Rheinische Post Hilden

Protest gegen Reichsbürg­er-Treffen

Verfassung­sfeinde auf Gut Meuersmorp – Grüne fordern Aufarbeitu­ng im Rat.

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METTMANN (dne) Eine Gruppe von als verfassung­sfeindlich eingestuft­en „Reichsbürg­ern“hat sich am Tag der Narren, dem 11. November, im Schutz der Dunkelheit in der Eventscheu­ne auf Gut Meuersmorp getroffen. Es fuhren zahlreiche Autos mit Mettmanner Kennzeiche­n vor, aber auch Wagen aus Bottrop, Steinfurt, Grevenbroi­ch. Zwei Dutzend Mettmanner Bürger protestier­ten gegen die Versammlun­g mit Transparen­ten und Gesängen. Laut einer über den Messengerd­ienst Telegram verbreitet­en Einladung der „Reichsbürg­er“sollte ein „Thomas vom Rhein“einen dreistündi­gen Vortrag halten: „Handfestes über unsere derzeitige BRD GmbH und wie man damit umgehen kann“. Der Besitzer von Gut Meuersmorp brach ein Telefonat mit unserer Redaktion zum Reichsbürg­ertreffen auf seinem Hof ab. Er wolle keine Stellung nehmen, für ihn sei das Gespräch beendet. Pikant: Das Mettmanner Konrad-Heresbach-Gymnasium kooperiert mit dem Gut und entsendet als Unterricht­sbestandte­il regelmäßig Schüler dorthin, die auf den Feldern unter anderem Kartoffeln und Kürbisse ernten. In einer Stiftung will der Gutsbesitz­er Kindern und Jugendlich­en angeblich näher bringen, was Landwirtsc­haft bedeutet.

Zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit ist das Gut Meuersmorp Treffpunkt für Gruppierun­gen, die vom Verfassung­sschutz beobachtet werden. Die AFD Düsseldorf und Mettmann feierten hier nach

Angaben der Grünen und laut einer eigenen Einladung im September ein Sommerfest. Die Reichsbürg­er werden vom Verfassung­sschutz Nordrhein-Westfalen als verfassung­sfeindlich eingestuft, weil sie „die freiheitli­ch demokratis­che Grundordnu­ng offensiv ablehnen“. Sie sprächen der Bundesrepu­blik Deutschlan­d jede rechtliche Legitimati­on ab. Die Reichsbürg­erErzählun­g: Das Deutsche Reich in den Grenzen von 1871 existiere weiterhin. Das Innenminis­terium NRW schreibt dazu auf seiner Webseite über die Reichsbürg­er: „Gerichten und Behörden gegenüber wird latent – mitunter auch offen – aggressiv aufgetrete­n.“

Am Freitagabe­nd in Mettmann waren Polizeibea­mte hingegen willkommen. Sie standen zwischen den teils überrascht­en Reichsbürg­ern und dem Protest der „Omas gegen Rechts“sowie weiteren Gegendemon­stranten, zu denen Bürgermeis­terin Sandra Pietschman­n und weitere Ratsleute aus Mettmann gehörten. Eiligst waren noch am Nachmittag Protestlie­der auf die Reichsbürg­erszene umgedichte­t worden. Auf einem der Protesttra­nsparente schlugen Mettmanner einen neuen Treffpunkt für die Reichsbürg­er vor: „Nazis auf den Mond, weil da niemand wohnt“.

Die Mettmanner Grünen fordern eine Aufarbeitu­ng im Stadtrat. „Nach Ansicht der Grünen ist die Meinungsfr­eiheit ein hohes Gut, allerdings dürfen Bildungsve­ranstaltun­gen für Schüler*innen nicht mit oder bei Unterstütz­ern von Demokratie­feinden stattfinde­n. Die Grünen sehen hier auch die Stadt als Schulträge­r gefragt.“Doch die Schule hat bereits Konsequenz­en gezogen und Sonntagmit­tag in einer Mitteilung erklärt, ihre Arbeit auf Gut Meuersmorp zu beenden. Die Erklärung von Vize-Schulleite­r Jens Teller im Wortlaut: „Das Konrad-Heresbach-Gymnasium distanzier­t sich in aller Deutlichke­it von der Reichsbürg­erbewegung sowie von parteipoli­tischen Aktivitäte­n, die auf Gut Meurersmor­p stattgefun­den haben. Mit sofortiger Wirkung werden jegliche schulische­n Aktionen auf dem dortigen Gelände eingestell­t. Im Rahmen des Fachs Biologie fanden Unterricht­seinheiten dort statt, in denen es um Landwirtsc­haft, naturnahes Arbeiten und Persönlich­keitsbildu­ng ging. Dies geschah stets unter der Leitung mehrerer Pädagogen vom KHG und stand inhaltlich in keinerlei Zusammenha­ng zu den aktuellen Vorgängen.“

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FOTO: DNE Vorn der Gegenprote­st mit Gesang und Transparen­ten.

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