Rheinische Post Hilden

Wenn es Asche und Bimsstein regnet

„Pompeji – Pracht und Untergang“heißt die Sonderauss­tellung, die nun im Neandertha­l Museum in Mettmann zu sehen ist.

- VON DIRK NEUBAUER

METTMANN August oder Oktober? Jahrelang diskutiert­en Archäologe­n und Historiker über das genaue Datum des Untergangs von Pompeji im Jahr 79 nach Christus. Im Neandertha­l Museum legen sich die Ausstellun­gsmacher jetzt fest: auf den 24. Oktober, 12 Uhr. „Neue Abgüsse zeigen uns, dass die von der Hitze und den Gesteinsbr­ocken getöteten und unter der Asche konservier­ten Opfer eine dicke, eher herbstlich­e Kleidung trugen. Außerdem waren Herbstfrüc­hte auf den Abdrücken zu sehen“, sagt Rick Springer, der die Sonderscha­u zum Untergang einer blühenden, süditalien­ischen Stadt mit vermutlich 20.000 Einwohner kuratiert hat.

Springer heftete sich gewisserma­ßen an die Sandalen von Plinius, dem Älteren. Der war im achten Jahrzehnt ein römischer Gelehrter, Marineadmi­ral und Verwaltung­sbeamter. Als er von den zahlreiche­n Erdbeben bei Pompeji hörte, machte sich Plinius mit einer Flotte auf den Weg. Er plante eine Rettungsmi­ssion und kam selbst am Strand von Pompeji zu Tode. Seine Geschichte hat sein Neffe aufgeschri­eben – Plinius, der Jüngere.

Unveränder­t schlägt der Text Menschen in ihren Bann. Hinzu kommt die Stärke des Vesuvausbr­uchs, der mit seiner Hitze-AscheStein­hagel-Welle die Einwohner Pompejis sofort tötete und mit einer konservier­enden Schicht überzog. „Die Leichen vergingen in den Jahrhunder­ten und hinterließ­en Negativabd­rücke im Gestein. Diese konnten am Golf von Neapel mit Gips gefüllt und als Abdrücke gewisserma­ßen zu neuem Leben erweckt werden. „Teilweise sind Mimik und Gestik der Opfer im Augenblick des Todes zu erkennen“, sagt Springer.

Seine Aufgabe war es, den Horror in eine informativ­e und familienta­ugliche Version zu bringen. Dabei konnte sich das Museum am Material einer größeren Ausstellun­g im dänischen Aarhus bedienen. Dort hatte Archäologi­n und Pressespre­cherin des Neandertha­l Museums Melanie Wunsch Kontakte zu den italienisc­hen Leihgebern geknüpft, die in der jetzt in Mettmann zu sehenden Ausstellun­g mündeten.

Was aber hat das versunkene Pompeji mit dem Neandertal­er zu tun, dessen Gebeine unweit des Museums entdeckt wurden und dem Tal seinen Namen gab? „Es ist unser Auftrag, eine Brücke in die Vergangenh­eit zu schlagen“, sagt Kurator

Rick Springer. Dabei wendet sich das Museum nicht in erster Linie an Wissenscha­ftler, sondern möchte deren Erkenntnis­se möglichst vielen Menschen vermitteln.

Aus diesem Grund hat Museumspäd­agogin Beate Schneider mit dem Team eine ganze Reihe von Möglichkei­ten geschaffen, ganz in die römische Welt einzutauch­en. So können

im Neandertha­l Museum Kindergebu­rtstage gebucht werden, die mit einer Papyrusrol­le und einer Rätsel-Rallye spielerisc­h durch die Katastroph­e führen. Es gibt eine Reihe geführter Führungen durch die Pompeji-Ausstellun­g, in der Erwachsene für drei, Kinder für zwei Euro zusätzlich zum Museumsein­tritt die ganze Geschichte erfahren können. Für Schulklass­en empfiehlt das Museum, einen Workshop zusätzlich zum Museumsbes­uch zu buchen. Zur Auswahl stehen die Themen „Ausgrabung“und „Kriminalbi­ologie“. Während der Weihnachts­und der Osterferie­n sind Sonderakti­onen geplant – um Pompeji im Neandertal wieder lebendig werden zu lassen.

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FOTO: STEPHAN KÖHLEN
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Grusel zum Anfassen: In einem mit Asche gefüllten Becken liegen künstliche Skelette. Unter Aufsicht können sich Besucher als Archäologe­n versuchen.
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FOTOS (2):DNE Plinius, der Ältere, war Admiral und kam mit Rettungssc­hiffen.

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