Rheinische Post Hilden

Kreis lässt Umbau der neuen K5 platzen

Die bisher vorgelegte Planung für Martin-Lutherund Turnstraße soll nicht umgesetzt werden, teilte Landrat Thomas Hendele (CDU) am Dienstag mit.

- VON PETER CLEMENT

HAAN Große Bauprojekt­e haben meist eines gemeinsam – es gibt immer einen oder mehrere Punkte, die nicht jedem gefallen. Dass aber ein Umbauproje­kt von der Größenordn­ung (4,5 Millionen Euro), wie es der Kreis Mettmann für die Martin-Luther-Straße und die Turnstraße vorgesehen hatte, in sämtlichen Punkten ausschließ­lich negative Auswirkung­en für alle Beteiligte­n hat, ist denn doch außergewöh­nlich.

Insofern überrascht es nicht, dass Landrat Thomas Hendele in einer kurzfristi­g angesetzte­n Pressekonf­erenz jetzt den kompletten Ausstieg aus dem Projekt ankündigte: Demnach wird es weder ein Einbahnstr­aßenpaar geben, noch wird am derzeitige­n Zuschnitt der Straßen und Gehwege etwas verändert: „Wir werden lediglich die Fahrbahnde­cken sanieren“, kündigte Hendele an. Mehr nicht. Der Kreistag muss dem Vorschlag der Kreisverwa­ltung noch zustimmen.

Wie kam es zu der Entscheidu­ng? Nach vielen Jahren Debatten und der letztlich erfolgten Umwidmung der Martin-Luther-Straße zur Kreisstraß­e hatte das beauftragt­e Ingenieurb­üro Runge im Juni vergangene­n Jahres mit der Entwurfspl­anung begonnen. Wesentlich­er Bestandtei­l sei zum Abschluss eine Überprüfun­g der Leistungsf­ähigkeit der Knotenpunk­te, stellte der Landrat fest. Die sei im August dieses Jahres gelaufen: „Die Planungen zielten darauf ab, eine klare Verbesseru­ng der

Verkehrssi­tuation zu erreichen“, sagte Hendele, tatsächlic­h aber zeigten die Leistungsf­ähigkeitsb­erechnunge­n, „dass die Umsetzung der Planung zu einer Verschlech­terung aller Verkehrste­ilnehmer führen würde – Autofahrer, Radfahrer und Fußgänger“.

Warum erst jetzt diese Überprüfun­g? Immerhin war das Gutachten bereits im Frühjahr im Rahmen einer Bürgerbete­iligung präsentier­t worden. „Aufgrund der Pandemiela­ge konnten belastbare, aktuelle Verkehrszä­hlungsdate­n erst 2022 erhoben werden“, erläuterte Stephan Kopp, der Technische Dezernent des Kreises. Was die Umsetzung vor dem Hintergrun­d dieser Daten bedeuten würde, machte Kopp an einigen Beispielen deutlich. Hier eine kleine Auswahl:

– Die Umlaufzeit­en an den Ampeln der Kaiserstra­ße müssten von 90 auf 100 Sekunden erweitert werden. Das wiederum würde zu weiteren Untersuchu­ngen an zehn Knotenpunk­ten der B228 führen. Außerdem würde die Leistungsf­ähigkeit der Anlage für Fußgänger auf Stufe F (ungenügend) abrutschen.

– Der Linksabbie­gerstreife­n Richtung Solingen müsste auf 100 Meter verlängert werden. Das bedeutet, dass die rote Asphaltflä­che, die von Fußgängern zum Queren der Kaiserstra­ße genutzt wird, entfällt.

– Um langen Rückstau zu vermeiden, muss die Turnstraße ab der Kirchstraß­e zweistreif­ig ausgebaut werden. Aus Platzgründ­en müssten Fahrbahn und Gehweg enger werden. Dadurch könnten zwei Sattelzüge aufgrund der leicht kursiven Straßenach­se nicht mehr gleichzeit­ig abbiegen und müssten sich hintereina­nder aufstellen. Das Aus für den Radstreife­n an der Kirchstraß­e. Was sagen Anwohner? ln einer ersten Reaktion dankten Anwohner der Turnstraße, die von Gehwegsver­engungen betroffen wären, allen, „die mitgeholfe­n haben, den Druck aufrechtzu­erhalten“. Die aus einer Bürger-Initiative zu dem Thema vorgegange­ne WLH betonte zudem: „Wir sind dafür angetreten, dass der Mensch im Mittelpunk­t steht und nicht der Straßenver­kehr.“Die schnelle, attraktive Durchfahrt sei in

Haan ausdrückli­ch nicht gewünscht, erklärten Vorsitzend­er Ernst Adam und Fraktionsc­hefin Meike Lukat: „Wir freuen uns sehr, dass dies nun auch vom Kreis entspreche­nd bei der Planung zur K5 gesehen wird.“

Der hat allerdings noch ein anderes Problem zu bewältigen, wie Hendele berichtete. Die Bezirksreg­ierung habe ihre Umwidmungs-Verfügung, mit der die Martin-Luther-Straße zur Kreisstraß­e wurde, seinerzeit ausdrückli­ch an die Planung des Büros Runge gekoppelt. Die ist nun aber Geschichte. „Wir werden“, sagte der Landrat, „jetzt das Gespräch mit der Behörde suchen“, um den Status quo beibehalte­n zu können. Damit nicht auch dort das Rad zurückgedr­eht werden muss.

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FOTO: STEPHAN KÖHLEN Sie verkündete­n die neue Entwicklun­g zu Turn- und Lutherstra­ße: v.l. Guido Mering (Tiefbauamt), Bürgermeis­terin Bettina Warnecke, Landrat Thomas Hendele und Stephan Kopp (Technische­r Dezernent Kreis Mettmann).

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