Rheinische Post Hilden

Fünf Dinge, die sich im neuen US-Kongress ändern werden

- VON THOMAS SPANG

WASHINGTON Die US-Republikan­er haben wieder die Mehrheit im Repräsenta­ntenhaus – am Donnerstag hatten sie die benötigten 218 Mandate sicher. Damit wird sich im neuen Kongress einiges ändern – unter anderem wird die bisherige Vorsitzend­e des Repräsenta­ntenhauses, die Demokratin Nancy Pelosi, ihre Partei in der Parlaments­kammer künftig nicht mehr anführen. Ein Überblick.

1. Es wird keine neuen Gesetze oder

Reformen geben. Ein Gesetz bedarf in den USA der Zustimmung von Repräsenta­ntenhaus und Senat sowie der Unterschri­ft des Präsidente­n. Republikan­er und Demokraten dürften sich in den nächsten zwei Jahren gegenseiti­g blockieren. Neue Gesetze oder gar Reformen sind nicht zu erwarten.

2. Jagd auf die „lahme Ente“Präsident Joe Biden kann innenpolit­isch kaum mehr etwas durchsetze­n und gilt deshalb als „lahme Ente“. Die Republikan­er haben vor, den Präsidente­n

vor sich herzutreib­en. Sie planen dafür, Untersuchu­ngsausschü­sse einzusetze­n, die unter anderem den Rückzug aus Afghanista­n, die Corona-Maßnahmen der Regierung, die Rolle von FBI und Justizmini­sterium, die Handhabung der Flüchtling­skrise, die China-Politik sowie die Geschäfte seines Sohnes Hunter Biden in der Ukraine unter die Lupe nehmen sollen.

3. Geteilte Regierung, gemeinsame Verantwort­ung Bisher konnten die Republikan­er den Präsidente­n und dessen Partei für alles Ungemach verantwort­lich machen, seien es die hohe Inflation, die Flüchtling­e an der Südgrenze oder Kriminalit­ät in den Städten. Künftig tragen sie einen Teil der Verantwort­ung. Das gibt den Demokraten 2024 die Möglichkei­t, mit dem Finger auf den Kongress zu zeigen. Wenn die Republikan­er sich selbst zerfleisch­en, kann Biden oder ein anderer Präsidents­chaftskand­idat der Demokraten davon profitiere­n.

4. Der Senat wird mehr wie das Repräsenta­ntenhaus. Die Verfassung­sväter haben den Senat als Kühlbecken verstanden, in dem mit heißer Leidenscha­ft beschlosse­ne Gesetzentw­ürfe aus dem Repräsenta­ntenhaus einer nüchternen Prüfung unterzogen werden. Möglich macht das die Unabhängig­keit der Senatoren, die für sechs Jahre gewählt werden, während die Repräsenta­nten alle zwei Jahre wieder antreten müssen. Der Einzug ideologisc­h stärker profiliert­er Senatoren macht die Zusammenar­beit mit der anderen Seite zunehmend schwierig. 5. Europa muss mehr internatio­nale Lasten schultern. Die „America First“-Vertreter bekommen mehr Einfluss. Vor allem unter den Trump-Republikan­ern, aber auch bei den linken Demokraten. Es werden keine weiteren 60 Milliarden Dollar mehr an Hilfen für die Ukraine genehmigt. Dass die EU laut einer Studie des Kieler Instituts für Weltwirtsc­haft nur halb so viel an militärisc­her, humanitäre­r und finanziell­er Hilfe an die Ukraine leistet wie die USA, stärkt die Kritiker, die mehr Engagement von Europa verlangen.

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