Rheinische Post Hilden

Haftstrafe für Erkrather Brandstift­er

- VON SABINE MAGUIRE

ERKRATH/WUPPERTAL Keine Kosten und Mühen hat das Gericht gescheut, um den Brand in einer Tiefgarage „Am Maiblümche­n“in Unterfeldh­aus aufzukläre­n. Damals hatte es einen Nachbarn gegeben, dem der nun angeklagte Erkrather noch am Tatort gesagt haben soll, dass er das Auto seines Bruders in Brand gesteckt habe.

Der Amtsrichte­r hatte den Zeugen vorladen lassen, der aber war nicht gekommen. Noch aus dem Saal wurde dessen polizeilic­he Vorführung angeordnet, aber auch das gelang nicht. An seiner Wohnanschr­ift war der Nachbar nicht anzutreffe­n – irgendwann war klar, dass er sich in Polen um seine Mutter kümmern würde. Das Gericht lud ihn erneut, zum zweiten Verhandlun­gstag reiste er an. Seine Vernehmung dauerte nur wenige Minuten, und dennoch war er wohl der entscheide­nde Belastungs­zeuge. Zumindest war er im Mai der erste, der die Rauchwolke aus der Tiefgarage gesehen hatte.

Um 18.04 Uhr rief er die Feuerwehr und während er noch auf seinem Balkon stand, soll ihm der Angeklagte von der 4. Etage aus zugerufen haben, dass er den Brand gelegt habe. Das gleiche soll er später auf der Straße wiederholt haben, so hatte es am ersten Verhandlun­gstag auch eine Polizeibea­mtin ausgesagt, die er mit den Worten empfangen habe: „Ich war das. Ich habe das Auto abgefackel­t.“Er habe das doch vorher schon angekündig­t, und nun habe er es eben gemacht. Er würde immer das machen, was er sagt. Tatsächlic­h soll unter anderem diese Ankündigun­g des Erkrathers am Tag vor dem Brand zu dessen Einweisung in die Psychiatri­e geführt haben. Mit dem Ergebnis, dass er noch am selben Abend wieder entlassen worden sein soll.

Am Folgetag stand dann das Auto seines Bruders in Flammen, seit Jahren schon soll es Streit zwischen den Brüdern gegeben haben. Der Angeklagte spricht von Stalking, er habe sich von seinem Bruder verfolgt und bedroht gefühlt. Tatsächlic­h soll es wohl so gewesen sein, dass der abgefackel­te Corsa dem damals obdachlose­n Bruder des 39-Jährigen als Unterschlu­pf gedient haben soll.

Am Morgen nach der Einweisung und sofortigen Entlassung aus der Psychiatri­e will der Angeklagte auf der Polizeiwac­he versucht haben, seinen Bruder anzuzeigen. Man habe ihn angeblich rausgeworf­en, jedenfalls habe ihm niemand die Stalkingvo­rwürfe geglaubt. Eigentlich

habe er nur erreichen wollen, dass ihm sein Bruder fernbleibt. Als das nicht gelungen sei, habe er angefangen zu trinken. Zwischendr­in auch „mit den Russen“, am späten Nachmittag sollen es dann acht Flaschen Bier und zwei Flaschen Wein gewesen sein.

Schon in den Tagen vor dem Brand war der Angeklagte auffällig geworden. Am 4. Mai soll er in eine Prügelei an einer Tankstelle verwickelt gewesen sein und dazu auch noch den Notruf missbrauch­t haben. Einen Tag später soll er mit zwei Promille im Blut zwei Personen bedroht haben. Am Folgetag hatte eine „Störung des öffentlich­en Friedens“, die Einweisung in die Psychiatri­e und nach der Entlassung die Brandstift­ung in der Tiefgarage.

Den drei angerückte­n Löschzügen war damals schwarzer Rauch entgegenge­schlagen. In den Treppenräu­men und Wohnungen des Wohnkomple­xes reichten Belüftungs­maßnahmen aus, anders hatte sich die Lage in der Tiefgarage mit dem brennenden Pkw dargestell­t. Die Rauchbildu­ng war so stark, dass man zur Unterstütz­ung die Berufsfeue­rwehr Düsseldorf mit einem Großlüfter anfordern musste. Der Wert des Autos wurde mit 500 Euro beziffert, die Höhe des Sachschade­ns in der Tiefgarage lag bei 40.000 Euro. Verletzt wurde niemand. Dem Brandstift­er hat die vom Gericht hinzugezog­ene, psychiatri­sche Sachverstä­ndige eine vermindert­e Schuldfähi­gkeit attestiert. Nun wurde er zu einem Jahr und 10 Monaten Haft verurteilt.

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FOTO: JENS KALAENE/DPA-ZENTREALBI­LD/DPA Der Erkrather zündete ein Auto an.

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