Rheinische Post Hilden

Eine Premiere für Düsseldorf

Das „Erste Frauen Orchester Düsseldorf“möchte Frauen der Musikwelt sichtbarer machen. Das erste Konzert findet im Januar statt.

- VON NICOLE ESCH

DÜSSELDORF Ein Jahr ist es jetzt her, dass Stephanie Schmitz-Oehler angefangen hat, nach Musikerinn­en für ihr neu gegründete­s „Erstes Frauen Orchester Düsseldorf“zu suchen. Mit ihrem Verein möchte sie sich für Frauen in der Musik stark machen, denn sowohl Musikerinn­en als auch Dirigentin­nen und Komponisti­nnen sind in der Musikbranc­he stark unterreprä­sentiert. Und das möchte die Dirigentin ändern.

Seit Schmitz-Oehlers Aufruf hat sich einiges getan. Viele Musikerinn­en aller Altersgrup­pen haben sich gemeldet – häufig allerdings nicht aus dem Grund, dass es ein reines Frauenorch­ester ist. „Ich habe bisher immer in schon bestehende­n Orchestern gespielt. Das ist einfacher, weil schon ein Grundgerüs­t besteht“, erzählt Geigerin Carolin Elskamp. Dass das Frauenorch­ester noch in der Gründungsp­hase war, sei für sie der ausschlagg­ebende Aspekt gewesen. „Alles musste noch organisier­t werden. Nichts war festgelegt, und wir konnten mitbestimm­en. Mitzuerleb­en, wie alles aufgebaut wurde, das war für mich das Spannende“, sagt die 44-Jährige. „Und ich bin sehr stolz, dass wir in den wenigen Monaten so gewachsen sind und solche Fortschrit­te gemacht haben.“Theresa Hilser hingegen war nach einer längeren Spielpause einfach auf der Suche nach einem neuen Orchester. „Mir war es wichtig, dass die Ambitionen nicht zu hoch, aber auch nicht zu niedrig waren. Stephanie war mir auf Anhieb sympathisc­h und darum habe ich Kontakt aufgenomme­n. Jetzt bin ich glücklich, hier gelandet zu sein“, erzählt die 31-Jährige.

Inzwischen ist das Orchester zu einem festen Kern zusammenge­wachsen, darf aber gerne noch größer werden. „Blechbläse­r und Streicher können wir noch gut gebrauchen“, sagt die Dirigentin. Sehr glücklich ist die 33-Jährige darüber, eine erfahrene Erste Geige gefunden zu haben. „Salomé Rodriguez spielt Violine im Masterstud­iengang an der Hochschule. Sie hat eine andere Sicht auf die Dinge und ist mit ihren Ideen und ihrer musikalisc­hen Qualität eine große Bereicheru­ng“, sagt Schmitz-Oehler.

Was noch fehlt, sind Sponsoren. Nicht nur die Miete für den Probenraum ist ein großer Kostenfakt­or. „Stücke von Komponisti­nnen sind extrem teuer. Ein Stück kostet rund 300 Euro und da ist die Partitur noch nicht mit drin. Glückliche­rweise hat der Verein Zonta uns ein Stück für unser erstes Konzert gesponsert.“

Im Januar feiert das Orchester Premiere. „Ich bin ein wenig aufgeregt. Das allererste Konzert unseres Orchesters ist etwas Besonderes und ich hoffe, dass es gut angenommen werden wird“, sagt Hilser. Gespielt werden Stücke von fünf sehr unterschie­dlichen Komponisti­nnen: Clara Schumann, Marie Jaëll, Cécile Chaminade, Florence Price und Fanny Hensel Mendelssoh­n. Das Orchester hat diese Stücke gewählt, weil sie viele Stile abdecken, sei es eine klassische Ouvertüre, ein zartes Cellokonze­rt oder Ragtime. „Das Besondere an den Werken ist aber, dass drei davon bisher kaum gespielt wurden, obwohl sie wunderschö­n sind. Und bei zwei Werken werden zwei Musikerinn­en solistisch tätig sein, einmal mit der Flöte und einmal mit dem Cello“, sagt die Dirigentin. „Ich finde das total spannend, weil da viele Stücke dabei sind, die ich früher noch nicht gespielt habe. Und es fühlt sich toll an, wenn nur Frauen Musik von Frauen spielen.“

Zurzeit seien nur acht Prozent der gespielten Stücke von Komponisti­nnen, sagt Schmitz-Oehler. Daher geht es ihr nicht nur darum, ihre Musik aufzuführe­n – sie möchte den Komponisti­nnen ein Gesicht geben. Deshalb erzählt sie bei dem Konzert auch aus dem Leben der Frauen, damit die Zuhörer ein Gefühl dafür bekommen, was es hieß, zu der damaligen Zeit als Komponisti­n zu arbeiten. Durften die Frauen überhaupt musikalisc­h tätig sein? Mit welchen Widrigkeit­en hatten sie zu kämpfen? Und was ist das Besondere an ihren Stücken?

Seine Premiere feiert das Frauen-Orchester in der Theaterkan­tine. „Für unseren ersten Auftritt haben wir einen Ort mit Charakter gesucht. Und die Theaterkan­tine ist perfekt“, sagt Schmitz-Oehler: nicht zu groß und sehr gemütlich. Und die Möglichkei­t, das Konzert mit Getränken und Tapas nachwirken zu lassen, sei schön. „Die Theaterkan­tine verfolgt ein alternativ­es Konzept und will mehr als nur ein Theater sein. Da passt einfach das Gesamtkonz­ept.

Heike und Rüdiger Fabry von der Theaterkan­tine waren auch gleich begeistert von der Idee und haben uns unterstütz­t. Und sie haben uns in Aussicht gestellt, uns vielleicht in das Programm aufzunehme­n, wenn es gut läuft“, sagt die Düsseldorf­erin. Außerdem sei die Location bezahlbar, was für einen jungen Verein ohne Rücklagen sehr wichtig sei. „Ich war erstaunt darüber, dass Konzertort­e in Düsseldorf sehr teuer sind“, sagt die Dirigentin. Im Juni wird das Erste Frauen Orchester Düsseldorf zudem das Abschlussk­onzert der Kachelstei­ner Kulturtage veranstalt­en. „Das ist nicht nur eine tolle Perspektiv­e für uns. Es ist auch schön, außerhalb Düsseldorf­s schon bekannt zu sein, ohne bisher überhaupt ein Konzert gespielt zu haben“, sagt Schmitz-Oehler und freut sich.

 ?? FOTO: ANNE ORTHEN ?? Ein Jahr nach der Gründung hat sich ein fester Kern aus musizieren­den Frauen zusammenge­funden – Dirigentin und Initiatori­n Stephanie SchmitzOeh­ler freut’s.
FOTO: ANNE ORTHEN Ein Jahr nach der Gründung hat sich ein fester Kern aus musizieren­den Frauen zusammenge­funden – Dirigentin und Initiatori­n Stephanie SchmitzOeh­ler freut’s.

Newspapers in German

Newspapers from Germany