Frauen-Union besucht Credo-Stahlwaren
Während einer Unternehmensführung bekamen die Teilnehmerinnen einen Einblick in die Herstellung von Maniküreund Pediküre-Werkzeugen.
HAAN Gabriele Kracht zeigt auf ein Metallband, das durch eine lange Maschine geführt wird. Wer genauer hinschaut, kann erkennen, dass dieses Band aus lauter einzelnen Klingen besteht, die Rasierklingen nicht unähnlich sind. „Wir produzieren die Klingen hier von Geburt an“, erklärt die Inhaberin der Firma Credo den aufmerksam lauschenden Damen. In dieser Klingenschleifanlage bekommen die Klingen sozusagen den letzten Schliff. Und das noch doppelt. „Im Prinzip ist das wie bei normalen Rasierklingen“, erklärt Gabriele Kracht. „Hier bekommen sie einen Doppelschliff.“
Die Credo-Klingen haben eine Stärke von 0,15 Millimeter, wobei hier auch Klingen von 0,13 Millimeter Stärke für andere Firmen produziert werden. „Die Klingen laufen durch Schleifsteine“, sagt Kracht. Der Schleifvorgang erfolgt mit Wasser. Sind die Klingen durch die Maschine gelaufen, werden sie hinten gebrochen und die einzelnen Klingen dann in Ständern gestapelt. Diese hochmoderne Maschine läuft täglich. Doch auch eine ältere Maschine steht noch in der Halle, die Gabriele Kracht gerne erklärt. „Diese Schleifmaschine ist von 1928.“Derzeit ist sie nicht mehr im Einsatz. „Die Neue ist so schnell.“Mittels Leder werden die Klingen poliert, wobei sie hier nur einen einfachen Schliff erhalten.
Gabriele Kracht kennt jeden Produktionsvorgang in ihrem Unternehmen, das bereits 1924 in Solingen gegründet wurde. Sie selbst führt es in vierter Generation bereits seit über dreißig Jahren. Im Jahr 2015 ist sie mit dem
Unternehmen von Solingen nach Haan umgesiedelt, vor zwei Jahren übernahm Tochter Nadine die Geschäftsführung der Credo Handelsgesellschaft. Ein Unternehmen ganz in Frauenhänden. Genau das, was die Teilnehmerinnen an der Unternehmensführung, zu der die Frauen-Union Haan eingeladen hatte, interessiert. „Wir schauen, wo sind Frauen“, verrät Annette Braun-Kohl, „und dann versuchen wir, uns einzuladen.“
So hat die Frauen-Union bereits unterschiedliche, von Frauen geführte Unternehmen besichtigt. „Wir waren bei der Felsenquelle,
in einem Opel-Autohaus, bei Stampfer Anlagenbau“, zählt Annette Braun-Kohl auf. „Alles keine typischen Frauenberufe.“Und Vorsitzende Brigitte Heuser fügt hinzu: „Mama-rockt steht noch auf unserer Agenda.“
Was genau ist es, das die FrauenUnion reizt? „Wir wollen Firmen besuchen, die Familie und Beruf zusammenbringen“, erklärt Renate von der Ahe. Die Besichtigungen hätten bisher eins ganz deutlich gezeigt. „Wie flexibel Arbeitgeber und Arbeitnehmer oft sein können, wenn sie miteinander reden“, sagt Renate von der Ahe, „vor allem in mittelständischen Unternehmen. Es gibt da viel Verständnis auf beiden Seiten.“
So auch bei Credo, denn hier ist nicht nur die Geschäftsführung in Frauenhand. Von den knapp 50 Mitarbeitern sind 80 Prozent Frauen. Das ist möglich durch die familien- und frauenfreundliche Unternehmenskultur, die Gabriele Kracht bei Credo etabliert hat. Für diese Unternehmensführung wurden Gabriele und Nadine Kracht 2021 von Competentia Nordrhein-Westfalen, dem Kompetenzzentrum Frau und Beruf, ausgezeichnet.