichzeitig wären noch 202 Ausbildungsplätze unbesetzt.
„Nach der Corona-Delle hat sich der Ausbildungsmarkt in Düsseldorf und im Kreis Mettmann stabilisiert. Die Ausbildungsbereitschaft der Handwerksbetriebe ist weiterhin sehr hoch“, erklärt Christian Henke, Geschäftsführer der auch für Hilden und Haan zuständigen Handwerkskammer Düsseldorf: „Deshalb hätten bei geeigneten Bewerberinnen und Bewerbern auch noch weit mehr Lehrstellen besetzt werden können. Aktueller Boom-Beruf ist der Anlagenmechaniker SanitärHeizung-Klimatechnik.“
Karl Tymister, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Mettmann, erklärt: „Die Richtung
stimmt bei der Entwicklung auf dem Ausbildungsmarkt im Kreis Mettmann. Die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen liegt leicht über der des Vorjahres und auch die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber hat etwas zugenommen. Tatsächlich ist und bleibt eine duale Ausbildung für sehr viele junge Menschen der ideale Karrierestart und hält alle späteren Aufbaumöglichkeiten offen. Die duale Ausbildung versorgt die Unternehmen mit den dringend benötigten Fachkräften. Dabei hat sich der Markt inzwischen zugunsten der jungen Menschen gedreht: Gute Betriebe bewerben sich bei ihren Nachwuchskräften.“
Ein Beispiel aus Hilden. Birgit Kugler ist Geschäftsführerin und
Ausbilderin der Firma Kugler Alarm in Hilden, die Kaufleute für Büromanagement und Informationselektroniker ausbilden: „Über die Aktion ,Bei Anruf Praktikum‘ der Arbeitsagentur haben wir unseren TopAzubi gefunden. Als Unternehmen müssen wir bei der Nachwuchsgewinnung neue Wege gehen. Unsere Nachwuchskräfte bereichern uns. Sie sind nicht nur unsere Fachkräfte von morgen, sondern heute bereits unsere Digitalisierungsscouts. Gemeinsam finden wir im Rahmen eines Azubiprojekts heraus, wo im Betrieb Potenzial für Digitalisierung steckt. So steigern wir auch unsere Attraktivität als Ausbildungsbetrieb.“
Kuglers Azubi heißt Moritz Mainzer und macht eine Ausbildung zum Informationselektroniker: „Das Praktikum bei der Firma Kugler Alarm hat schon super gepasst und viel Spaß gemacht. Meine Ausbildung ist sogar noch besser. Kein Tag ist wie der andere. Besonders gut gefällt mir, dass ich viel rumkomme und andere Firmen und viele Leute kennenlerne. Wir haben Wartungsverträge mit großen Firmen. Ich gehe mit auf Montage und wir installieren beispielsweise Bewegungsmelder, Rauchmelder oder Alarmanlagen. Der Kontakt zu den Kunden ist der absolute Hammer.“